Erstmals beteiligt sich auch die neue Galerie mytoro am Harburger Kulturtag. Künstler Toro zeigt an verschiedenen Orten in Harburg die Arbeiten von 40 eingeladenen Künstlern.
Harburg. Man merkt sofort, dass das Art Café mytoro kein gewöhnliches Café ist. Die Getränkekarten sind auf Farbpaletten geklebt, an den Wänden hängen zahlreiche Bilder und auf den Tischen stehen kleine Mini-Leinwände, an denen die Gäste sich künstlerisch betätigen können. Im vergangenen Mai hat der seit 1993 in Harburg lebende Künstler Toro das Café in der Unterführung zwischen Lüneburger Straße und Seevepassage eröffnet. In der angeschlossenen Galerie für Zeitgenössische Kunst, die derzeit noch für die Vorstellung der Projekte der Internationalen Bauausstellung genutzt wird, findet Mitte November dann auch die erste Ausstellung statt. Ein Vorgeschmack darauf erwartet alle Besucher beim Kulturtag am 26. Oktober.
„Ich lebe zwar schon 20 Jahre in Harburg und habe oft hier ausgestellt, aber beim Kulturtag war ich irgendwie noch nie dabei“, sagt Toro, der mit richtigen Namen Mentor Ejupi heißt und ursprünglich aus dem Kosovo stammt. „Dieses Jahr dachte ich mir, ich mache etwas Promotion für meine Galerie. Und plötzlich ist das Ganze richtig groß geworden.“ Man könnte auch sagen: Für seine Kulturtag-Premiere hat Toro sich richtig ins Zeug gelegt. Weil er seine eigenen Galerieräume eben erst im November nutzen kann, machte er sich auf die Suche nach anderen Locations und wird neben der Seevepassage und dem Gloriatunnel auch zwei Leerstände in der Lüneburger Straße, das Phoenix-Center, das Marktkauf-Center und die Harburg Arcaden mit unterschiedlichen Kunstwerken bestücken.
„Anfangs sollten es nur zwei Locations werden“, so Toro. „Aber irgendwie kamen immer mehr dazu. Damit die Leute auch alle Orte finden, werde ich einen Flyer drucken.“ Stilistisch reichen die gezeigten Arbeiten von Malerei über Installationen und Fotografien bis zu Objekten. Im Phoenix-Center wird Toro eine eigene Arbeit mit dem Titel „Liebesbriefe“ präsentieren. „Dort werden ein roter Teppich, ein roter Stuhl, ein roter Sessel und ein Briefkasten stehen“, so Toro. „Die Besucher können dann Liebesbriefe schreiben, die ich verschicken werde.“ Vorher allerdings werden sie eingescannt. Damit will Toro im November eine Wand seiner Galerie füllen. Im Marktkauf-Center soll derweil eine Installation von einem Künstler aus Tel Aviv zu sehen sein, weitere Installationen werden im Gloriatunnel und den Arcaden aufgebaut. An die Wände seiner Ladengalerie will Toro Malereien hängen, unter anderem auch von Hamburger Künstlern, und in zwei leer stehenden Räumen in der Lüneburger Straße erwartet die Besucher eine Fotoausstellung einer Künstlerin aus Österreich, die sich Selbstporträts widmet. Als Krönung wird auf einem Schaufenster in der Seevepassage laufend eine 42-minütige Videoprojektion gezeigt, die von Künstlern aus Großbritannien stammt. Dafür ist Toro extra nach London geflogen. „Eigentlich wollte ich sieben Künstler mitbringen, aber am Ende sind es 25 geworden“, sagt er. Insgesamt zeigt Toro am Kulturtag also Arbeiten von rund 40 Künstlern. „Das ist zumindest das Programm, das ich bis jetzt geplant habe“, sagt er und grinst. „Bis zum 26. Oktober kommt bestimmt noch etwas dazu!“
Bleibt eigentlich nur eine Frage: Wie hat Toro es geschafft, all das alleine auf die Beine zu stellen? „Weiß ich nicht!“, sagt er. „Ich habe einfach überall gefragt. Ich dachte, mehr als nein sagen können sie ja nicht.“ Wer will, kann Toros Kulturtag-Programm aber auch als Ansage verstehen. Dieser Mann meint es ernst, wenn es um Kultur in Harburg geht. Nicht umsonst hat er mit dem Harburger Bezirksamt einen Mietvertrag über zunächst zehn Jahre abgeschlossen. Sein Ziel sei es, auch internationale Künstler nach Harburg zu holen und den zuletzt heruntergekommenen Gloriatunnel aufzuwerten. „Die meisten Harburger kommen hier ja einfach nicht mehr her“, sagt er. „Aber ich kämpfe für meinen Stadtteil!“
Harburger Kulturtag am 26. Oktober 2013: Contemporary Art Gallery mytoro, Lüneburger Straße 1a (Gloriatunnel), 10 bis 20 Uhr. Zu sehen sind Malereien, Installationen und Projektionen von rund 40 Künstlern.