Container-Provisorium für den versprochenen Mensa-Trakt steht auf dem Schulhof. Doch die Katholische Schule Neugraben muss weiter auf ihren neuen Speisesaal warten.
Neugraben. Das knallrote, runde Verkehrsschild mit dem weißen Querbalken könnte symbolisch auch über der Geschichte des Mensa-Trakts der Katholischen Schule Neugraben (KSN) stehen. Lange versprochen und fast ebenso lange geplant, steht das Container-Provisorium zwar heute auf dem Schulgelände an der Cuxhavener Straße 379 gegenüber der Sporthalle – doch betreten, geschweige denn genutzt werden, darf es noch immer nicht.
„Wir sind die Baumeister für ein starkes katholisches Schulwesen“, mit diesem markigen Slogan feierte der Katholische Schulverband Ende September im Ansgar-Haus des Erzbistums Hamburg die Inthronisierung seiner neuen Doppelspitze Erhard Porten als Schuldezernent und Volker Reitstätter als Verwaltungsdirektor. Auch die weißen Bauhelme auf ihren Köpfen sollten den Auf- und Umbruch im System der 21 katholischen Grund- und Stadtteilschulen sowie Gymnasien mit fast 9500 Schülern symbolisieren.
Bekanntermaßen taucht die KSN in diesem Projekt nur noch als Streichwert auf. Bis 2023 soll der Stadtteilschulzweig gänzlich verschwinden und der Grundschulbereich deutlich verkleinert werden. Dennoch muss auch die KSN mit Beginn dieses Schuljahres eine Ganztagsbetreuung (GBS) anbieten. Dass dies mit den vorhandenen Räumlichkeiten kaum zu realisieren ist, war seit geraumer Zeit bekannt. Weshalb der Neugrabener Schule ein Containerkomplex zugesagt wurde, wie es auch viele staatliche Schulen inzwischen bekommen haben: zweigeschossig, mit Platz für Küche, Speisesaal und einem separaten Gruppenraum.
Das war bereits im vergangenen Jahr. Stehen sollte das Ganze zu Beginn des neuen Schuljahres, sprich Anfang August – bezugsfertig und benutzbar. Mitte August musste Reitstätter aber auf Nachfrage des Elternrats einräumen, dass sich die Übergabe des Mensa-Trakts verzögern werde. Eine „brandschutztechnische Prüfung“ hätte Auflagen ergeben, die „sehr teuer“ geworden wären. Auf Anraten eines Fachmanns sei deshalb auf die zweite Etage verzichtet worden, was aber die Suche nach einem neuen Standort nach sich zöge. „Ich gehe davon aus, dass die Container zur ersten/zweiten Septemberwoche genutzt werden können“, so Reitstätter in einer E-Mail.
Seine Prognose erwies sich als allzu optimistisch. Nach Problemen bei der Montage des vorgeschriebenen Fettabscheiders sowie Verzögerungen bei der Installation der Elektroanlage wie der Zuwegung sollte die neue Mensa nach dem Ende der Herbstferien in Betrieb genommen werden. Doch auch diesen Termin konnte der Katholische Schulverband nicht einhalten. Auf Abendblatt-Nachfrage teilte Verbandssprecher Christoph Schommer mit: „Leider ist es zu Terminkollisionen gekommen, so dass das beauftragte Unternehmen die Küche, die Schallschutzdecke und die vom Bauprüfamt vorgegebene zweite Fluchttür nicht – wie vorgesehen – in den Herbstferien einbauen konnte.“
Auch in Sachen Schulsport der ersten und zweiten Klassen hakt es weiter. Nach der Sperrung des Gemeindesaals von Heiligkreuz konnten durch Vermittlung der Schulbehörde zwar dienstags, donnerstags und freitags Hallenzeiten in der Frieda-Stoppenbrink-Schule und in der Stadtteilschule Süderelbe geblockt werden. Allerdings war der Schulverband bis dato nicht in der Lage, den dafür notwendigen Bustransport zu organisieren.
Wie sehr die Elternvertreter von den andauernden Verzögerungen genervt sind, erfuhren Reitstätter und Porten am Mittwochabend bei ihrem Besuch an der KSN. Dort schlug ihnen die geballte Verärgerung in deutlichen Worten entgegen. „Wir haben von der neuen Geschäftsführung eine deutlich andere Herangehensweise an die vielfältigen Probleme hier erwartet. Wie die eigenen Ankündigungen immer wieder kassiert werden, ist absolut enttäuschend. Mit jedem Tag sinkt die Zuversicht, dass der Verband Willens und in der Lage ist, die Endloskette an Negativmeldungen zu durchbrechen“, so Elternsprecher Thomas Hartwig.
Inzwischen wird von führenden Elternvertretern ernsthaft bezweifelt, ob eine Zusammenarbeit auf dieser Ebene überhaupt noch möglich sei. Der Vertrauensvorschuss in die neue Doppelspitze des Verbandes sei schon jetzt völlig dahin. Die letzte Chance ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, sieht der Elternrat jetzt in einem Moratorium: Für ein Jahr sollen die Beschlüsse des katholischen Schulentwicklungsplans hinsichtlich der KSN ausgesetzt werden, um noch einmal alle Chancen für einen Erhalt der Schule auszuloten.