Das Abendblatt stellt alle Teilnehmer des Harburger Kulturtags vor. Heute das Archäologische Museum, das im Rahmen einer Matinée die neue Ausstellung „Raubgräber – Grabräuber“ eröffnet.

Harburg. Wenn der Nachwuchs zehn Jahre alt wird, darf das Geschenk schon mal etwas größer ausfallen. Das Archäologische Museum Hamburg, das für die Organisation des Harburger Kulturtags zuständig ist, hat sich zur zehnten Auflage der Kulturveranstaltung am 26. Oktober deshalb für einen ganz besonderen Programmpunkt entschieden. „Wir werden im Rahmen einer Matinée um 10 Uhr unsere neue Ausstellung „Raubgräber – Grabräuber“ eröffnen“, sagt Prof. Dr. Rainer-Maria Weiss, Vorstand des Archäologischen Museums. Die vom Landesmuseum Natur und Menschen Oldenburg übernommene Ausstellung, die anschließend noch bis zum 26. Januar 2014 zu sehen sein wird, widmet sich faszinierenden Fundgeschichten und erläutert lebendig, wie Raubgräberei unser kulturelles Erbe unwiederbringlich zerstört.

„Wie der Titel schon andeutet, ist das ein brisantes Thema, das in der Ausstellung aufgegriffen wird“, sagt Museumspädagogin Yvonne Krause. „Es geht zum einen darum, was Archäologie überhaupt ist, warum es so wichtig ist und wie Archäologen arbeiten, und zum anderen eben um die Problematik von Raubgräberei.“ Ist ein Grab oder eine Fundstätte nämlich erst einmal geplündert, ist der wissenschaftliche Nutzen nicht mehr gegeben. „Bei einer Ausgrabung geht es nicht nur um das Objekt selbst, sondern auch um die Fundumstände“, erklärt Krause, die selbst studierte Archäologin ist. „Das ist wie in der Kriminaltechnik.“

Um die Funde zeitlich und inhaltlich einordnen zu können, ist die Fundtiefe genauso wichtig wie die Anordnung der Fundstücke oder mögliche benachbarte Objekte. „All das liefert den Wissenschaftlern Aufschlüsse“, so Krause. „Aber wenn Raubgräber in Bodendenkmale eindringen und aus Profitgier oder Interesse graben, ist der wissenschaftliche Nachweis nicht mehr zu führen. Die Echtheit eines Objekts ist nur noch schwer nachzuweisen.“

Ein imposantes Beispiel aus der Ausstellung ist die aus der Bronzezeit stammende Himmelsscheibe von Nebra. „Ein berühmter Kriminalfall, der filmreif ist“, so Krause. Gefunden wurde die Himmelsscheibe 1999 von zwei Raubgräbern, die sie Mithilfe eines Metalldetektors in einer Steinkammer auf dem Mittelberg nahe der Stadt Nebra in Sachsen-Anhalt entdeckten und wenig später auf den illegalen Markt brachten. „Das Ganze zog sich über drei Jahre, in der die Himmelsscheibe immer wieder den Besitzer wechselte“, so Krause. „Bis die Hehler über einen fingierten Ankauf des zuständigen Landesarchäologen zusammen mit der Schweizer Kriminalpolizei dingfest gemacht werden konnten. Dadurch wurden später auch die Raubgräber selbst gefasst, die sich bereit erklärten, die Fundumstände aufzuklären.“ So konnte die Echtheit der Scheibe schließlich doch noch bewiesen werden.

Im Archäologischen Museum Hamburg wird eine Kopie der Himmelsscheibe zu sehen sein. Der Wert des Originals ist nämlich unschätzbar, der Versicherungswert lag 2006 bei 100 Millionen Euro. Die Himmelsscheibe gilt als die weltweit älteste konkrete Himmelsdarstellung und als einer der wichtigsten archäologischen Funde aus dieser Epoche. Seit Juni dieses Jahres gehört sie deshalb zum Unesco-Weltdokumenterbe. Doch auch jenseits der Himmelsscheibe gibt es in der Ausstellung viele spannende Funde zu sehen, deren Geschichten mit umfangreichem Informationsmaterial aufbereitet sind. Die archäologischen Forschungen zur Römerschlacht am Harzhorn werden genauso thematisiert wie der Goldfund von Gessel im Jahr 2011. „Außerdem betreiben wir Aufklärung, welche Möglichkeiten es für Laien gibt, sich sinnvoll an archäologischer Forschung zu beteiligen“, so Krause. „Zum Beispiel kann man einen Sondenschein machen, damit man weiß, wie man richtig damit umgeht. So können die Leute ihrem Hobby nachgehen, aber die Ergebnisse bleiben trotzdem wissenschaftlich auswertbar.“

Damit auch jüngere Gäste einen Zugang zu der Ausstellung finden, gibt es übrigens einen speziell auf Kinder ausgerichteten Teil. „Ein kleiner Hamster leitet sie durch die Ausstellung“, erklärt Krause. Dazu kommen kindgerechte Texte und Mitmach-Stationen. Ab sechs Jahren sei die Ausstellung geeignet. Nach dem zweistündigen Festakt stehen Museumsführer für Fragen zur Verfügung.

Harburger Kulturtag am 26. Oktober 2013: Archäologisches Museum Hamburg, Museumsplatz 2, Eröffnung der neuen Sonderaustellung „Raubgräber – Grabräuber“ um 10 Uhr.

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