An dem mehr als 100 Jahre alten Haus in der Julius-Ludowieg-Straße 9 sollten Arbeiter die Fassade für eine Dämmung vorbereiten und schlugen Teile des alten Stucks ab. Den Auftrag gab die Sprinenkhof AG.
Harburg. Jetzt ruiniert die Stadt Hamburg selber ihre schützenswerte Altbauten, und erledigt damit, was Bombenangriffe und Umweltverschmutzung bislang nicht geschafft haben. Es geht um das mehr als 100 Jahre alte Haus in der Julius-Ludowieg-Straße9. Hier hat unter anderen die SDP-Fraktion Harburg ihre Geschäftsstelle angemietet, und SPD-Bürgerschaftsabgeordneter Sören Schumacher aus Harburg hat hier sein Abgeordnetenbüro. Das Haus gehört der Hansestadt Hamburg. Verwaltet wird es von der städtischen Verwaltungsgesellschaft, der Sprinkenhof AG. Als er am Freitag sein Büro betreten wollte, fiel er aus allen Wolken. Die Fassade des Hauses war eingerüstet. Und an der Wand hing ein rosafarbener Zettel mit Amtsstempel von der Bauprüfabteilung des Bezirksamtes Harburg, auf dem „Baueinstellung/Nutzungsuntersagung“ stand.
Was war passiert? „Am 9. September bekamen wir Mieter ein Schreiben von der Sprinkenhof AG, das uns darüber informierte, dass das Haus eine Wärmedämmung bekommen solle. Dann wurde Montag das Gerüst aufgestellt und die Arbeiter haben schon mal losgelegt und die Fassade wohl für die Dämmung vorbereitet. Leider haben sie dabei auch Teile der alten Stuckelemente abgeklopft“, sagt Schumacher. Das Bezirksamt bekam Wind von den Bauarbeiten und hat noch am Mittwochabend einen sofortigen Baustopp verhängt. „Für diese Baustelle und das Anbringen eines Wärmedämm-Verbundsystems ist keine Baugenehmigung von unserer Bauprüfabteilung erteilt worden. Und es hat auch keine Abstimmung mit dem Denkmalschutzamt gegeben“, sagt Bettina Maak, Sprecherin der Harburger Bezirksverwaltung. Und die Bauprüfabteilung habe prompt mit dem Baustopp reagiert, um weitere Schäden durch die Bauarbeiten an dem Haus zu verhindern.
Das Haus, so die Verwaltungssprecherin, stehe unter Denkmalschutz. Was die bisher angerichteten Schäden betreffe, könne die Bauprüfabteilung der Harburger Bezirksverwaltung noch keinen Aussage treffen. Aber im benachbarten Rathaus hofft man, dass der Baustopp noch rechtzeitig kam.
„Ich bin ernsthaft erschüttert und überrascht darüber, dass eines der schönsten Häuser in der Julius-Ludowieg-Straße in direkter Nachbarschaft zum denkmalgeschützten Harburger Rathaus derart grob misshandelt wird, indem Bauarbeiter im Auftrag der SprinkenhofAG an der Fassade den Stuck abschlagen“, empört sich der Abgeordnete Schumacher. Und dass ein städtisches Unternehmen es versäumt, sich für eine solche Baumaßnahme eine Baugenehmigung einzuholen, so der SPD-Politiker, „ist schlichtweg lächerlich“.
Auch die Tatsache, dass die Mieter des Hauses erst eine Woche vor dem Beginn der Bauarbeiten darüber per Brief informiert worden seien, spreche „nicht eben für ein professionelles Management“ bei der SprinkenhofAG, sagt Sören Schumacher.
Bei der SprinkenhofAG räumt Vorstandsmitglied Jan Zunke zwar ein, dass „das unsere Baustelle ist“, sieht den Fauxpas aber etwas gelassener. „Nach meinem Kenntnisstand steht das Rathausensemble in direkter Nachbarschaft zwar unter Denkmalschutz, aber nicht die Hausnummer9. Aber wir werden das mit der Bauprüfabteilung in Harburg und mit dem Denkmalschutzamt in der kommenden Woche klären“, sagt Zunke. Zu der nicht vorhandenen Baugenehmigung will der Sprinkenhof-Mann sich erstmal nicht näher äußern, auch das werde in der nächsten Woche geklärt, sagt er.
Über die Höhe des bereits enstandenen Schadens am Haus werde er sich umgehend informieren. „Wir arbeiten viel und gut mit dem Hamburger Denkmalschutzamt zusammen. Wenn das etwas beschädigt worden und reparabel ist, werden wir das natürlich wieder in Ordnung bringen. Es passieren auch mal Fehler“, sagt Zunke.