Neue Verwaltung ignoriert die Musikgemeinde. Der markante Backsteinbau verfügt über eine außergewöhnliche Akustik. Immer wieder finden deshalb namhafte Klangkörper den Weg in Hamburgs Süden.
Heimfeld. Die Friedrich-Ebert-Halle am Alten Postweg genießt unter Liebhabern der klassischen Musik einen erstklassigen Ruf. Der markante Backsteinbau verfügt über eine außergewöhnliche Akustik. Immer wieder finden deshalb namhafte Klangkörper den Weg in Hamburgs Süden.
Was auch und vor allem ein Verdienst der Musikgemeinde Harburg ist. Im 83. Jahr organisiert sie bis zu zehn Konzerte pro Saison. Doch dieses Engagement der 13, ausnahmslos ehrenamtlich tätigen Mitarbeiter ist nun ernsthaft in Gefahr.
Gegründet wurde die Musikgemeinde 1930. Anlass war der Neubau von Heimfelds größtem Schulkomplex. Mittendrin entstand die Ebert-Halle, seinerzeit konzipiert als Stadthalle für Harburg mit 1160 Plätzen. Bewirtschaftet wurde sie aber jahrzehntelang von Schulbau Hamburg, weil sie dem Friedrich-Ebert-Gymnasium vor allem als Schulaula diente.
"Das war für uns auch gar kein Problem. Auf dem kurzen Dienstweg konnten wir mit der Schulleitung bisher unsere Termine koordinieren, weil wir praktisch der erste Ansprechpartner waren", so Siegfried Bonhagen, der die Geschicke der Musikgemeinde bereits seit 1967 lenkt. Doch das könnte sich jetzt deutlich schwieriger gestalten, fürchtet der 73 Jahre alte Geschäftsführer.
"Mit der Auflösung von Schulbau Hamburg übernahm GMH, Gebäudemanagement Hamburg, die Rolle des Bewirtschafters", so Holger Reinberg vom Harburger Fachamt Sozialraummanagement in einer Verwaltungsvorlage. Die GMH feilt derzeit nicht nur an einem neuen Bewirtschaftungskonzept, sie will auch ein eigenes Centermanagement einsetzen.
"In der Halle steckt viel Potenzial, das wir über eine bessere Vermarktung noch effizienter ausschöpfen wollen", sagte Katharina Knothe von der GMH bei der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Kultur, Bildung, Sport und Stadtteilentwicklung. In einem mehrseitigen Positionspapier definierte die GMH jetzt einen sogenannten Nutzungsvorrang, in dem die Musikgemeinde gar nicht mehr vorkommt. Priorität haben nach wie vor Veranstaltungen des Ebert-Gymnasiums. Auf Rang zwei kommen andere Harburger Schulen, gefolgt von kulturell wirkenden Institutionen des Bezirks, gewerblichen und sonstigen Nutzern.
"Das ist ein Unding", so Bonhagen. Da seien offenbar Leute am Werke gewesen, die sich mit der Materie nur unzureichend auskennen: "Wenn wir uns mit unseren Terminen jetzt auch noch nach allen anderen Harburger Schulen richten müssen, wird die Fixierung der Konzerte für die Musikgemeinde zur Quadratur des Kreises." Dass die Musikgemeinde zum Teil einen zeitlichen Vorlauf von zwei Jahren braucht, um Spitzenorchester wie die Hamburger Philharmoniker nach Harburg zu holen, sei dem neuen Management anscheinend nicht bewusst.
Das ärgert Bonhagen umso mehr, als er bereits im Oktober 2004 in einem von der Bezirksversammlung Harburg beschlossenen Antrag wichtige und notwendige Investitionen für die Ebert-Halle anmahnte, um den Fortbestand dieses "deutschlandweit einzigartigen Konzertsaals" zu sichern. "Dass es hier einen riesigen Investitionsstau gibt, war schon damals offensichtlich", so Bonhagen. Wesentliche, die Bausubstanz erhaltende Maßnahmen wie eine neue Verfugung der Außenfassade und der Einbau hochwertiger Fenster mit Holzrahmen werden aber erst Mitte Juni beginnen, also fast neun Jahre nach Bonhagens Vorstoß.
Immerhin gab es 2009 von der Kulturbehörde 40.000 Euro für die Renovierung der Orgel und ein Jahr später 15.000 Euro für die Auffrischung der Künstlergarderobe. Und auch die Tonanlage sowie die Beleuchtung wurden 2010 modernisiert. Zu den vielen Kuriositäten rund um die Friedrich-Ebert-Halle zählt gleichwohl das Thema energetische Sanierung. Weil eine Außendämmung aus Gründen des Denkmalschutzes ausscheidet, hatte es Pläne gegeben, die Halle von innen zu dämmen.
"Damit wäre die einmalige Akustik unwiederbringlich dahin gewesen, was aber zum Glück verhindert werden konnte", so Bonhagen. Dass es kürzlich auch noch Diskussionen gegeben hat, wer denn wohl für die Reinigung des schönen Wandteppichs gegenüber der Orgel aufkommen müsse, buchte der engagierte Musikmanager inzwischen als Posse am Rande ab. "Ich kann nur hoffen, dass mit dem Hallenmanagement Fachleute betraut werden, denen die spezielle Gemengelage bewusst ist", so Bonhagen. Alles andere könne nämlich dazu führen, den Kulturstandort Harburg irreversibel zu schädigen.