Die Organisatoren nichtkommerzieller Veranstaltungen beklagen eine zunehmende Intoleranz vieler Bürger.
Dass ein Schauplatz wie die Freilichtbühne im Harburger Stadtpark nur fünf Tage im Jahr mit elektronisch verstärkter Musik bespielt werden darf, ist kaum nachvollziehbar. Damit wird die unabhängige, kreative Kulturszene in Ermangelung alternativer Flächen bewusst ausgegrenzt und aus dem öffentlichen Raum verbannt.
Das besagte Amphitheater im Grünen existiert laut Auskunft des Bezirksamts seit 1926. Interessant wäre die Frage, wie viele der protestierenden Nachbarn auch nur annähernd so lange vis-a-vis wohnen. Sie erinnern fatal an jene Mitbürger, die in die Nähe von Sportplätzen ziehen, um sich dann über den Lärm trainierender Kinder zu beschweren. Oder noch absurder, über das "schier unerträgliche" Plop, wenn ein Hockeyball auf einen Hockeyschläger trifft.
Mitten in der Stadt beschaulich wie auf dem Lande leben zu wollen, ist ein Widerspruch in sich. Dass lärmsensible Seelen eine derart rigide Nutzungsregelung wie im Falle der Freilichtbühne durchsetzen können, spricht nicht gerade für den Willen zu einem toleranten, vielfältigen und multikulturellen Gemeinwesen. Und der vorauseilende Gehorsam von Verwaltung und Lokalpolitik für wenig Mut und Bereitschaft zur unbequemen Konfrontation.
Bedenklicher ist aber, dass bei der Genehmigung von Veranstaltungen ganz offenbar mit zweierlei Maß gemessen wird. Dass tradierte Feste wie das Vogelschießen einen so viel höheren Stellenwert genießen als kreative Festivals wie "Keine Knete - trotzdem Fete", erscheint zunehmend anachronistisch. Wer die Jugend gewinnen will, braucht frische Ideen. Anderenfalls wird Harburg in Sachen alternative Kunst und Kultur auch in Zukunft nur eine unbeachtete Außenseiterrolle spielen.