Betreuungs-Engpass-Notruf soll in Neu Wulmstorf Eltern entlasten. Die Planungen laufen auf Hochtouren – im Sommer soll das Projekt starten.

Neu Wulmstorf. Der Alltag vieler Familien ist gut organisiert. Doch nicht alles ist immer und überall planbar. Berufstätige Eltern stehen plötzlich vor großen Problemen, wenn sie länger arbeiten müssen oder die Bahn nicht pünktlich fährt, Kinder aber zu einer bestimmten Zeit aus der Kita abgeholt werden müssen oder zuhause ein pflegebedürftiger Angehöriger wartet. Genau für solche Fälle möchte Brigitta Wagner aus Neu Wulmstorf künftig den sogenannten "Betreuungs-Engpass-Notruf" (B.E.N.) in der Gemeinde anbieten. Die Planungen laufen auf Hochtouren; spätestens zum Sommer soll das Projekt an den Start gehen.

"In meinem Kopf ist alles schon von vorne bis hinten durchgeplant und funktioniert blendend. Aber wir brauchen noch ein bisschen Vorlaufzeit, um alles auf den richtigen Weg zu bringen", gibt die Vorsitzende des Vereins Tagesmütter und -väter des Landkreises Harburg zu verstehen. Die nächsten Wochen wolle sie beispielsweise nutzen, um ein verlässliches Registrierungssystem aufzubauen, Karteikarten anzulegen, Qualitätsstandards festzuschreiben und weitere Betreuungspersonen zu akquirieren. "Momentan besteht unser Team aus zehn Männern und Frauen unterschiedlichen Alters, aber wir können noch weitere Unterstützung gebrauchen", sagt Wagner. Wer bei B.E.N. mitmachen möchte, muss neben ehrenamtlichem Engagement und persönlicher Eignung zudem ein aktuelles Führungszeugnis mitbringen und Kenntnisse in Erster Hilfe nachweisen können. Pädagogische Berufserfahrung sei zwar hilfreich, aber nicht zwingend notwendig.

Bevor der Betreuungs-Engpass-Notruf im Sommer offiziell an den Start geht, soll es in Kürze noch eine Informationsveranstaltung für alle Mitarbeiter und interessierte Eltern geben. Das Angebot der Notfallbetreuung besteht allerdings schon jetzt. Seit zwei Jahren bietet die qualifizierte Tagesmutter Berit Kitzmann Eltern bei plötzlichen Todesfällen in der Familie, schwerer Krankheit oder Unfällen ihre Unterstützung an. Bei Krankheit, Überstunden, Verkehrsbehinderungen und in anderen unvorhersehbaren Situationen können sich Eltern ab sofort auch an Brigitta Wagner unter der Telefonnummer 040/85 40 15 04 wenden.

Später soll dafür dann eine zentrale Rufnummer eingerichtet werden. "Es wird zwei Notruf-Telefone geben. Eines davon habe ich, das andere wird unter den Kollegen weitergereicht. Unser Ziel ist es, ein verlässliches Angebot für Eltern zu schaffen und 24 Stunden am Tag erreichbar zu sein", sagt die Erzieherin. Wer die Nummer wählt, erhält "unbürokratisch und umgehend" die passende Unterstützung. Muss ein Kind beispielsweise an einem Montag pünktlich aus der Kita abgeholt und danach für einen kurzen Zeitraum weiter betreut werden, weil die Mutter länger arbeitet, sucht Wagner aus einem Pool an Ehrenamtlichen die passende Hilfe heraus und stellt den Kontakt her. Die Eltern zahlen für die Dienstleistung zwischen 8,50 und 9,50 Euro pro Stunde. Abgerechnet wird direkt mit der Betreuungsperson. Der Verein der Tagesmütter- und Väter des Landkreises Harburg und auch das Familienservicebüro der Gemeinde Neu Wulmstorf treten lediglich als Vermittlungsplattform auf.

Die Idee für die Erweiterung des bestehenden Notfall-Angebots um unvorhersehbare Situationen im Familienalltag entstand auf einer der vielen Arbeitsgemeinschafts-Treffen des "Lokalen Bündnisses für Familie" in Neu Wulmstorf. "Immer wieder wurde in Gesprächen deutlich, dass ein großer Bedarf an flexiblen Betreuungsangeboten besteht", erzählt Erzieherin Brigitta Wagner. Auch die ersten Ergebnisse des vom Bundesfamilienministerium geförderten Pilotprojekts "Kommunale Familienzeitpolitik" hätten belegt, dass Angebote und Öffnungszeiten von Kinderbetreuungsangeboten, Ämtern und Geschäften oft nicht auf Notsituationen im Alltag eingestellt sind. "Gerade in Familien, in denen beide Eltern berufstätig sind, wie es in Neu Wulmstorf häufig der Fall ist, sind die Bedingungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf entscheidend für ein Familienleben", sagt Neu Wulmstorfs Bürgermeister Wolf-Egbert Rosenzweig. Um auch in Zukunft die Gemeinde attraktiv zu gestalten, sei es wichtig, Zeitkonflikte für Familien zu verringern.