Die geplante Überquerung am Harburger Lotsekai wird nicht nur teurer, sie wird auch nicht zur IBA fertig. Nicht spezialisierte Firma.
Harburg. Der Traum von der Einweihungsfeier für die neue Lotsekaibrücke rechtzeitig zur Eröffnung der Internationalen Bauausstellung (IBA) im Frühjahr 2013 ist ausgeträumt. Die neue Drehbrücke scheint nicht nur viel teurer zu werden als geplant. Auch der Termin der Fertigstellung ist kaum noch zu halten. Nach Informationen des Hamburger Abendblatts scheint die Firma, die derzeit den Zuschlag für den Bau der Brücke bekommen soll, nicht eben spezialisiert auf den Bau von Brücken zu sein.
Auf Nachfrage des Abendblatts bestätigt die Sprecherin des Landesbetriebs Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG), Helga Lemcke-Knoll, "dass die planmäßige Fertigstellung der Drehbrücke zur Eröffnung der IBA nicht gewährleistet werden kann". Zum laufenden Verfahren der Ausschreibung und zur Firma, die den Zuschlag bekommen soll, will sich Lemke-Knoll aber nicht äußern. Der LSBG ist zuständig für die Ausschreibung der Bauarbeiten. Auftraggeber ist die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt. Bezahlt werden soll die neue Drehbrücke aus den Mitteln für die Binnenhafenentwicklung. "Soweit ich gehört habe, kommt diese Firma aus Süddeutschland und hat sich bislang nicht unbedingt mit dem Bau von Brücken in der Metropolregion Hamburg beliebt gemacht", so Harburgs CDU-Fraktionschef Ralf-Dieter Fischer. Wie berichtet, waren ursprünglich rund 1,5 Millionen Euro für das Bauwerk eingeplant. Der Landesbetrieb schrieb das Projekt aus.
"Dem LSBG hatte dann ein Angebot von HC Hagemann über rund sechs Millionen Euro vorgelegen. Dieses Angebot war dem Landesbetrieb zu hoch. Deswegen sollte diese Firma aus Süddeutschland den Zuschlag bekommen, die mit 3,65 Millionen Euro weit unter Hagemanns Angebot lag", sagt Fischer. Über diesen Preisunterschied, so der CDU-Poitiker könne man sich schon wundern. In der jüngsten Sitzung des Stadtplanungsausschusses der Bezirksversammlung Harburg stand dann das Angebot von 3,65 Millionen Euro Baukosten für das ambitionierte Vorhaben zur Debatte. Die Drehbrücke ist Teil des Gesamtprojektes "Sprung über die Elbe" und als direkte Verlängerung der Schlossstraße zur Schlossinsel gedacht. Die Gremien des Bezirks Harburg beschäftigen sich mit dem Thema Lotsekaibrücke, weil Harburg Mitspracherecht bei der Planung der Drehbrücke hat.
"Ich lege Wert auf eine zeitgerechte Lösung. Der Bezirk Harburg möchte einen Fußweg vom Kanalplatz zur Schlossinsel und zur IBA haben", stellt Harburgs Bezirksamtsleiter Thomas Völsch (SPD) unmissverständlich klar. Klar ist auch: Wenn der Auftrag tatsächlich neu ausgeschrieben werden müsste, weil, so ein Harburger Abgeordneter, "die jetzige Firma nicht mal ihren eigenen Preis halten kann", dann kann sich das Projekt noch lange hinziehen.
In der jüngsten Sitzung der Bezirksversammlung sollte der Beschluss für den Bau des Stadtplanungsausschusses nachvollzogen werden. Das Thema wurde wegen "der Probleme bei der Ausschreibung" vertagt. Außerdem meldete die CDU Beratungsbedarf an. Was Harburgs Politik in keinem Fall akzeptieren will, und da scheinen sich alle Fraktionen ausnahmsweise mal einig zu sein, dass der Bedarf an zusätzlichem Geld für die Drehbrücke zu Lasten anderer Binnenhafen-Projekte, wie beispielsweise die Sanierung der Kaimauern am Kanalplatz oder am Veritaskai und die Verlegung des Beach-Clubs, gehen würde. Schon mehrfach hatte es aus Senatskreisen in der Vergangenheit geheißen, die Mittel für den Binnenhafen müssten gestreckt werden.
Aber die geplante Drehbrücke ist nicht nur aus Sicht des Bezirkes von größter Wichtigkeit. Auch die Investoren, die gerade an den Wohnprojekten auf der Schlossinsel arbeiten, hatten auf eine rechtzeitige Verbindung für Fußgänger und Fahrradfahrer von der Schlossstraße zur Schlossinsel gebaut. Bei ihnen steht der Bezirk Harburg im Wort. "Diese Brücke ist für die Anbindung des Quartiers Schlossinsel von elementarer Wichtigkeit für die neuen Bewohner, und natürlich lebt auch der IBA-Park davon, dass die Besucher zu Fuß auf die Schlossinsel kommen können", sagt Frank Lorenz, Geschäftsführender Gesellschafter der Projektentwicklung GmbH Lorenz+Partner, die derzeit ihr Wohnquartier Marina umsetzt. Aber natürlich, so Lorenz weiter, "können wir die Marina nicht einfach unter den Arm klemmen und wegtragen, wenn die Drehbrücke nun doch nicht rechtzeitig gebaut wird". Mit einem Provisorium könne man leben, sagt Lorenz, aber eben nur damit.