Die Kulturwerkstatt und Harburger Grüne wollen neue Diskussion über den Sinn der Schutzanlage. Sie halten die Unfallgefahr für gering.
Harburg. In der kommenden Woche sollten die Arbeiten am Geländer im Binnenhafen eigentlich beginnen. So jedenfalls lautete noch am Donnerstag die Auskunft des Harburger Bezirksamtes auf Nachfrage des Abendblatts. Aber offenkundig sind die Mitarbeiter der Verwaltung ihrer Zeit weit voraus. Bereits am Donnerstag dieser Woche stand ein erster Teil des Metallgeländers, das Unfälle im Binnenhafen verhindern soll, an der Kaimauer. Unfälle, die es in den letzten zehn Jahren nicht gegeben habe, und die auch in Zukunft nicht zu befürchten seien, meinen Peter Schulze, Sprecher des Kreisvorstandes der Harburger Grünen, und Gorch von Blomberg von der Kulturwerkstatt Harburg. Hier könne man allerhöchstens aus einem Meter Höhe ins Wasser fallen, und das, so sagen beide, rechtfertige kaum die "Verschandelung des Charmes des Binnenhafens". "Außerdem ist es für Kinder und Erwachsene ein Leichtes, zwischen die Querstangen durch oder über das Geländer hinüber zu klettern, um dann direkt an die Kaimauer zu gelangen", sagt Schulze. Von Blomberg wird eine Petition bei der Hamburger Bürgerschaft einreichen und hofft, damit die Diskussion über den Metallzaun neu zu eröffnen.
+++++Ein Hafen, der gar keiner ist+++++
Der Binnenhafen habe das Zeug, so Peter Schulze, "eine große Besucherattraktion in Harburg und zu einem neuen Treffpunkt und Herz der Region Süderelbe zu werden. Dazu sollte der Bezirk mit dem maritimen Charakter des Binnenhafens punkten und dafür den besonderen, teils sehr rauen Charme unbedingt bewahren. Mit einem komplett umlaufenden Geländer direkt am Kai würde vom Hafenflair jedoch nur wenig übrig bleiben und so eine einmalige Chance für Harburg vergeben. Den Harburger Grünen seien die Sicherheitsbedenken des Bezirks sehr wichtig. Vor allem mit Blick auf kleine Kinder müsse sorgfältig geprüft werden, "wie in Wassernähe etwa Spielplätze und Flächen in der Nähe von Kitas gesichert werden können", sagt Peter Schulze. Aber dieses Geländer sei völlig übertrieben, "rechtlich nicht notwendig und gefährdet außerdem die Sicherheit und den ungehinderten Zugang der an- und ablegenden Schiffe", so Schulze. Er fordert, städteplanerische und rechtliche Alternativen zu suchen.
"Herr Völsch setzt damit lediglich eine Entscheidung seines Vorgängers Torsten Meinberg um. Es wäre besser, den Prozess anzuhalten und noch einmal in die Diskussion mit Bürgerbeteiligung und mit Fachleuten zu treten. Wenn sich herausstellt, dass dieses Geländer einer städtebaulichen Prüfung nicht standhält, dann muss es eben wieder abgebaut werden", so Schulze weiter. Das sei dann bitter, weil das Geländer schließlich mit Steuergeldern bezahlt worden sei.
Wie berichtet, hatte sich Bezirksamtsleiter Völsch in den vergangenen Wochen nicht von seinen Plänen, ein Geländer bauen zu lassen, abbringen lassen. Auch die Ankündigung der Traditionsschiffer, nicht mehr zum Binnenhafenfest in Harburg anlegen zu wollen, falls dort ein solches Geländer stehe, hatte den Chef im Harburger Rathaus nicht umstimmen können. "Wir bauen im Binnenhafen keinen Bretterzaun. Bei der geplanten Maßnahme handelt es sich um ein Schutzgeländer, das ab einer bestimmten Höhe auf Grund der Vorschriften der Hamburgischen Bauordnung aus Sicherheitsgründen einfach erforderlich ist, und wie sie auch an anderen Stellen der Stadt gang und gäbe ist", hatte der Bezirksamtsleiter durch seine Sprecherin Beatrice Göhring mitteilen lassen.
Weder Schulze noch von Blomberg lassen sich davon beeindrucken, dass die Verwaltung an der Hafenkante am Kanalplatz und am Lotsekai gerade vollendete Tatsachen schafft. Gorch von Blomberg will noch an diesem Wochenende eine Petition an die Hamburger Bürgerschaft einreichen. Eine erste Petition hatte er mit etwa 70 Unterschriften von Unterstützern bereits an Völsch geschickt. "Herr Völsch hat die Petition an die Bezirksversammlung weitergegeben. Uns geht es aber darum, dass das Thema auch auf einer anderen Ebene diskutiert wird. Denn ich kann mir vorstellen, dass die Abwägung aus dem Kreis der Bezirksinternen nicht alle die Faktoren bei der Diskussion berücksichtigt hat, die Anlieger und Nutzer des Binnenhafens hätten beitragen können", sagt Gorch von Blomberg und will mit seiner neuen Petition erreichen, dass der Eingabeausschuss der Bürgerschaft sich mit dem Metallzaun im Harburger Binnenhafen beschäftigt.
"Auch wenn wir jetzt dabei zusehen müssen, wie der Zaun täglich wächst, werden wir das Thema sicherlich nicht beerdigen", so von Blomberg. Genau wie Peter Schulze glaubt von Blomberg keineswegs, dass das Schutzgeländer in der Tat seine vom Bezirksamt so hartnäckig angesagte Schutzfunktion erfülle. Da ist er mit dem Grünen-Politiker einer Meinung. "Das schärfste Argument für den Zaun ist der Schutz für Kinder, die nicht ins Wasser fallen sollen", sagt er. Aber dieses Geländer halte kein Kind davon ab, sagt er.
Völsch hatte angekündigt, der Kanalplatz sei zukünftig für freies Liegen von Schiffen vorgesehen. Am Lotsekai werde ein großer Teil der freien Liegeplätze für einen Traditionsschiff-Hafen freigehalten. Dazu Schulze: "Genau die können wegen des Geländers hier nicht mehr gefahrlos an- und ablegen."