Schock bei Veranstaltern: Nachdem der Abriss 2011 noch abgewendet werden konnte, scheint das Ende jetzt besiegelt. Hilft Regisseur Fatih Akin?

Hamburg. „Für dieses Vorhaben ist nach § 75 bzw. § 76 Abs. 1 der Hamburgischen Bauordnung (HBauO) … die Nutzung der baulichen Anlage untersagt. Betrifft: (Nutzung) der Lagerhalle als Veranstaltungsraum“

Ist mit diesen dürren Worten auf einem Aushang des Bezirksamtes Mitte das Ende einer Kult-Halle in Hamburg besiegelt?

Seit Freitag, 31. August, hängt die amtliche Mitteilung an der Halle in Wilhelmsburg, die 2009 durch den Film „Soul Kitchen“ von Fatih Akin weit über die Hansestadt hinaus berühmt wurde. Nach dem Kino-Erfolg – der Geschichte, wie die Schließung eines Restaurants in der Halle verhindert wird… - wurde die alte Halle ohne Heizung Treffpunkt und Veranstaltungsort. Wilhelmsburg hatte plötzlich ein attraktives Plätzchen, an dem sich Szene, Stadtteilkultur und der Nimbus von Prominenz aufs Beste zu verbinden schien. Schätzungsweise mehr als 200 Veranstaltungen sind inzwischen in der „Soul-Kitchen“-Halle über die Bühne gegangen.

Umso größer ist jetzt der Schock bei Hamburgerinnen wie Hannah Simonis: „Wir wollten dort am 6. Oktober das 4. Freigeistern Eintages-Festival veranstalten.“ Es sei eine „kleine unkommerzielle Veranstaltung, die immer größer, bunter und schöner geworden ist, in die wir sehr viel Herzblut gesteckt haben“. Von der Sperrung der Halle völlig überrumpelt, suchen die „Freigeister“ nun eine Ersatzlocation – „unvorstellbar, das Ganze jetzt abzusagen“. Dabei sollte das Soul-Kitchen-Areal der perfekte Ort für das Mini-Festival „mit Live-Musik, unglaublicher Lichtkunst, Performances“ und mehr sein.

+++Fatih Akins Soulkitchen in Wilhelmsburg droht der Abriss+++

+++Doch kein Abriss: Happy End für die Soulkitchen+++

Schon seit längerem gibt es Pläne, die „Soul Kitchen“-Halle platt zu machen. Im September 2011 wurde bekannt, dass die Sprinkenhof AG den Nutzungsvertrag mit den Hallenbetreibern kündigen will. In der Finanzbehörde ist von Bodensanierungen die Rede, da die mehr als 16.000 Quadratmeter große Fläche, auf der die alte Lagerhalle steht, unter anderem mit Arsen verseucht sein soll. Nachdem sich zahlreiche Unterstützer, wie auch Regisseur Akin, gegen den Abriss des Wilhelmsburger Treffpunktes gewandt hatten, bekamen die Hallenbetreiber noch eine Schonfrist bis Ende 2012. Die Sperrung der Halle für Nutzungen, die seit Freitag amtlich ist, ist offenbar die Vorbereitung des geplanten Abrisses.

Bisher ist bekannt, dass die Stadt das Industrie-Areal in Wilhelmsburg, auf dem die Soul-Kitchen-Halle steht, ab 2014 vermarkten will. Ob erneute Proteste die Behörde noch einmal umstimmen können, wird sich zeigen. Regisseur Fatih Akin sagte im September 2011 dem Abendblatt: „Ich hoffe sehr, dass die Halle ein kultureller Treffpunkt bleiben kann. So einen Ort gibt es viel zu selten.“