Viele engagierte Menschen dekorieren ihre Häuser weihnachtlich und sind an einem Tag Gastgeber für alle ihre Nachbarn
Die Idee, einen lebendigen Adventskalender zu gestalten, kommt aus der Schweiz, dort begehbarer Adventskalender genannt. In den Kirchengemeinden tauchen Lebendige Adventskalender etwa ab dem Jahr 2000 auf - als eine Art Gegenbewegung zu Kommerz und Konsumverhalten in der Adventszeit. Zumeist werden die Lebendigen Adventskalender ökumenisch veranstaltet wie zum Beispiel in Stade und Buxtehude.
Auch in den Landkreisen Lüneburg, Stade und Harburg finden sich jedes Jahr viele engagierte Menschen, die ihr Haus weihnachtlich dekorieren und an einem Tag Gastgeber sind. Die Nachbarn kommen entweder an jedem Adventstag oder an ausgesuchten Tagen zusammen. Die Treffen beginnen am Abend und dauern in der Regel nicht länger als eine halbe Stunde. Meistens werden Süßes, Knabbereien sowie Tee, Punsch oder Glühwein verteilt. In Freiburg (Landkreis Stade) beteiligen sich neben Privatpersonen auch viele Geschäftsleute an der Tradition.
Jeder kann am Lebendigen Adventskalender teilnehmen, junge Familien, Neuzugezogene und Alteingesessene. Die Begegnung ist sehr niedrigschwellig. In städtischen Gemeinden ist die Beteiligung meistens geringer als im
dörflichen Bereich, wo bis zu 100 Menschen zu den Fenstern kommen.
Den größten Lebendigen Adventskalender gab es im Jahr 2005 innerhalb der evangelischen Landeskirchen in Württemberg: 24 Kirchen in ganz verschiedenen Orten im Land hatten jeweils an einem Tag geöffnet und luden bei Kirchenführungen, Adventsmusik und Besinnungen ein, dem Adventstrubel für eine Weile zu entkommen und den Advent ganz anders zu genießen.
Den ersten selbst gebastelten Adventskalender gab es im 19. Jahrhundert. Religiöse Familien hingen nach und nach 24 Bilder an die Wand. Eine andere Form war die des Abzählens: Kindern wurde die Wartezeit auf Weihnachten verkürzt, indem 24 Kreidestriche an die Wand gemalt wurden. Die Kinder wischten jeden Tag einen Strich weg. Aber auch mit dem täglichen Abbrennen einer Adventskerze wurde die Zeit bis Heiligabend verkürzt.
Der erste gedruckte Kalender erschien im Jahr 1902 in einer Evangelischen Buchhandlung in Hamburg: Eine Weihnachtsuhr für Kinder. Anfang der 1920er-Jahre verbreiteten sich die Kalender mit Türchen zum Öffnen. Dahinter steckte jeweils ein Bild.
Kalender, die mit Schokolade gefüllt waren gab es ab 1958. In jüngster Zeit verbreiten sich immer mehr selbst gebastelte Kalender mit 24 Geschenken. Oft stecken diese in Jute-Säckchen. Aber es gibt auch ausgefallene Ideen wie etwa Pinguin- oder Ritterburg-Adventskalender.