Mojib Latif, Professor für Meteorologie an der Universität Kiel und vielen aus den Medien bekannt, hielt einen Vortrag im Wirtschaftsgymnasium.
Harburg. Der Ressourcen-, Umwelt- und Klimaschutztag wird ernst genommen an der Handelsschule mit Wirtschaftsgymnasium am Göhlbachtal. Laut Direktor Michael Schulz gibt es zwei Arten von Klimawandel: Zum einen die globale Erwärmung, zum anderen "muss es einen Klimawandel bei den Schülern zu einem stärkeren Umweltbewusstsein geben", sagt er. Und das beginne "in den Köpfen".
200 Schüler haben sich zu diesem Zweck in der Pausenhalle versammelt. Denn Schulz hat Mojib Latif, Professor für Meteorologie an der Universität Kiel und vielen aus den Medien bekannt, zum Vortrag geladen. Er erklärt den Schüler unter anderem den Klimawandel, berichtet vom Treibhauseffekt, vom Anstieg des Meeresspiegels und von deprimierenden Klimakonferenzen. "Da streiten sich die USA und China, wer den Anfang bei der CO2-Reduzierung macht und in der Zwischenzeit saufen beide Länder ab", sagt er. Besonders CO2, das in die Atmosphäre gerät, verstärke den Treibhauseffekt und sorge für die globale Erwärmung. "Nun gibt es ja Menschen, die leugnen, dass es ein solches Phänomen überhaupt gibt", so Latif. Zweifler könne man mit dem Abschmelzen der Pol begegnen. Dort schreite der Klimawandel etwa doppelt bis dreimal so schnell voran als in anderen Regionen. Die Nordost-Schifffahrtsroute zwischen Grönland und Ostasien sei im Sommer ohne Eisbrecher befahrbar. Ein Effekt, mit dem man eigentlich erst 2070 gerechnet hatte. "Das sorgt unter anderem dafür, dass der Meeresspiegel ansteigt", so Latif. Länder wie Bangladesh würden deshalb irgendwann von der Landkarte verschwinden, wenn die Regierungen nicht gegensteuern. "Das ist ja das Fatale, es trifft nicht diejenigen, die für den Klimawandel verantwortlich sind, nämlich die westlichen Wirtschaftsmächte, sondern die Ärmsten der Armen", so der Professor.
Politik müsse engagierter als zuvor auf die Wirtschaft einwirken, um einen Wandel hervorzurufen. "Wir erzeugen Energie wie die Steinzeitmenschen, durch Verbrennen. Dabei gibt es Alternativen. Die müssen verstärkt genutzt werden." Ein Umbau der Weltwirtschaft, eine Transformation in Richtung erneuerbare Energien sei nötig. Deutlich spricht er sich gegen Atomkraftwerke und Mineralölindustrie aus. "Wir haben in Fukushima und im vergangenen Jahr im Golf von Mexiko während des Ölunfalls gesehen, wie schnell Ökosysteme zerstört werden können."
Dann spricht er die Schüler direkt an. "Jeder Einzelne kann etwas für den Klimaschutz tun und seinen Lebenswandel darauf ausrichten." So verbrauche jeder Deutsche pro Jahr zehn Tonnen CO2.
"Heftig", sagt Seda Kilic, 19, die die Höhere Handelsschule besucht. Latif habe den Klimawandel und seine Folgen sehr informativ erklärt. Hat der Vortrag Einfluss auf ihr eigenes Umweltbewusstsein? "Eigentlich nicht. Ich weiß gar nicht, wo ich da anfangen soll."
Auch Angelika Ossowski, 16, ist beeindruckt von Latif. "Es ist schon bedrohlich, was da abgeht. Immerhin trenne ich Zuhause schon mal den Müll, um einen kleinen Beitrag zu leisten." Auch Lucas Stege hat damit begonnen. "Keine Ahnung, was ich noch unternehmen kann."
Hier kommt Direktor Schulz ins Spiel. Die Schule erhält unter anderem dank Sponsoren wie dem Hamburger Abendblatt, eine Wetterstation. Immer wieder weist er seine Schüler darauf hin, sorgsam mit Strom und anderen Energieressourcen umzugehen. Zum Aktionstag sind auch Prof. Michael Braungart und TU-Chef Garabed Antranikian gekommen. An Themenstationen können sich die Schüler informieren.
Außerdem fertigen Lehrer mit den Jugendlichen Umhängetaschen aus alten Landkarten. Am Nachmittag wird Umweltsenatorin Jutta Blankau, die zu Gast ist, eines der Exemplare erhalten. Schleswig Holstein und Teile Dänemarks sind draufgedruckt. "Die Karten wären verbrannt worden. Was für eine Verschwendung", sagt Schulz. Er setzt darauf, dass bei seinen Schützlingen "etwas hängen bleibt über Klimawandel und wie man etwas dagegen unternehmen kann." Vom Lehren zum Handeln sei es bei vielen noch ein weiter Weg.
Mojib Latif erhofft sich indes, dass auch von jungen Menschen stärkerer Druck auf die Politik ausgeübt wird. "Hamburg ist Umwelthauptstadt. Allerdings passt das Kohlekraftwerk hier im Süden so gar nicht zu diesem Siegel."