Die Bundesagentur für Arbeit (BA) plant bundesweit neue Zuständigkeitsbereiche für ihre Agenturen.
Winsen. Nach den jetzt bekannt gewordenen Plänen soll der Zuständigkeitsbereich der Arbeitsagentur in Stade um die Landkreise Harburg, Cuxhaven, Rotenburg an der Wümme und Osterholz erweitert werden.
Die jetzigen Außenstellen, darunter auch Winsen und Buchholz, die derzeit zur Arbeitsagentur Lüneburg gehören, sollen zwar erhalten bleiben. Für bestimmte Dienstleistungen wäre dann künftig aber nur noch die Hauptstelle in Stade zuständig. Harburgs Landrat Joachim Bordt (FDP) reagierte mit "großer Verwunderung und Unverständnis" auf die Pläne der Bundesagentur. Bordt: "Da sollen gewachsene und bewährte Strukturen nach Gutsherrenart und ohne Not zerschlagen werden." Er, so Bordt, frage sich, welche Vorteile das für den Landkreis und seine Bürger bringen solle
"Die vorläufigen Planspiele der BA sind mit den Landkreisen nicht abgestimmt. Die Bundesagentur für Arbeit soll sich auf ihre Kerngeschäft, die Arbeitsvermittlung, konzentrieren, statt sich mit ständigen Reformen selbst zu beschäftigen.", kritisiert der Landrat diesen Vorstoß. Seiner Ansicht nach erscheine der neue Gebietszuschnitt "strukturpolitisch gesehen wenig durchdacht".
Wirtschaft und Arbeitsmarkt im Landkreis Harburg sind auf die Metropolregion Hamburg ausgerichtet. Da mache, so Bordt, ein gemeinsamer Bezirk "mit einem stark nach Bremen orientierten Landkreis wie Osterholz daher in meinen Augen wenig Sinn". Die ungewöhnlich scharfe Kritik aus dem Winsener Kreishaus richtet sich auch gegen die Größe der von der BA geplanten Gebietszuschnitte. Bordt: "Da hat der Moloch BA in Nürnberg einen wahren Moloch von Arbeitsagenturbezirk ausgebrütet." Bisher werden die Menschen ohne Arbeit im Landkreis Harburg in Winsen oder Buchholz betreut.
Wollen sie aber bestimmte Dienstleistungen von der Bundesagentur in Anspruch, müssen sie jetzt nach Lüneburg fahren. Lüneburg ist für sie weitaus besser zu erreichen, als Stade. Joachim Bordt: "Wenn die BA ihre bisherigen Planspiele tatsächlich umsetzt, dann müssen sich diese Menschen auf deutlich längere Fahrtwege einstellen. Bürgernähe sieht anders aus."
Er werde sich "entschieden für eine Beibehaltung der bestehenden Strukturen einsetzen". Eine erste Möglichkeit hat Bordt dazu Mitte August. Bis dahin soll die Agentur für Arbeit Lüneburg eine Stellungnahme zu den Plänen der BA abgeben. Bordt hofft darauf, dass der Verwaltungsausschuss der Agentur in seiner Stellungnahme die Position des Landkreises Harburg berücksichtigt. Und Bordt steht nicht allein mit seiner Forderung, die alten Strukturen der BA beizubehalten. Sein Amtskollege Manfred Nahrstedt (SPD), Landrat des Landkreises Lüneburg, ist ebenfalls wenig erfreut über die Pläne der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg.
Harburgs Landrat Joachim Bordt wird sich außerdem direkt an den Vorstand der Bundesagentur für Arbeit mit seiner Kritik wenden. Außerdem wolle er die beiden Bundestagsabgeordneten aus dem Landkreis Harburg, Michael Grosse-Brömer (CDU) und Nicole Bracht-Bendt (FDP) für das Thema sensibilisieren. Bordt: "Ich werde alle mir möglichen Hebel in Bewegung setzen, um die Entscheidung in der BA zu verhindern."