Wer Besucher belauscht, hört Äußerungen wie: “Ich weiß gar nicht, wo ich zuerst hinschauen soll, das sind zu viele Eindrücke auf einmal.“
Bispingen. Die "Iserhatsche" ist das "Neuschwanstein des Nordens", ein "Berg der Sammelleidenschaften", Hochzeitstempel und Sammlerparadies, Biermuseum und biblischer Schauplatz, Märchenschloss und Ort preußischer Selbstdarstellung. Und das ist noch lange nicht alles. Wer einige der monatlich 5000 Besucher des Bispinger Landschaftsparks belauscht, hört typische Äußerungen wie: "Ich weiß gar nicht, wo ich zuerst hinschauen soll, das sind zu viele Eindrücke auf einmal."
Geheiratet wird hier im kreisrunden Trauzimmer, hinterher wird im "Sala del Monte" mit den Hochzeitsgästen gefeiert. Die Sammlungen in der Iserhatsche (schwedisch für "Eisenherz") sprengen jeden üblichen Rahmen - hier sind 16.000 Bierflaschen aus 168 Ländern zuhause, 200.000 Streichholzschachteln, dazu eine ungenannte - aber im Zweifelsfall hohe - Zahl an Etiketten von Sahnedöschen für den Kaffeegenuss, von Zuckerpäckchen und von Käseeckenaufklebern.
Des Hausherrn Uwe Schulz-Ebschbachs künftiger Sitzsarg mit Sichtfenster und Mobiltelefon ist hier, das Diana-Sanssouci-Zimmer, das "schönste Zimmer Deutschlands" mit Barockmöbeln und -leuchtern, eine D-Mark-Sammlung mit Münzen von 1948 bis 2001 und der künstliche Berg "Montagnetto" mit Wasserfall und Vulkan. Die Bibel kommt in Erinnerung, wenn der Besucher die 30 Meter lange Arche Noah besichtigt - die 300 Tiere sind zwar nur aus Holz, doch von Künstler Jan Krause eindrucksvoll modelliert.
Der Eindruck dieses einzig- und etwas eigenartigen Domizils wird klarer, wenn der Betrachter beginnt, Parallelen zu ziehen. Den Preußenkönig Friedrich den Großen mit Schloss Sanssouci und seinen bayerischen Kollegen Ludwig II. nennt Schulz-Ebschbach als Vorbilder.
Ursprünglich als Zuflucht für den Fall, "dass die Russen kommen", kaufte vor 25 Jahren der heute 70-jährige Berliner Malermeister Uwe Schulz-Ebschbach das 23 Hektar große Grundstück bei Bispingen, das vorher ein Schullandheim für Berliner Kinder war. Doch "die Russen" kamen bekanntlich nicht, aus der Reaktion auf die Propaganda des Kalten Krieges wurde die pure Lust am Gestalten eines Alterswohnsitzes, wie ihn sonst keiner hat.
"Ich weiß, dass ich gut bin", erklärt der Berliner und Wahlheidjer, der "20 Stunden am Tag arbeitet", am Sonntag aber nur 19 Stunden. "Leistung bringen" ist sein Thema, und Schulz-Ebschbach untermauert das mit einer Vielzahl moralischer und moralisierender Sprüche an den Wegen seines kunstvoll rekonstruierten preußischen Gartens. Nein, an Selbstvertrauen mangelt es ihm ganz und gar nicht: "Ich mache alles ohne Staatsknete." Und "dass ich hier den halben Ort beschäftige, das sieht keiner".
Schulz-Ebschbach hat auch kein Problem, sich mit den Touristikern der Heideregion anzulegen. So sei Lüneburger-Heide-Geschäftsführer Ulrich von dem Bruch "noch nie" in der Besucherattraktion Iserhatsche gewesen, auch von der Bispinger Verwaltung wäre etwas mehr Unterstützung zu wünschen. Schulz-Ebschbach wirkt wie einer, der sich solche Kritik leisten kann.
Weil der Wanderer- und Radlerbus "Heide-Shuttle" nicht an der Iserhatsche hält - was Schulz-Ebschbach nicht versteht -, hat er einen eigenen Shuttle-Bus organisiert, der vom Hamburger ZOB zu seiner Heideresidenz fährt und abends wieder zurück.
Die Ideen gehen ihm nicht aus: Ein englischer Garten ist ebenso in der Planung wie ein "Erdmännchenpfad". Neuestes Projekt ist neben der niedersächsischen Arche Noah der Nachbau des baden-württembergischen Schlosses Lichtenstein aus Weinflaschen. Eine Million davon braucht Schulz-Ebschbach, jede Woche klappert er die Lokale der Region ab und sammelt leere Flaschen ein. Ob er aber das mit der geplanten Sammlung getragener Büstenhalter auch ernst meint, ist unklar.
Die Iserhatsche ist ganzjährig geöffnet, von April bis Oktober täglich von 10 bis 18 Uhr. Eintritt für Erwachsene zwölf Euro, für Kinder von sieben bis zwölf Jahren acht Euro, darunter ist der Eintritt frei.