Durch die Trockenheit kommt auch der Dünger nicht an die Wurzeln

Holtorfsloh. "Wie viel Regen habt ihr denn gehabt?", begrüßt ein Berufskollege den Kreislandwirt Willy Isermann bei der Besichtigung des Versuchsfeldes in Holtorfsloh. Das ist zurzeit die wichtigste Frage für die Bauern. "Viel zu wenig", ist die Antwort von Kreislandwirt Isermann, dessen Betrieb in Toppenstedt liegt. Vor allem auf der Geest und in der Heide leiden die Bauern unter dem extrem trockenen Frühling.

"Wir haben große Sorgen. Seit dem 15. April scheint die Sonne, da haben wir die Regenmaschinen rausgeholt, und seitdem sind die im Einsatz", sagt Isermann. In den vergangenen drei Jahren sei der Klimawandel schon deutlich zu spüren gewesen. Doch so etwas wie in diesem Jahr habe er in seiner 32-jährigen Tätigkeit noch nie erlebt, erklärt er.

Der Einsatz der künstlichen Bewässerung "verursacht Riesenkosten" und ist arbeitsintensiv, bringt viele Betriebe an ihre Schmerzgrenze. Die Beregnung "ist für uns sehr wichtig geworden" und werde in Zukunft immer wichtiger. Wo die Beregnung per Maschine nicht möglich ist, sei die Situation sogar katastrophal.

Während sich auf den besseren Böden rund um Nenndorf und Klecken der Verlust mit rund zehn Prozent noch in Grenzen halte, sei anderswo ein Ertragsrückgang bis zu 50 oder gar 70 Prozent zu erwarten. In ganz Westeuropa herrscht in diesem Frühjahr Trockenheit, doch die Globalisierung federt die Folgen für die Verbraucher ab. Die Ukraine und wohl auch die USA erwarteten Rekordernten, so Isermann. Die Getreidepreise tendieren deshalb nach unten.

Langfristig muss die Landwirtschaft wohl auf die Folgen des Klimawandels reagieren - dafür will die Landwirtschaftskammer Niedersachsen mit ihren Versuchsreihen den Bauern die nötigen Daten liefern. Verschiedene Sorten Weizen und Gerste werden in Sicht- und Hörweite der A 7 auf wichtige Kriterien geprüft: Wie wirken sich Düngung und Pflanzenschutz aus, welche Sorten kommen besser als andere mit den gegenwärtigen Stressbedingungen, mit der Trockenheit und den mit der Wärme verbundenen Krankheiten, zurecht?

Die Antworten interessieren die Bauern - 30 Landwirte und Vertreter von Beratungsringen lassen sich in Holtorfsloh über die aktuellen Ergebnisse informieren. "Möglichst hoher Ertrag bei geringem Aufwand" sei das Ziel, betont Willy Isermann. Was besser sei - möglichst viel Düngung und Pflanzenschutz oder gar der Verzicht auf beides? Die Antwort überrascht kaum: "Der Mittelweg ist das Beste", versichert Versuchsstationsleiter Klaus-Dieter Schlichtmann von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen.

Bei der Trockenheit in diesem Frühjahr komme "der Dünger bei den Wurzeln gar nicht an", weiß Willy Isermann. Und wenn es jetzt doch noch regnet, dann "hilft das den Landwirten nicht mehr". Das Getreide sei bereits vertrocknet. Auch andernorts sei die Lage ernst: Milchviehbetriebe hätten vom ersten Silageschnitt "fast nichts" gehabt.

Einer, der in seiner Tätigkeit viel herumgekommen ist und seit 1983 wohl jeden Betrieb in der Region kennengelernt hat, wurde mit Dank und Lob in den Ruhestand verabschiedet: Wolf Hoppe, Pflanzenschutzberater bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, erläuterte nach 28 Jahren im Dienst zum letzten Mal die Ergebnisse der Herbizidversuche.