Schon fast 1000 Anträge beim Landkreis für Zuschüsse an bedürftige Kinder
Winsen. Das Interesse an den Bildungsgutscheinen steigt. Im Landkreis werden immer mehr Anträge auf Zuschüsse für Klassenfahrten, Nachhilfeunterricht oder Vereinsbeiträge an bedürftige Kinder eingereicht. "Uns liegen derzeit knapp 1000 Anträge für das Bildungs- und Teilhabepaket des Bundes vor. Da wir unser Antragsverfahren vereinfacht haben, muss nicht für jede einzelne Leistung ein eigener Antrag gestellt werden. In diesen 1000 Anträgen sind demnach etwa 2500 verschiedene Bildungsgutscheine beantragt", sagt Reiner Kaminski, Leiter des Fachbereichs Soziales bei der Kreisverwaltung in Winsen.
Um weitere Familien, die von Hartz IV leben oder Wohngeld bekommen, dazu zu animieren, diese Leistungen für ihre Kinder in Anspruch zu nehmen, hat der Bund nun noch einmal die Frist für rückwirkende Anträge bis zum 30. Juni verlängert. Bis zu diesem Stichtag können die Bildungsgutscheine, mit denen beispielsweise auch die Beiträge für Musikschulen gefördert werden, rückwirkend zum 1. Januar 2011 beantragt werden.
Außerdem hat der Landkreis Harburg eine Informationskampagne "Mitmachen möglich machen" an allen Schulen und Kindertageseinrichtungen gestartet. "So wird sicher gestellt, dass alle bezugsberechtigten Familien mit Kindern von den Leistungen erfahren und sie in Anspruch nehmen können", sagt Kreishaussprecher Georg Krümpelmann.
Mit dem Bildungs- und Teilhabepaket sollen Kinder und Jugendliche aus Familien mit geringem Einkommen gefördert und unterstützt werden.
Zwei Mitarbeiter im Jobcenter, die der Landkreis Harburg eingestellt hat, bearbeiten derzeit die knapp 1000 Anträge, zwei weitere Mitarbeiter sollen noch eingestellt werden, und Kaminski rechnet damit, dass auch vier Sachbearbeiter auf Dauer kaum ausreichen dürften.
Aufgelegt wurde das Bildungspaket von der Bundesministerin für Arbeit und Soziales, Ursula von der Leyen (CDU). Und inzwischen ist auch die Finanzierung der Förderung klar. Die in Berlin bereit gestellten Gelder werden nach bestimmten Schlüsseln verteilt. Demnach stehen Niedersachsen in diesem Jahr 121 Millionen Euro zu. Das Land gibt, ebenfalls berechnet nach Schlüsseln, rund 2,7 Millionen Euro an den Landkreis für Transfer- und Verwaltungskosten weiter. Würden alle Leistungsberechtigten die Bildungsgutscheine im vollen Umfang beantragen, die ihnen zustehen, käme für den Landkreis eine Ausgabe von etwa 6,4 Millionen Euro zusammen. Die Differenz müsste der Landkreis Harburg aus eigener Kasse beisteuern.
Reiner Kaminski: "Ich bin nach wie vor der Meinung, dass es enorm wichtig ist, diese Kinder besonders zu unterstützen. Aber die Umsetzung und der enorme bürokratische Aufwand, mit dem wir hier vor Ort die Sache betreiben müssen, verdient Kritik. Das hätte viel schlanker umgesetzt werden können, dabei wären mit Sicherheit mehr finanzielle Mittel in die Förderung geflossen, nämlich dahin, wo sie gebraucht werden, als dies jetzt der Fall ist." In dieser Woche werden Kaminski und seine Mitarbeiter im Kreishaus die Politik über den Sachstand beim Bildungspaket informieren.