Hamburgs einziger “Beamter im Fußstreifendienst“ innerhalb der Wasserschutzpolizei geht in Pension
Harburg. Seine Mütze und die Uniform hat Polizeihauptkommissar Reimer Stollberg an den Haken gehängt. Sein Schreibtisch ist aufgeräumt, die letzten offiziellen Telefonate erledigt. Noch einmal hat er die Runde durch den Harburger Binnenhafen gemacht. Wie immer zuerst mit einem Blick zum Himmel, bevor er sich für das Auto, das Fahrrad oder für einen Dienstspaziergang entschieden hat. Wie auch immer.
Alle wissen Bescheid: Hamburgs einziger "Beamter im Fußstreifendienst" innerhalb der Wasserschutzpolizei Hamburg geht in Pension.
"Eigentlich sollte ich schon im letzten Jahr Rentner werden", sagt der 61 Jahre alte Hafenpolizist, "doch es gab eine Planänderung und somit eine Verlängerung der Dienstzeit um ein Jahr." Das passte ihm. "Diese Zeit brauchte ich, um Abschied zu nehmen." Abschied von seinem Revier Harburger Binnenhafen. Ein Netzwerk aufbauen, Kontakte pflegen, Brücken bauen und nach dem Rechten gucken - das gehörte zu seinen Aufgaben als "Beamter im besonderen Fußstreifendienst". Im Binnenhafen nannten ihn viele auch "Küstennaher Beamter" - kurz "Künabe".
Reimer Stollberg wuchs in Bredstedt (Schleswig-Holstein) auf. Dänisch bezeichnet er als Muttersprache und von seinen Plattdeutschen Sprachkenntnissen konnten sich schon die NDR-Radiohörer überzeugen.
Angefangen als Krabbenfänger in Husum, begann er 1973 seine berufliche Laufbahn bei der Wasserschutzpolizei Hamburg. Vor 15 Jahren kam der Hafenpolizist schließlich in den Süden der Stadt und übernahm das Harburger Revier. Vom Moorburger Hauptdeich entlang der Deichkrone im Westen bis an die Niedersächsische Grenze im Osten und bis zur Bahnlinie an der Hannoverschen Straße.
Privat ist Reimer Stollberg eine "Landratte". In Regesbostel (Niedersachsen) zu Hause, engagiert er sich als Bachpate für Naturverbände, pflanzt Bäume und organisiert Ferienaktionen für die Kinder im Dorf. Seinen Buscherump tauscht er oft mit "Blaumann" für Treckereinsätze oder Helm und Lederoutfit für Motorradfahrten. An das "Rentnerfon", wie er sein neues Handy liebevoll bezeichnet, "muss ich mich erst gewöhnen. Es klingelt laut, so dass ich es beim Rasenmähen hören kann."
Für den Harburger Binnenhafen wünscht er sich, "dass er seinen dörflichen Charakter behält." Dazu würden dann auch Wohnschiffe gehören, die "hoffentlich bald offiziell erlaubt werden", sagt er.
Hafenpolizist Reimer Stollberg geht nicht, ohne tschüss zu sagen. Am kommenden Freitag, 1. April, kehrt er zurück in sein ehemaliges Revier, um sich persönlich von seinen Kollegen, Bekannten und Hafenfreunden in den Räumen der Kulturwerkstatt am Kanalplatz 6 zu verabschieden. Das ist eine Gelegenheit für alle, seinen Nachfolger, Polizeioberkommissar Heiko Friedenstab, kennenzulernen. Reimer Stollbergs Lebensgefährtin Inge kommt etwas später. Sie feiert parallel ihr 40-jähriges Jubiläum in der Volksbank Geest Hollenstedt.
Wer Reimer Stollberg persönlich seine guten Wünsche für den neuen Lebensabschnitt "Ruhestand" mitteilen möchte, "ist herzlich zu meiner Abschiedsfeier willkommen", sagt er. Statt Geschenke wünscht er sich etwas ganz anderes: "Eine Spende für die Kulturwerkstatt."