Harburg: Hamburgs einziger Wasserschutzpolizist im Fußstreifendienst. Reimer Stollberg nennt seinen Job “küstennaher Beamter“. Bei Firmen und Bootseigner ist er ein gern gesehener Besucher.

Harburg. Der Harburger Binnenhafen gewinnt in Hamburg immer mehr an Bedeutung. Channel, das Silo, Kaispeicher, die geplante Bebauung der Schloßinsel sind schon seit längerem viel beachtete Themen. Einer, der das Gebiet wie seine eigene Westentasche kennt, ist der "Bürgernahe Beamte" Reimer Stollberg (55). Er ist der einzige, im Volksmund sogenannte "BünaBe", in ganz Hamburg, der als Wasserschutzpolizist im besonderen Fußstreifendienst eingesetzt wird. Und das in diesem Monat seit genau zehn Jahren.

Das Revier von Reimer Stollberg ist durch seine Nähe zum Wasser schon ein ganz besonderes. Es erstreckt sich vom Moorburger Hauptdeich im Westen, entlang der Deichkrone bis an die Grenze zu Niedersachsen im Osten. Die Bahnstrecke an der Hannoverschen Straße in Harburg bildet eine weitere Markierungslinie. "Wenn man es ganz genau nimmt, bin ich eigentlich ein küstennaher Beamter", sagt er.

Für die Bootseigner und Firmeninhaber im Harburger Hafen- und Industriegebiet ist der bürgernahe Wasserschutzpolizist im Laufe der Jahre ein sehr guter Bekannter geworden. Er schaut nicht nur nach dem Rechten, wenn er an der Wache Am Überwinterungshafen 1 zu seiner Streife startet. Mal mit dem Auto, dem Fahrrad oder zu Fuß. "Das entscheide ich oft nach einem Blick zum Himmel", sagt er. "Mein längster Fußmarsch dauerte fünf Stunden." Die Arbeit von Reimer Stollberg ist umfangreich und bietet reichlich Abwechslung. Viel Spaß bereiten ihm vor allem die Aufgaben, die im Binnenhafen auf ihn warten. Die Liste ist lang. Da sind zum einen die üblichen Kontrollgänge, bei denen er ein wachsames Auge auf all das wirft, was ihm ungewöhnlich erscheint.

Er löst Nachbarschaftskonflikte und begleitete sogar schon einmal eine ängstliche Frau zum Gericht, damit sie dort eine Aussage machen konnte. Daneben ist die Kontaktpflege zu allen Menschen, die im Harburger Binnenhafen arbeiten oder gar wohnen ein ganz wichtiger Part. "Vertrauen ist alles", sagt Reimer Stollberg. "Denn auch die Nachbarn passen auf und melden sich bei mir, wenn etwas nicht okay ist."

Eine von ihm erstellte Datei enthält alle wichtigen Anprechpartner für eventuelle Notfälle in den Betrieben. Bei seinen regelmäßigen Rundgängen stoppt Polizeioberkommissar Stollberg an den Bootshäusern auf der Pionierinsel in Neuland. Hier erwartet ihn Bootsbauer Oliver Michalski (44), wenn es gerade paßt, zu einem kleinen Klönschnack bei einem Pott Tee zum Aufwärmen. "Ich freue mich jedes Mal über den Besuch", sagt Michalski. "Es ist ein gutes Gefühl, wenn jemand da ist, der hier mit aufpaßt."

Reimer Stollberg wuchs in Bredstedt auf und bezeichnet Dänisch als seine Muttersprache. Perfekt lernte er sie von seiner in Dänemark gebürtigen Mutter und in der dänischen Schule. Jetzt wohnt er auf dem platten Land in Regesbostel, fährt Motorrad und Trecker. Doch ohne Wasser geht es nicht. Als Kapitän dürfte Reimer Stollberg mit seinem Patent vom englischen Kanal bis zur norwegischen Küste fahren. Auch liegt ihm die Sportschiffahrt am Herzen. Vereine bis Geesthacht und Drage laden ihn oft zu Vorträgen ein. Wasser und Menschen sind eben sein Metier.