Seehafenstraße, Karnapp und eine verlegte Seevestraße sollen künftig zur Hauptroute des Binnenhafens werden
Harburg. Noch rollt der Hauptverkehr mitten durch das Stadtentwicklungsgebiet des Harburger Binnenhafens. Aber damit soll bald Schluss sein. Harburg will zur Entlastung des neuen Vorzeigestadtteils eine Umgehungsstrecke im Verlauf von Seehafenstraße, Karnapp und Seevestraße ausbauen. Die Seevestraße soll dabei eine neue Trassenführung erhalten und etwas 150 Meter weiter nördlich an die Hannoversche Straße anbinden.
Harburgs Baudezernent Jörg Heinrich Penner erwartet, dass eine jetzt vorliegende Machbarkeitsstudie zur neuen Seevestraße in der zweiten Sitzung des Stadtplanungsausschusses, noch im Mai, von den Abgeordneten diskutiert werden kann.
Aber das Gutachten sieht seinen Angaben nach nicht mehr die große Lösung mit einem Kreisverkehr vor. Penner: "Die Einmündung der neuen Seevestraße in die Hannoversche Straße soll klassisch mit einer Ampel geregelt werden. Für einen Kreisverkehr ist zu wenig Platz vorhanden." Helma Krstanoski, Sprecherin der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt: "Hamburg hat in seinem Programm bereits einige Kreisverkehr-Projekte verwirklicht. Es ist auch immer eine Frage der Haushaltslage, was gebaut werden kann." Muammer Kazanci (SPD), Vorsitzender des Harburger Stadtplanungsausschusses: "Uns bewegt der Gedanke, wie wir den Durchgangsverkehr aus dem Zentrum des Harburger Binnenhafens heraus bekommen. Die SPD-Fraktion will sich nicht darauf verlassen, dass Hamburg irgendwann einmal eine Hafenquerspange im Gebiet von Wilhelmsburg baut, die dann eventuell für weniger Verkehr in Harburg sorgt. Wir müssen selbst handeln und für eine Verbesserung der Verkehrssituation sorgen. Aus dem Gutachten erhoffen wir uns Hilfestellungen für Entscheidungen, die von den Abgeordneten getroffen werden müssen." Ursprünglich war vorgesehen, die neue Seevestraße vierspurig zu bauen, daneben Parkstreifen für Pkw, Rad- und Gehweg. Aber bei weiteren Überlegungen war in früheren Sitzungen des Stadtplanungsausschusses auch zweispuriger Straßenbau für ausreichend befunden worden, wo doch im weiteren Verlauf die Straße Karnapp und die Seehafenstraße auch nur zwei Fahrspuren haben.
Der Durchgangsverkehr im Binnenhafengebiet beansprucht derzeit im Wesentlichen die Straßen Neuländer Straße, Nartenstraße, Veritaskai, Schellerdamm, Harburger Schloßstraße und Blohmstraße. Hier entstehen in den kommenden Jahren neben weiterem Bürogewerbe auch mehrere hundert Wohnungen, unter anderem in den Projekten "Harburger Brücken" zwischen Schellerdamm und Östlichem Bahnhofskanal sowie "Balance Bay" auf der Schloßinsel. Bereits jetzt gibt es einen Kindergarten im Fleethaus am Schellerdamm. Für den Weg der Kinder zur Bushaltestelle am Veritaskai wurde auch schon eine Verkehrsinsel installiert, aber kein Fußgängerüberweg.
Vorausgesetzt, die Abgeordneten finden nach Studium des Gutachtens eine Lösung für eine Ausweichstrecke über eine neue Seevestraße, Karnapp und Seehafenstraße, sollen die Straßen im Kerngebiet des Binnenhafens verkehrsberuhigt werden. Ist an eine Tempo 30-Regelung gedacht? Kazanci: "Das haben wir bislang noch nicht erörtert." Aber Verkehrsberuhigung solle seinen Worten nach vorrangig die Lastwagen betreffen. Sie sollen künftig nicht mehr über Nartenstraße oder Neuländer Straße in den Binnenhafen ein- und ausfahren. Kazanci: "Wenn wir dem Lkw-Verkehr eine adäquate Straßenverbindung anbieten, müssen wir Lkw-Fahrer notfalls auch mit geeigneten Mitteln dazu zwingen, dieses Angebot anzunehmen." Die weiter nach Norden verlegte Seevestraße soll zur Aufgabe des alten Straßenverlaufs und einer Neuordnung der Grundstücke führen, die zu einem großen Teil von dem Unternehmen "Harburg-Freudenberger Maschinenbau GmbH" (Possehl Konzern) mit Produktionshallen und Verwaltungsbauten genutzt wird. Grundeigentümer ist ein Investorenkonsortium. Geschäftsführer Michael Habacker hatte bereits vor einem Jahr die mögliche Neuordnung begrüßt, da auf dem Weg künftig auch Grundstücksteile verwertet werden können, die bislang nicht vermietet waren.