Für das Vorhaben “Maritimes Wohnen am Kaufhauskanal“ werden auch nach Ablauf der Frist noch Bewerber gesucht
Harburg. Kaum Interesse am IBA-Projekt "Maritimes Wohnen am Kaufhauskanal". Bereits Mitte April war die offizielle Frist abgelaufen, doch für das Vorzeigeprojekt der Internationalen Bauausstellung (IBA), die ihre Höhepunkte und Abschlussveranstaltungen 2013 haben soll, traten bis zum Stichtag offenbar nicht nennenswert viele Investoren in Erscheinung, die sich am Bestgebotsverfahren von IBA und der Grundeigentümerin, der Finanzbehörde, beteiligten. Nun wird versucht, noch außerhalb des Verfahrens weitere Investoren anzusprechen. Voraussichtlich soll Anfang Mai von einer Jury entschieden werden, welcher Geldgeber das Projekt "Maritimes Wohnen am Kaufhauskanal" zugesprochen bekommt, um es verwirklichen zu können.
IBA-Sprecher Enno Isermann hält sich mit Aussagen zurück, wie viele Investoren sich bis zum Ablauf der Frist gemeldet hatten, um ihr Geld am Kaufhauskanal anzulegen. "Das Verfahren läuft noch bis zur Jury-Sitzung. Und deshalb kann ich auch nicht sagen, wie viele Interessen es gibt", sagt er. Carl-Henning von Ladiges, Leiter des Harburger Fachamtes für Stadt- und Landschaftsplanung sowie Mitglied der Jury, ist etwas auskunftsfreudiger. "Die Beteiligung am Verfahren ist unbefriedigend gering", sagt er, "Harburg hat nicht das Problem, dass für Bauprojekte keine Flächen zur Verfügung gestellt werden, sondern dass die Nachfrage von Investoren eher mäßig ist. Wir werden voraussichtlich im Mai in der Sitzung des Stadtplanungsausschusses über verschiedene Projekte der Binnenhafenentwicklung sprechen. Dabei dürfte auch der gescheiterte Plan des Hamburger Investors Frank Lorenz zur Sprache kommen, der für den Bau eines Hotels am Veritaskai bis zum Ablauf der Frist Ende März keinen Geldgeber gefunden hatte.
Das Projekt "Maritimes Wohnen am Kaufhauskanal" soll auf dem bislang weitgehend gewerblich genutzten Gelände zwischen der Harburger Schloßstraße und dem Kaufhauskanal verwirklicht werden. In einem städtebaulichen Wettbewerb war im April 2009 der eingereichte Entwurf der Kopenhagener Bjarke Ingels Group (BIG) von einer Jury ausgewählt worden, für Außenanlagen der Entwurf der Berliner Landschaftsarchitekten Topotec1. In der Beurteilung der Arbeit wurde lobende Worte gefunden: "Der Entwurf überrascht mit einem hohen Innovationsgrad und starke architektonische Prägnanz. Durch seine besondere städtebauliche Struktur reagiert er auf die Besonderheit des Ortes, stiftet Identität und gestaltet kreativ das Straßenbild der Harburger Schloßstraße in einem Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne." Harburgs Baudezernent Jörg Heinrich Penner gibt sich zuversichtlich und rechnet damit, dass das IBA-Projekt zumindest in seinem ersten Bauabschnitt bis 2013 verwirklicht wird. "Es gilt natürlich auch zu berücksichtigen, dass Investoren an vorliegenden Planungen immer etwas verändert haben möchten", sagt er. Und vermutlich wird sich die Jury auch an den Investoren halten, der - zumeist um Kosten zu sparen - am wenigsten verändern möchte.
Der ausgewählte städtebauliche Entwurf der Kopenhagener Architektengruppe und Topotec1, sieht einen ersten Bauabschnitt auf 7690 Quadratmeter Grundstück vor und einen zweiten Abschnitt von 3760 Quadratmetern. Etwa 160 Wohneinheiten und Tiefgaragen-Stellplätze sollen entstehen. Noch sind auf dem Gelände mittelständische Unternehmen wie der Blechbearbeitungsbetrieb (30 Beschäftigte) von Fette, Peter & Co. und die benachbarte Dreherei und Fräserei DKM ansässig. Sie müssen für den zweiten Bauabschnitt verlagert werden. Aber auch wenn das Gelände des ersten Bauabschnitts in städtischem Besitz ist und eigentlich schneller geräumt werden könnte, dürfen nicht einfach Bagger loslegen. Die Archäologen des Harburger Helms Museums müssen zuerst alle Baufelder in Handarbeit untersuchen, denn an der Harburger Schloßstraße liegt bis fünf Meter Tiefe Harburgs rund 1000-jährige Geschichte begraben. Ab Oktober wollen die Archäologen buddeln.