Bis 2004 war für Gagfah-Mieter die Welt noch in Ordnung. Das staatliche Wohnungsbauunternehmen gehörte zu denen, die gerade nicht mit verwahrlostem Wohnungsbestand auffielen.

Bis der damalige Finanzminister Hans Eichel, SPD, mit dem Verkauf der Gagfah an den US-Hedgefonds-Konzern Fortress ein Bombengeschäft witterte und mit dem Erlös ein Loch im Haushalt stopfte. Das kommt nun den Mietern, die sich nicht in jedem Fall auf der Sonnenseite des Lebens aufhalten, teuer zu stehen. Während sich US-Investor Robert Kaufmann die Hände reibt und laut Medienberichten allein mit den Gagfah-Gebäuden in Dresden jährlich 121 Millionen Euro verdient, müssen sie sich jeden Tag über den maroden Zustand der Gagfah-Bruchbuden ärgern. Verstopfte Fallrohre, Schimmelpilz, bröckelnde Balkone, ignorantes Service-Personal - all das lässt das börsennotierte Unternehmen kalt. Große Investitionen schmälern die Renditen, und deshalb ist es den Aktionären egal, ob in Wilhelmsburg am Jungnickelring Waschbetonplatten ausgetauscht werden. Verantwortung gegenüber den Menschen im Quartier - das war gestern. Heute hat Abkassieren erste Priorität. Das funktioniert nur, wenn nicht genügend Wohnraum da ist. Umso verwerflicher ist die Ignoranz der Gagfah, trifft sie doch gerade Wilhelmsburger, die es sich nicht leisten können, in schicke IBA-Neubauten zu ziehen. Das ist eine Art von Diskriminierung, die mehr als verwerfliche Züge trägt.