Thomas Hauschild hat schon acht Millionen Flaschen seines Dressings verkauft. Jetzt liefert er auch ins Ausland.

Neu Wulmstorf. Das Neu Wulmstorfer Unternehmen "Zum Dorfkrug" will in diesem Jahr sein Geschäft ins Ausland ausweiten: nach Dänemark, Holland, Österreich. Genauer ist es eine Tochterfirma von Wirt Thomas Hauschild (43), die internationale Absatzmärkte erschließen will. Mit seiner "Zum Dorfkrug Produktions- und Handelsgesellschaft" ist der Koch rasant vom Gastronom zu einem mittelständischen Lebensmittelproduzenten aufgestiegen. Hauschilds Dressing mit dem Namen "Sylter Salatfrische" ist eine atemberaubende Erfolgsgeschichte. Die erste Liga des Lebensmittelhandels in Deutschland hat inzwischen das Restaurant-Dressing mit der feinen Zwiebelnote aus Neu Wulmstorf gelistet.

Acht Millionen Flaschen "Sylter Salatfrische" sind 2008 vom Band gelaufen. In diesem Jahr rechnet das Unternehmen mit einer Absatzsteigerung. 15 Vollzeitmitarbeiter sind heute am Firmensitz im Neu Wulmstorfer Gewerbegebiet daran beteiligt. Die Entwicklung ist rasant: Noch bis Februar 2006 produzierte Thomas Hauschild in der Küche seines "Dorfkrugs" - alles in Handarbeit in einem 50-Liter-Fass.

Das Gasthaus "Zum Dorfkrug" existiert seit etwa 150 Jahren. Thomas Hauschild übernahm 1993 den Betrieb von seinen Eltern und entwickelte ihn zu einem in der Region bekannten Restaurant. Nach dem Erfolg der "Sylter Salatfrische" wurde das Restaurant jetzt komplett renoviert.

Immer wenn der letzte Gast gegangen war, verfeinerte Thomas Hauschild die Rezeptur seines Dressings. Das Rezept ist streng geheim. Die Inhaltsstoffe für die gewerbliche Produktion sind bekannt: Rapsöl, Wasser, Essig, Gewürze, Salz, pasteurisiertes Eigelb - das Rotalgenprodukt Carragan und Stärke aus der Maniokwurzel sind schon die exotischeren Ingredienzien. Ähnlich wie bei Coca-Cola sei das Geheimnis die Zusammensetzung, sagt Rolf Hallberg (64), Onkel von Thomas Hauschild und stellvertretender Geschäftsführer. Auf die Frage nach den Gewürzen schweigt er dann auch.

Die Idee, die im Restaurant so beliebte Soße im großen Stil zu vermarkten, entstand im Sommer 2003 bei einem Treffen des Gastwirts mit Freunden auf Sylt. So kam das Dressing zu seinem Namen: "Köche gelten als Sylt-begeistert, und die Insel steht für Lebensgefühl", sagt Rolf Hallberg. Entgegen der Meinung einiger Designexperten wählte Thomas Hauschild bewusst schlichte Glasflaschen, die an Milchflaschen vom Bauernhof erinnern. Hergestellt werden sie in Portugal - weil es 2007 Kapazitätsengpässe auf dem deutschen Markt gab.

In die Regale der Supermärkte gelangte die "Sylter Salatsoße" Anfang 2004: Hauschild gab dem Geschäftsführer der selbstständigen Spar-Märkte der Niemerszein-Gruppe in Hamburg das Dressing zum Probieren - und durfte anschließend sein Produkt in den Märkten anbieten. Der Durchbruch in die Handelsketten dann im Dezember 2005: Der frühere IT-Manager Rolf Hallberg, Hauschilds Onkel, wollte im Ruhestand mehr als nur Golfspielen. Er band sich die Schürze um und überzeugte die Bela-Gruppe (Famila, Citti, Coop) von Verköstigungen in fünf Testhäusern. Allein bei Famila in Ahrensburg gelang es Hallberg und seinem Verköstigungsteam innerhalb von nur zwei Tagen 1145 Flaschen an den Kunden bringen. In den anderen vier Testhäusern ähnliche Ergebnisse. Die Folge: Die Neu Wulmstorfer durften die "Sylter Salatfrische" in allen 78 Märkten der Kette anbieten. Danach folgte die Edeka-Nord. Die Rewe-Nord meldete sich bereits selbst bei Hallberg: "Der Einkäufer", erinnert er sich, "fragte mich, ob wir denn mit der Rewe nichts zu tun haben möchten."

Heute treten Hallberg und Hauschild wie selbstverständlich den Managern in der Rewe-Zentrale in Köln gegenüber - leger im Pullover und mit einem Karton "Sylter Salatfrische" unter dem Arm. In den Konzernetagen komme der kleine Mittelständler gut an: "Vielleicht haben wir Kultstatus", sagt Hallberg. Der Erfinder der "Sylter Salatfrische" sieht seinen Werdegang philosophisch: "Über den geschäftlichen Erfolg möchte ich jungen Menschen Mut zu Visionen und Kraft für ihr Leben mit auf den Weg geben."

Mit einem Marketing-Coup startet der Dressingproduzent aus Neu Wulmstorf in das neue Jahr: Die "Sylter Salatfrische" wird jetzt auf der beliebtesten deutschen Insel eine Heimat finden. Die Neu Wulmstorfer werden zu Ostern auf Sylt eine Salatbar an der Flaniermeile Westerlands, der Friedrichstraße, eröffnen. Touristen aus ganz Deutschland werden dann auf Dorfkrug-Hausdressing aufmerksam. "Auf Sylt ist unsere geistige Wiege", sagt Thomas Hauschild, "da gehören wir hin."