In den Landkreisen Harburg und Lüneburg soll das Projekt RAP21! für qualifizierte Arbeitnehmer sorgen
Winsen/ Lüneburg. Allein im Alten- und Krankenpflegebereich ist in den nächsten Jahren bundesweit mit 150 000 fehlenden Fachkräften zu rechnen. 2011 soll es allein in den Landkreisen Harburg und Lüneburg in diesem Bereich 270 offene Stellen geben - sagt Bernd Passier voraus. Gestern stellte der Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Lüneburg im Winsener Kreishaus zusammen mit Landrat Joachim Bordt und dem Lüneburger Landrat Manfred Nahrstedt das regionale Arbeitsmarktprojekt RAP21! vor - für die Landkreis Harburg und Lüneburg.
"Die Wirtschafts- und Finanzkrise scheint in vielen Branchen überwunden, jetzt droht ein Fachkräftemangel, unter anderem ausgelöst durch den demografischen Wandel", so Bernd Passier. "Wir wollten ein Instrument entwickeln, mit dem wir die Chancen und Risiken auf dem Arbeitsmarkt früher abschätzen können und so diesen Fachkräftemangel abwenden." RAP stehe dabei für Regionales Arbeitsmarktprojekt, 21 für die übereinstimmenden ersten Postleitzahl-Ziffern der beiden Landkreise.
Schon im Januar 2010 war die Agentur für Arbeit Lüneburg als Modellagentur ausgewählt worden, um einen sogenannten Arbeitsmarktmonitor zu erstellen - eine Bestandsaufnahme der Arbeitsmarktsituation in den Landkreisen Harburg und Lüneburg. Wie steht es um die Beschäftigungsentwicklung, die Beschäftigungsquote, auch speziell von Frauen? Und wie attraktiv sind die Landkreise für hochqualifizierte Arbeitskräfte? Dafür habe man sich mit vielen Aktionspartnern zusammengesetzt: die Arbeitsgemeinschaft Arbeit und Grundsicherung für den Landkreis Lüneburg, die Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg und die Wirtschaftsförderungsgesellschaft im Landkreis Harburg mbH sind einige von ihnen. "Mit dieser engen Verzahnung können wir viel detailliertere Zahlen erheben als es bisher die Kollegen von der Nürnberger Agentur für Arbeit bundesweit konnten", ist sich Henning Schlüter von der Agentur für Arbeit Lüneburg sicher. So gehe die lokale Arbeitsgruppe davon aus, dass es im laufenden Jahr im Gesundheitswesen 180 freie Stellen in unserer Region geben wird. Die Nürnberger Agentur rechnet mit 725 freien Stellen. Und der lokalen Prognose von 270 freien Stellen in der Alten- und Krankenpflege steht die Nürnberger Prognose von 540 Stellen gegenüber - ebenfalls für unsere Region. Henning Schlüter: "Man wird sehen, welche Zahlen exakter sind."
In einem zweiten Schritt übernehmen alle anderen Agenturen für Arbeit das Modell des Monitorings, so dass die Zahlen und Informationen überregional ausgetauscht werden können. "Es wird interessant zu erfahren sein, warum im Landkreis Harburg die Arbeitsquote von Frauen bei 48,1 Prozent liegt, auf Rügen bei 60,5 Prozent. Was machen die anders? Diese Frage kann man dann stellen", so Schlüter.
In einem dritten Schritt will die Agentur für Arbeit zusammen mit den Landkreisen Harburg und Lüneburg auf diese Zahlen und Gegebenheiten reagieren. Nun kommt das Projekt RAP 21! ins Spiel. "Es wurde ein Kernteam zum Beispiel mit Beratern der Handwerkskammern, des Deutschen Gewerkschaftsbundes, der Leiter Soziales der Landkreise gebildet", so Bernd Passier. Dieses Kernteam wurde wiederum in drei Arbeitskreise aufgeteilt. Ein Arbeitskreis beschäftigt sich mit dem Thema "Beratung von Unternehmen in der Krise" ein anderer mit dem Thema "Fachkräftebedarf und Berufswähler" und der dritte mit "Alten- und Krankenpflege" - da diese Zahlen besonders alarmierend seien. Erste Ergebnisse gibt es bereits. "So wollen wir zusammen mit den Berufsschulen und verschiedenen Bildungsträgern zwei Aktionstage zum Thema Pflegeberufe veranstalten", sagt der Agentur-Chef. Am 25. März sollen sich junge Menschen in Winsen über das Berufsbild informieren können, am 8. April in Lüneburg.
"Wir freuen uns sehr über diese Entwicklung", sagt Joachim Bordt, der zusammen mit seinem Kollegen Manfred Nahrstedt die Schirmherrschaft für RAP21! übernommen hat. Dabei sei es aber auch wichtig, dass die Wirtschaft mitziehe, betonte der Harburger Landrat. Die Betriebe müssen ausbilden, um gute Kräfte zu bekommen, so Bordt. Außerdem müsse die Bezahlung stimmen. Es könne nicht sein, für einen Beruf zu werben, von dem man nicht leben könne. Manfred Nahrstedt sieht außerdem großes Potenzial bei den Migranten unserer Region. "Viele sind top qualifiziert. Wenn ihre Berufsausbildungen hier anerkannt würden, hätten wir die Hälfte unserer Probleme mit einem Mal gelöst", so der Lüneburger Kreishaus-Chef.