Bewohner des von Hafenerweiterung bedrohten Stadtteils fordern als Alternative Wohnungsbau und einen Wissenspark für Umwelttechnologien
Moorburg. Wissenspark statt Schlickhügel, Wohnungsbau statt Hafenerweiterung. Die Zukunft des von Hafenerweiterungsplänen bedrohten 800-Seelen-Elbdorfs Moorburg ist neuerdings vom Bau des Vattenfall-Kohlekraftwerks bestimmt, vom angekündigten Bau einer neuen Kattwykbrücke, vom beabsichtigten Aufschichten einer mehr als 30 Meter hohen Hafenschlick-Deponie oder auch dem Anschluss einer Autobahn namens Hafenquerspange. Rainer Böhrnsen, Sprecher der Bürgervertretung "Runder Tisch Moorburg", signalisierte gestern Widerstand gegen den Deponiebau und forderte erneut, auf 200 Hektar Moorburger Gebiets einen Wissenspark für Umwelttechnologien zu schaffen sowie den Bau adäquaten Wohnraums für Wissenschaftler, Studenten und Firmengründer.
Bereits seit 1998 besprechen Vertreter von Senat und "Rundem Tisch Moorburg" den Ort betreffende Zukunftsfragen. Rainer Böhrnsen sagt, dass sich die Bewohner Moorburgs eher mit dem Bau des Kraftwerks arrangieren können als mit einer dort ursprünglich vorgesehenen Verlängerung des Hafenkais. Er verbucht das erreichte Ergebnis somit als Erfolg. Aber die jetzt von der Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA) angekündigte Standortwahl zum Bau einer Hafenschlick-Deponie auf Moorburger Gebiet wecke Protest. Doch zunächst sei nicht beabsichtigt, auf die Straße zu gehen. Es mache doch mehr Sinn, Vorschläge zu machen, um das wertvolle Stadtgebiet bestmöglich zu nutzen. "Das Gebiet von Moorburg ist viel zu kostbar", sagt Böhrnsen, "für den Kauf von Grundstücken hat die Stadt bereits viele Millionen ausgegeben. Das Gelände für eine Deponie zu verschleudern und langfristig unbrauchbar zu machen, muss verhindert werden. Über die Autobahn 7 oder auch mit einer Fährverbindung liegt Moorburg nah am Stadtzentrum und bietet ausreichend Entwicklungsraum für einen Wissenspark. Hier könnten Bereiche der Universität Hamburg, der Technischen Universität Harburg und Firmengründer zusammenkommen." Der in der Nachbarschaft von Bostelbek bereits bestehende hit-Technopark oder ebenso in Berlin und Bremen expandierende Wissensparks seien Beispiele für den Bedarf derartiger Einrichtungen.
Böhrnsen will am heutigen Donnerstag an der um 17.30 Uhr im Harburger Rathaus beginnenden Sitzung des Stadtplanungsausschusses teilnehmen. Angekündigt ist ein Vertreter von HPA, der Stellung nimmt zum Gutachten, das Moorburg als Deponiestandort favorisiert. Böhrnsen hofft darauf, dass er als Zuhörer vom Ausschuss Rederecht erhält, um die Positionen der Bürgervertretung "Runder Tisch" deutlich zu machen und auch die Politiker von der Idee des Wissensparks zu überzeugen.
Der Wissenspark könnte laut Böhrnsen mit seiner Hauptfläche nördlich des Fürstenmoordamms, nahe Moorburger Kirchdeich/Untenburger Querweg geschaffen werden. Letztlich sind von der Bürgervertretung alle derzeit brach liegenden Wiesenflächen Moorburgs als Ansiedlungsgebiet in die Landkarte eingezeichnet. Bestehende Wohngebiete an Moorburger Kirchdeich und Moorburger Elbdeich seien durch freie Grundstücke für Wohnungsbau sinnvoll nutzbar. Auch der nördlich des Moorburger Elbdeichs aus Bodenaushub vom Containerterminal Altenwerder (CTA) entstandene "Moorburger Berg" (35 Meter) hat die Bürgervertretung bei ihrer Ideensammlung bewegt. Durch angelegte Wanderwege ist der Berg bereits ein Geheimtipp für Ausflügler, die einen Blick auf die Elbe und den Container Terminal werfen wollen. Hier ließe sich nach den Worten von Böhrnsen auch gehobene Gastronomie ansiedeln. Die unterhalb des Bergs von HPA angelegte Erschließungsstraße könnte die Hauptdurchgangsstraße werden, der Moorburger Elbdeich werde dann geschlossen. Vorrang für Radfahrer und Fußgänger. Auch die Anbindung Moorburgs an die S-Bahn wird angestrebt. Bei Bostelbek könnte den Vorstellungen nach eine Haltestelle eingerichtet werden.