Der Anhänger wurde in den Hallen einer Schaustellerfamilie sichergestellt. Er war bereits umlackiert – für einen Stand auf dem Hamburger Dom?

Hamburg. Anfang März wurde der Anhänger der Neugrabener Fischhändlerfamilie Holst von einem Parkplatz an der Cuxhavener Straße gestohlen. Jetzt stellte die Kripo den Fischwagen in der nur etwa 60 Kilometer entfernten niedersächsischen Stadt Wischhafen sicher.

Nachdem die Polizei Hinweise bekommen hatte, durchsuchten Beamte die Hallen einer Schaustellerfamilie. Bei der Suche bemerkte Thomas Welslau von der Neugrabener Kripo frischen Lackgeruch an einem der vielen Anhänger in der Halle. Er war sich sofort sicher, dass es sich dabei um den Anfang März gestohlenen Anhänger des Harburger Fischhändlers handelt. Und er lag damit richtig.

Die neue Lackierung ist jedoch nicht die einzige Veränderung, die an dem etwa 90.000 Euro teuren Anhänger vorgenommen wurde: "Das Dach und die Rückwand müssen erneuert werden" sagt Claudia Holst. Als sie und ihr Mann den Wagen nach dem Wiederauffinden begutachteten, waren sie zunächst geschockt: Die komplette Inneneinrichtung wurde herausgerissen. Darunter unter anderem eine Friteuse, ein langer Edelstahltresen und die Dunstabzugshaube. Einige Teile der Inneneinrichtung fanden sie jedoch auf dem Gelände des Schausteller wieder, obwohl dieser gegenüber der Polizei behauptete, den Anhänger ohne Inneneinrichtung und Papiere von einem Unbekannten gekauft zu haben. "Die Polizei hat da wirklich sehr gut gearbeitet", sagte Claudia Holst dem Abendblatt.

Der Schausteller betreibt unter anderem Stände auf dem Hamburger Dom und wollte den Anhänger dort wohl als Verkaufsstand einsetzen. Auf dem Weg von Wischhafen zum Dom wäre der Wagen somit wahrscheinlich unbemerkt bei der Familie Holst, die mit mobilen Fischgeschäft seit Jahren frische Fische auf dem Neugrabener Markt verkauft, vor der Haustür vorbeigerollt.

+++ Facebook-Gemeinde sucht nach Fischwagen-Dieb +++

Der Fall wurde bundesweit bekannt, nachdem ein Foto des Anhängers Anfang März in der Facebook-Gruppe " Polizeikontrollen Hamburg " veröffentlicht und anschließend mehrere hundert Mal geteilt wurde. Dadurch wurde ihr Fischwagen in ganz Deutschland zum Gesprächsthema. Per Facebook bekamen die Fischhändler zahlreiche Hinweise auf den Verbleib ihres Wagens. Meist führte die Spur jedoch zu Anhängern von Kollegen, die einen ähnlichen mobilen Verkaufsstand haben. Der entscheidende Hinweis ging dann aber bei der Kripo Neugraben ein.

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Der Schaden an dem ehemals weiß-blauem Anhänger wird vermutlich bei mehr als 30.000 Euro liegen. Die Holsts haben von der Versicherung jedoch mittlerweile die Zusage, dass der Schaden übernommen wird. Bis dahin werden sie ihre Fische weiterhin aus einem Leihanhänger verkaufen müssen. Eine Situation, die den Holsts übrigens nicht unbekannt ist: Vor fünf Jahren wurde Ihen nämlich schon einmal ein Anhänger gestohlen und auch den fanden sie wieder. Ein Zulieferer rief sie damals an und sagte: "Ich steh gerade vor eurem Anhänger". Damals hatten sie sich in der Zwischenzeit jedoch schon einen neuen gekauft.

Die Polizei ermittelt jetzt wegen Hehlerei und Diebstahls.

abendblatt.de