TV-Moderator Ranga Yogeshwar begeisterte mit einem Vortrag über Vor- und Nachteile des Fortschritts.
Harburg. Der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Harburg-Buxtehude hat sein Wort gehalten: "Hier im Hotel Lindtner wird in einem Jahr wieder ein Jahresempfang stattfinden", sagte Heinz Lüers Anfang Februar 2009. "Am besten wäre es, wir könnten den Empfang so richtig groß feiern."
Groß war der Empfang der Sparkasse am Montagabend wie immer: Rund 700 Gäste waren im Heimfelder Hotel zusammengekommen, um über Privates und Geschäftliches zu reden, um dem Wissenschaftsmoderator Ranga Yogeshwar zu zuhören, um sich am Buffet zu laben und Wein, Bier oder Wasser zu trinken. Darunter waren die wichtigsten Entscheidungsträger der Region: Politiker, Spitzenbeamte, Unternehmer und Führungskräfte, die in der Öffentlichkeit stehen. Persönlichkeiten, die hinter den Kulissen Millionen bewegen.
Aber Sparkassen-Chef Heinz Lüers hatte sich diesen Jahresempfang 2010 vor einem Jahr noch viel größer vorgestellt: Mit leuchtenden Augen hatte er damals von der geplanten Fusion der Sparkassen Harburg-Buxtehude und Lüneburg gesprochen - von der "Sparkasse Süderelbe". Die sollte eine der größten Sparkassen Niedersachsens werden.
Es kam anders. Der Zusammenschluss scheiterte an einer Stimme im Lüneburger Stadtrat. Das Sparkassen-, ja: das Wirtschaftsthema im Hamburger Süden im Jahr 2009 - Heinz Lüers erwähnte es bei seiner Rück- und Vorschau nicht mit einem Wort.
"Das Thema Fusion ist absolut vom Tisch", sagte Sparkassen-Vorstand Frank Jäschke am Rande der Feierlichkeiten im Gespräch mit dem Hamburger Abendblatt. "Wenn die Lüneburger keine gemeinsame Sparkasse machen wollen, dann müssen sie ihre eigene machen."
Lüneburgs Oberbürgermeister Ulrich Mädge und Lüneburgs Landrat Manfred Nahrstedt (beide SPD), vergangenes Jahr noch heiß umworbene Gäste auf dem Jahresempfang, hatten auch in diesem Jahr eine Einladung bekommen - beide sagten aber ab. Nach Heimfeld indes kam der Vorstand der Sparkasse Lüneburg, Thomas Piehl, bis vor kurzem noch Regionalleiter Süd der Haspa. "Es ist schön wieder in heimatlichen Gefilden zu sein", sagte der Neu-Lüneburger, "aber um das Thema Fusion geht es heute nicht. Jetzt hat jede Sparkasse für sich ihre Chance in ihrer Region."
Für die niedersächsischen Landtagsabgeordnete Heiner Schönecke und Norbert Böhlke (beide CDU) ist das Thema Fusion noch nicht ganz vom Tisch: "Die Fusion wäre eine weitsichtige Entscheidung gewesen, wir haben eine Chance vertan", sagte Heiner Schönecke. "Wenn sich noch einmal eine Chance ergibt", sagte Norbert Böhlke, "sollten wir offen sein."
Für heiteren Gesprächsstoff unter den Gästen sorgte indes der kurzweilige Vortrag des Moderatoren Ranga Yogeshwar: "Nächste Ausfahrt Zukunft: Eine Gesellschaft im Umbruch". Der Wissenschafts-Anchorman sorgte dabei für einen unfreiwilligen "running gag": Er wähnte sich die ganze Zeit über "in Buxtehude" - "das scheint ja etwas anderes zu sein als Hamburg". Das Logo der Sparkasse Harburg-Buxtehude scheint den Diplom-Physiker ein wenig irritiert zu haben.
"Fortschritt heißt, wir verstehen ihn nicht", lautete die zentrale These Yogeshwars. Er verwies auf den berühmten Irrtum des Präsidenten der US-amerikanischen Computerfirma Digital Equipment aus dem Jahre 1977: "Es gibt keinen Grund für einen Privatmann, einen Computer zu Hause zu haben." Genauso unfassbar scheint heute der Satz des IBM-Chefs, Thomas Watson von 1943: "Es gibt einen Weltmarkt von etwa fünf Computern."
Yogeshwar bezeichnete sich als "ausgesprochenen Optimisten - wir haben die Flexibilität, uns um den Fortschritt zu kümmern." Aber er nannte auch Kehrseiten: "Was passiert mit Kindern, die ihr Wissen nur noch aus dem Internet holen? Kinder sitzen heute zu viel vor dem Bildschirm und machen zu wenig Sport. Sie werden immer dicker."