Südlich der Elbe sorgen viele “Genuss-Handwerker“ für gesunde Ernährung. Heute: Geflügelhof Schönecke.

Elstorf. Von Henner Schönecke erwarten wir endlich eine Antwort: Wer war zuerst da - Huhn oder Ei? Henner Schönecke, der Juniorchef auf dem Geflügelhof Schönecke tippt aufs Huhn, war aber damals nicht dabei, wie er lachend beteuert. Gemeinsam mit Vater Heiner Schönecke leitet er den Neu Wulmstorfer Familienbetrieb. Ein "Hühnerbaron", der seinen Sohn Henner nennt - der Mann hat Humor. Sein Name komme aber von Heinrich, sagt der Junior. Und überhaupt beginnen alle männlichen Schöneckes mit H, auch Hannes, der zehn Monate alte Nachwuchs als fünfte Generation von Geflügelfachleuten.

25 000 Hennen leben auf dem Hof. Mit vier Monaten kommen sie hierher und und haben danach ein Jahr lang nur eine Mission, bevor sie geschlachtet werden: Eier legen. Trotzdem machen sie einen glücklichen Eindruck. Erstens dürfen sie jeden Tag an die frische Luft und zweitens kennen sie keine dunkle Jahreszeit. Früher gab's im Winter keine Eier, jetzt simuliert Henner Schönecke seinen Tieren mit Licht das ganze Jahr lang Sommer.

Das zweite Täuschungsmanöver erscheint ebenso raffiniert: Bevor die Henne es merkt, wird ihr das gelegte Ei sofort geklaut. So kommt sie gar nicht erst auf den Gedanken, etwas ausbrüten zu wollen, und legt jeden Tag ein neues. 20 000 Stück rollen täglich auf ein Förderband und werden eingesammelt. 70 Mitarbeiter des Geflügelhofs bringen die Ware unters Volk, in eigenen Geschäften wie im Phoenix-Center oder auf dem Harburger Wochenmarkt. Seit 1914 werden hier auf dem Sand Schönecke-Eier verkauft. Mit Käfighaltung hat das Genuss-Handwerk der Schöneckes nichts zu tun. Ihre Freilandeier kosten im Schnitt zwar 20 Cent pro Stück, dafür kann der Kunde ohne schlechtes Gewissen genießen. Weizen, Gerste, Raps und Mais von eigenen Ackerflächen dienen als Ernährungsgrundlage für die Hühner, dazu ein bisschen Sojaschrot und Austernschale - fertig ist die Hühnermahlzeit!

Wer sich von der artgerechten Haltung ein Bild machen möchte, kann die Freilandhühner auf dem Elstorfer Taterberg besichtigen. Nach Voranmeldung zeigen Ihnen die Eierprofis ihren Hof (Info: www. schoenecke.de).

Schöneckes Puten kommen aus Schleswig-Holstein, Ente und Gänse aus dem Landkreis Harburg. Allerdings hat der Chef vor einiger Zeit bei einer Tour durch Frankreich allerfeinste Ware kennengelernt: Wachteln und Stubenküken, dunkle Perlhühner mit Wildgeschmack, Poularden, die nur mit Milch und Mais gefüttert werden. Mittlerweile importiert der 34-Jährige bestes Geflügel aus der südwestfranzösischen Region Aquitaine und schwärmt von den Essgewohnheiten unserer Nachbarn: "Wir Deutsche geben unser Geld für Autos und Einrichtung aus, die Franzosen für ihre Ernährung", sagt Henner Schönecke.