Hundebesitzer: Vogelgrippe, Leinenzwang und Hundeverordnung. Keiner weiß Bescheid. Selbst in den Behörden herrscht Ratlosigkeit. Unruhige Zeiten für Hundebesitzer.

Harburg. Die Katze von Rügen hat den letzten Optimisten unter den Hundefreunden in Harburg den Rest gegeben. Jetzt wird es ernst! Die Stimmung ist ohnehin angespannt. Leinenzwang, Hundelaufflächen, Chips im Nacken des Vierbeiners - und auch noch die unheimliche Seuche. Keiner weiß Bescheid, auf den beliebten "Hundeparcours" auf dem Schwarzenberg, im Göhlbachtal, in Meyers Park oder an der Außenmühle herrscht Ratlosigkeit.

Und dann wurde gestern auch noch ein toter Goldfasan gefunden. Mitten in Harburg! Am Rand der Hundelauffläche im Göhlbachtal. Ein paar Hunde haben sogar schon an dem Kadaver geschnüffelt. Die Harburger Rundschau hat die Hotline (428 71 2163) für solche Fälle angerufen. Jetzt wird das tote Tier untersucht. Das Ergebnis lag bei Redaktionsschluß noch nicht vor.

Die Unsicherheit ist dadurch sicher nicht geringer geworden. Gelegentlich schlägt sie in Ärger um. "Das ist eine bodenlose Frechheit!" Wie Kirsten Gscheidlinger aus Harburg reagieren in diesen Tagen viele Hundebesitzer. Denn auf sie kommt ab dem 1. April das neue Hundegesetz mit vielen verschärften Bestimmungen zu.

"Auf die vermehrten Hundebeißattacken im vergangenen Jahr mußte reagiert werden", sagt Harald Krüger, gesundheitspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, "unsere Bürger sollen sich sicher fühlen." Mit dem geänderten Gesetz tritt nicht nur der viel umstrittene Leinenzwang in Kraft. Auch eine Hunde-Haftpflichtversicherung und die Registrierung durch einen eingepflanzten Chip ist dann Pflicht. "Auf einen solchen Chip sind Daten gespeichert durch die jeder Hund sofort identifiziert werden kann. Die Polizei und auch der Bezirksordnungsdienst sind mit entsprechenden Lesegeräten ausgestattet", sagt Krüger.

Die beiden Hunde von der Harburgerin Renate Kowalewicz sind bereits "gechipt". Sie hält das für sicherer. Den Leinenzwang unterstützt sie allerdings nicht: "Mein Mann und ich werden dennoch die Gehorsamsprüfung ablegen. Damit wir unsere Hunde auch außerhalb der vorgesehenen Freilaufflächen unangeleint laufen lassen können." Für etwa 50 bis 60 Euro testen Hundeschulen und Tierarztpraxen die Vierbeiner auf Gehorsam und stellen dann diesen sogenannten "Hundeführerschein" aus.

In Harburg und Umgebung gibt es zur Zeit sechs Freilaufflächen: Stadtpark, Göhlbachtal, Meyers-Park und Heimfelder Holz, Kiesbarg, Falkenbergsweg und Hafenrandstraße am Ernst-August-Kanal. Hier bleibt es beim allgemeinen leinenlosen Auslauf.

"Wir Hundehalter werden nur abgezockt", ärgert sich Gscheidlinger. "Die Auslauffläche Göhlbachtal ist ständig überflutet, der Zaun ist kaputt. Es gibt keine Bänke und auch keine Müllbehälter, um den Hundekot zu beseitigen. Da muß dringend etwas geschehen." Doch so weit ist das Bezirksamt noch nicht. Dr. Burkhardt Jaeschke, zuständiger Dezernent im Bezirksamt Harburg : "Bisher sind noch keine neuen Hundeauslaufflächen geplant. Auch eine Verstärkung des Bezirksordnungsdienstes wird es nicht geben."

Zur Zeit achten sieben Mitarbeiter des BODs auf Ordnung in Harburg und Umgebung. Dazu zählt auch die Überprüfung auf Einhaltung des neuen Hundegesetzes. Verstöße werden mit einem Bußgeld geahndet. "Im ersten Jahr müssen Hundehalter noch nicht mit einer Geldstrafe rechnen. Der BOD wird es zunächst bei einer Verwarnung belassen", sagt Krüger.

Der Harburger Bürgerschaftsabgeordnete und Geschäftsführer des Deutschen Roten Kreuzes rät: "Es macht keinen Sinn, wenn sich jetzt alle 38 000 Hamburger Hundebesitzer gleichzeitig in den Ämtern melden." Bis Jahresende sei dazu noch Zeit. Vielleicht meldeten sich dann auch diejenigen, die ihren Hund noch nicht registriert haben. Krüger schätzt die Dunkelziffer auch 60 000.

Doch schon jetzt rät Jaeschke, die Hunde anzuleinen: "Harburg ist bisher zwar noch nicht direkt betroffen, dennoch ist leider auch die Vogelgrippe ein Thema, das Hundebesitzer zur Zeit beschäftigt." Seit bekannt wurde, daß der Virus auch auf Katzen übertragen werden konnte, gehen im Bezirksamt besorgte Anrufe ein. "Ich lasse meine Hunde so oft wie möglich frei laufen. Doch wenn Wasservögel in der Nähe sind, rufe ich sie schon zurück und leine sie an", sagt Renate Kowalewicz.

Monika Ploog, Halterin eines Mischlingsrüden, hingegen sieht noch keine Gefahr: "Noch ist doch alles im grünen Bereich."