Pendlerstrom: Eine Million Fahrgäste zwischen Osterholz-Scharmbeck und Neugraben nutzt das Angebot im Personennahverkehr

Stade. Vom Vorreiter zum expandierenden Verkehrsbetrieb. Die Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser GmbH (EVB) befördern auf der Schiene zwischen Osterholz-Scharmbeck und Neugraben rund eine Million Fahrgäste im Jahr. Als die EVB 1993 die stillgelegte Strecke von der Bundesbahn übernahm und wieder eröffnete, war das der erste Versuch, das Monopol der damaligen Bundesbahn im Nahverkehr aufzubrechen. "Es war ein Risiko, aber unsere Rechnung ist aufgegangen", sagte Eckhard Spliethoff (36), Pressesprecher der EVB. Insgesamt übernahm die EVB Ende 1991 nach langen Verhandlungen 158 Kilometer Strecke von der Deutschen Bahn.

Inzwischen nutzen täglich mehr als 3700 Menschen die Verbindung. Viele Pendler aus den Samtgemeinden Fredenbeck, Harsefeld und Apensen erreichen mit den Zügen der EVB ihre Arbeitsstelle in Hamburg. Für die Orte an der Strecke ist die EVB ein wichtiger Standortfaktor geworden. Die Pendler können zurzeit in den Regionalbahnen kostenlos die aktuelle Ausgabe des Hamburger Abendblatts mit der Harburger Rundschau lesen. in einer gemeinsamen Aktion werden morgens 200 Zeitungen bereitgestellt.

Heinz Schulze (59), Chef der Eisenbahnabteilung, ist bereits seit 1987 im Unternehmen. Er trägt die Verantwortung für den Bahnverkehr bei der EVB. "Ich wollte hier etwas aufbauen helfen", erklärte Schulze seinen Wechsel vom damaligen Monopolisten Deutsche Bundesbahn zum kleinen Konkurrenzunternehmen. "Das ist uns gelungen", sagt er.

Seitdem auf der "EVB-Hausstrecke" zwischen Bremerhaven und Neugraben die neuen modernen Dieseltriebfahrzeuge vom Typ LINT 41 im Einsatz sind, setzt die EVB neben freundlichem Personal auch auf einen hohen Komfort. Die aus dem Fahrzeugpool der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen stammenden Züge haben einen klimatisierten Fahrgastbereich, 130 Sitzplätze, 124 Stehplätze, eine Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h, niedrige Einstiege und mobile Einstiegsrampen. Die Konkurrenz, die heutige Bahn AG, hat da im Nahverkehr oft noch erhebliche Defizite.

Die EVB ist übrigens auch ein öffentliches Unternehmen. Das Land ist Mehrheitsgesellschafter, der Rest gehört den Kreisen und Kommunen im Arbeitsbereich der EVB. Die EVB - 1981 aus der Fusion der Bremervörde-Osterholzer Eisenbahn und der Wilstedt-Zeven-Tostedter Eisenbahn entstanden - ist aber viel mehr. Die NiedersachsenBahn, bestehend aus der Osthannoversche Eisenbahnen AG (OHE) und der EVB, der Hamburger Hochbahn AG und der Bremer Straßenbahn AG, sorgt mit den markanten blauen Metronom-Zügen seit einem Vierteljahr für den Transport auf den Nahverkehrsstrecken Hamburg-Bremen und Hamburg-Uelzen. Die "Metronom Eisenbahngesellschaft mbH" fährt seit dem Fahrplanwechsel unter dem Leitspruch "Pendeln im Takt" jede Stunde die Bahnhöfe Bremen, Rotenburg, Scheeßel, Lauenbrück, Tostedt, Buchholz, Harburg, Hamburg Hauptbahnhof, Winsen, Lüneburg, Bienenbüttel, Bad Bevensen und Uelzen an und bezieht Hamburg Dammtor und Altona mehrmals täglich ein.

Das Metronom-Projekt verdeutlicht die Strategie der EVB im liberalisierten Bahnverkehrsgeschehen. "Wir sind noch zu klein, um große Sachen allein zu wuppen", sagte Pressesprecher Spliethoff, "deshalb suchen wir uns Partner."

Auf der Schiene bietet die EVB außerdem noch den Moorexpress zwischen Osterholz-Scharmbeck und Stade an.

Woher der Moorexpress seinen geheimnisvollen Namen hat? Als der Express seinen Dienst begann, war noch der Torfkahn Maßstab für die Geschwindigkeit im Moor. Wie der Torfkahn mit seinen aus der weiten Ebene aufragenden Segeln ist der Zug zu einem Symbol der Landschaft und der Geschichte ihrer Besiedlung geworden. Worpsweder Künstler wie Heinrich Vogeler halfen bei der baulichen Gestaltung und Einrichtung der Bahnhöfe, die den Moorexpress zu einer Legende werden ließen. Heute fährt er an den Wochenenden nach Plan und erfreut sich großer Beliebtheit, besonders bei Touristen. Außerdem fährt die EVB in Kooperation mit der DB Regio zwischen Cuxhaven und Bremerhaven.

Die EVB ist auch auf der Straße vertreten. 3,5 Millionen Fahrgäste nutzen jährlich die EVB-Busse. Unter anderem bedient die EVB die Linie 606 zwischen Zeven, Sittensen und Tostedt.

Auch im Güterverkehr ist die EVB mit anderen Partnern engagiert. Von der Bahnzentrale in Bremervörde aus werden Züge, die zwischen dem Bremer Hafen und dem Hamburger Hafen pendeln, auf den Schalttafeln überwacht. Güterzüge der EVB fahren bis Bitterfeld und Kornwestheim.