Necati Adigüzel lebt seit 1977 in dem Wohnquartier und setzt auf die Zukunft des Viertels.
Wilhelmsburg. Lichtblick für das Alte Bahnhofsviertel und das angrenzende Korallusviertel in Wilhelmsburg. Unternehmer Necati Adigüzel (37) hält zufrieden seinen vom Hamburger Architekten und Designer Ralph Flum entworfenen Neubau-Plan für ein Wohn- und Geschäftshaus in den Händen. "Die Baugenehmigung liegt vor", freut er sich, "wir wollen auch zeitnah den Auftrag erteilen. Noch verhandeln wir mit drei großen Bauunternehmen." Etwa 16 Monate Bauzeit sind einkalkuliert, und Berechnungen sehen eine Investitionssumme von 6,6 Millionen Euro vor. Die Projektleitung hat sein Bruder Yaver (40). Er sagt: "Unsere Familie kommt aus der Osttürkei, nahe der georgischen Grenze. Wir leben seit 1977 in Wilhelmsburg im Alten Bahnhofsviertel. Und uns ist die Stadtentwicklung nicht egal. Deshalb engagieren wir uns und investieren in die Zukunft."
Für Bewohner des Viertels hatten die Brüder Anfang voriger Woche eine Bürgerinformation im Gemeindehaus St. Raphael organisiert, an der auch Hamburgs Oberbaudirektor Jörn Walter teilnahm. Etwa 70 Bewohner waren gekommen. Es ging um die geplante Verlegung der Wilhelmsburger Reichsstraße auf das Bahngelände und um Lärmschutz für das von etwa 6000 Menschen bewohnte Viertel. Yaver Adigüzel: "Es gibt eine breite Mehrheit für die Verlegung der Straße auf das Bahngelände. Auch die Hafenbahn kann ihre Ausbauziele auf der Strecke verfolgen. Und wir bekommen endlich Lärmschutz. Das ist eine einmalige Chance für die Verbesserung unserer Wohnqualität."
Das Gelände für sein geplantes Wohn- und Geschäftshaus liegt an der Ecke Thielenstraße/Korallusstraße. Das Grundstück - es erstreckt sich bis an das Bahngelände - kaufte Necati Adigüzel vom Essener Immobilienunternehmen Gagfah-Group. Dem Unternehmen gehören die meisten 70er-Jahre Hochhäuser im Korallusviertel. Für den geplanten Neubau hat Adigüzel bereits das Gebäude der früheren Haspa-Filiale abreißen lassen.
Zuvor schon sorgten seine Bauvorbereitungen für Wirbel. Viele Bäume, zumeist alte Pappeln, waren gefällt worden. Und zunächst war nicht klar, ob eine ausreichende Genehmigung erteilt worden war. Inzwischen liegt ihm ein Schreiben des Bezirksamts Hamburg-Mitte vor, das ihm bescheinigt: "Die Baumfällungen waren in ihrem Umfang durch die erteilte Fällgenehmigung abgedeckt." Necati Adigüzel ist Geschäftsführer eines eigenen kleinen Baugeschäfts in Wilhelmsburg. Er errichtete bereits mehrere Doppel- und Reihenhäuser im Stadtteil. Und jetzt will er sein erstes großes Bauprojekt verwirklichen. Das fünfgeschossige Gebäude entspricht Anforderungen des Niedrigenergiestandards, bekommt eine Tiefgarage, im Erdgeschoss eine Ladenzeile und darüber, mit Eingängen an der Korallusstraße 1 und 3 je acht Wohnungen mit etwa vier Zimmern und Wohnfläche um 120 Quadratmeter. Weitere vier Wohnungen bekommen einen Zugang von der Thielenstraße, Hausnummer 12. Es werden Eigentums- und Mietwohnungen. Yaver Adigüzel: "Das Haus wird familiengerecht gebaut, und wir haben bereits eine enorme Nachfrage."
An der Thielenstraße 10 werden 16 von der Bauordnung geforderte Parkplätze geschaffen. Das weitere Gelände - insgesamt etwa 17 000 Quadratmeter - wird derzeit nach Bombenblindgängern abgesucht. Wie und wann auf dem Gelände gebaut wird, ist nach den Worten von Yaver Adigüzel momentan kein Thema. Ein weiterer Lichtblick im Bahnhofsviertel: Architekt Peter Römmer, der alte Häuser in der Buddestraße 24-28 abreißen ließ und dort im Sozialwohnungsbau ein Vorzeigeprojekt in Bezug auf Energie und Umwelt schafft, wird am 9. Februar, 12 Uhr, Richtfest feiern.