Hamburg. Rund 6000 Anwohner hatten ihre Wohnungen verlassen müssen. Auch der Luftraum über Hamburg war vorsorglich gesperrt worden.

Bei gezielten Sucharbeiten auf einer Baustelle an der Geschwister-Scholl-Straße ist am frühen Donnerstagnachmittag eine mit den brisanten Langzeitzündern bestückte britische Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt worden. Der 250 Kilo schwere Blindgänger wurde beim Freilegen nicht bewegt. Anders als zunächst angenommen wurde der Säurezünder wohl schon im Jahr 1945 ausgelöst, dementsprechend war die Lage nicht so brisant wie zuerst befürchtet. Dennoch hätte die Bombe jederzeit explodieren können. Rund 50 Feuerwehrleute waren vor Ort im Einsatz.

Um 19:50 Uhr konnte die Bombe erfolgreich entschärft werden. Der Zünder sei mit einem Hochdruck-Wasserschneidgerät herausgefräst und der Detonator gesprengt worden, sagte ein Feuerwehrsprecher. „Jetzt ist wieder alles sicher.“ Ein lauter Knall wies auf die Sprengung des Zünders hin. Zuvor war die Fundstelle in einem Umkreis von 300 Metern evakuiert worden. Rund 6000 Menschen seien von der Aktion betroffen gewesen. Einige Anwohner weigerten sich offenbar zu gehen, dadurch kam es zu einer Verzögerung. Nun können alle Anwohner wieder in ihre Wohnungen.

Die Polizei hatte sogar den Luftraum gesperrt. Am Hamburger Flughafen mussten mehrere Starts und Landungen gestrichen werden, einige verzögerten sich.

In einem Umkreis von 600 Metern war "luftschutzmäßiges Verhalten" angeordnet, d.h., die Menschen sollten in geschlossenen Gebäuden bleiben. Die Geschwister-Scholl-Straße war zwischen Tarpenbekstraße und Erikastraße gesperrt.

Bestückt war die Bombe mit einem Langzeitzünder 37, der mit einer Ausbausperre gegen Entschärfungsversuche gesichert ist. Je nach der Konzentration des im Zünder befindlichen Azetons soll es zwischen sechs und 144 Stunden dauern, bevor ein Zelluloidplättchen zersetzt ist und so der Schlagbolzen freigegeben wird. Sie enthalte 140 Kilogramm Sprengstoff, die übrigen 110 Kilo Material könnten bei einer Explosion durch die Gegend fliegen und schlimmstenfalls Menschen töten.

Anwohner sollten in ihren Häusern bleiben

Ein umgeleiteter Bus der Linie 25 fuhr auf der Hoheluftchausse auf eine Begrenzung auf, verlor Öl und blieb stehen
Ein umgeleiteter Bus der Linie 25 fuhr auf der Hoheluftchausse auf eine Begrenzung auf, verlor Öl und blieb stehen © G. Wood

Anwohner sollten in ihren Häusern bleiben und von der Fundstelle abgewandte Räume aufsuchen. Die Polizei zog für die Maßnahmen Kräfte zusammen. Auch die Universitätsklinik Eppendorf war in Teilen betroffen. Die Buslinien 20, 22, 25, 34, 39, 114 und 281 wurden im Bereich Eppendorfer Marktplatz umgeleitet. Autofahrer sollten die Stadtteile Eppendorf, Eimsbüttel, Hoheluft und Winterhude weiträumig umfahren. Zum Feierabendverkehr kam es in Eppendorf und Umgebung laut Polizei zu "erheblichen und massiven Verkehrsbehinderungen", ein Taxifahrer sprach von "Verkehrschaos".

Die Feuerwehr hat Dekontamination-Container auf der Hoheluftchaussee abgeladen
Die Feuerwehr hat Dekontamination-Container auf der Hoheluftchaussee abgeladen © G. Wood | G. Wood

Einer der Busfahrer der umgeleiteten Linie 25 übersah wohl eine Straßenbegrenzung auf der Hoheluftchaussee, überfuhr diese und blieb stehen. Öl lief aus, Krankentransporte blockierten die Fahrbahn zusätzlich. Mittlerweile ist die Straße gesperrt. Die Feuerwehr ist zusätzlich mit dem Umweltdienst vor Ort, und versucht, den ausgelaufenen Treibstoff zu binden. Der Busfahrer wurde von Ärzten versorgt. Die Linie 5 verkehrt aktuell nur zwischen Burgwedel und Nedderfeld. Fahrgäste sollten deshalb auf die Schnellbahnen ausweichen. Alle vier U-Bahn-Linien fuhren

Notunterkünfte wurden in der Stadtteilschule Eppendorf (Löwenstraße 58) und im Universitätsklinikum Eppendorf (Martinistraße 52) eingerichtet. Für den Transport standen HVV-Busse bereit.