Hamburg. Wegen einer Straßensperrung in Wellingsbüttel gilt auf der Ausweichstrecke Halteverbot am Fahrbahnrand. Das hat gefährliche Folgen.

Seit Anfang August wird die Wellingsbütteler Landstraße in Hamburg umgebaut und ist daher weitestgehend gesperrt. Nur vor 9 und nach 17 Uhr ist sie stadteinwärts befahrbar. Damit der Verkehr während der bis Ende 2027 dauernden Straßensperrung reibungslos fließt, wurde eine Umleitungsstrecke eingerichtet, zu der auch der Straßenzug Alte Landstraße/Brombeerweg gehört, der durch Poppenbüttel, Hummelsbüttel und Fuhlsbüttel verläuft.

Dafür wurde das entlang der gesamten fünf Kilometer langen Strecke verbreitete Parken am Fahrbahnrand untersagt. Dass die Straße durch das absolute Halteverbot nun vierspurig befahrbar ist, verleitet etliche Autofahrer, besonders schnell zu fahren. „Das Wegfallen der Parkplätze hat den Brombeerweg endgültig in eine Autobahn verwandelt“, kritisiert ein Anwohner auf der Nachbarschaftsplattform nebenan.de.

Verkehr Hamburg: Brombeerweg ist jetzt „endgültig Autobahn“, findet Anwohner

Die Straße sei auch vorher schon gefährlich gewesen. Jetzt sei es noch schwieriger, rückwärts aus der Auffahrt herauszufahren. „Ständig kommen Autos mit überhöhter Geschwindigkeit angedonnert.“ Auf Höhe des Fliederwegs müssten Fußgänger von der anderen Seite des Brombeerwegs „die Straße quasi rennend überqueren“, wenn sie zur Kita dort oder zur U-Bahn Fuhlsbüttel wollten.

Schon zweispurig sei die Straße an dieser Stelle gefährlich gewesen, bestätigt eine andere Anwohnerin. „Jetzt ist ein Überqueren fast unmöglich, ohne weite Umwege in Kauf zu nehmen.“ Tatsächlich sind die nächsten beiden Fußgängerampeln vom Fliederweg weit entfernt – die am Ratsmühlenweg 600 Meter, die an der Heinrich-Traun-Straße 400 Meter.

Fuhlsbüttel: Zwischen U-Bahn und Alstertal „minutenlang warten und dann richtig schnell sein“

Das ist nicht nur für alle ein großes Problem, die aus Richtung U-Bahn-Station Fuhlsbüttel ins Alstertal oder wieder zurückwollen – der Fliederweg wäre der kürzeste Weg. Auch Anwohner wie Ulrich K., der mit Frau und kleiner Tochter am Brombeerweg auf der Alstertal zugewandten Seite wohnt, berichtet: „Wenn wir über die Straße möchten, müssen wir minutenlang warten und dann richtig schnell sein.“

Brombeerweg
Entlang des gesamten fünf Kilometer langen Straßenzugs Brombeerweg/Alte Landstraße in Hamburg gilt nun absolutes Halteverbot. © Georg J. Schulz (FMG) | Georg J. Schulz (FMG)

Der 43-Jährige fordert: „Auf Höhe des Fliederwegs muss unbedingt eine Fußgängerampel oder zumindest ein Zebrastreifen hin.“ Früher hätten hier immer Autos am Fahrbahnrand geparkt, was vor allem den Verkehr aus Richtung Ratsmühlendamm deutlich ausgebremst hätte. Jetzt würden viele Autofahrer hier kräftig aufs Gas treten.

Verkehr Hamburg: Tempo 50 auf Brombeerweg wird von vielen Autofahrern überschritten

Auch er sei Autofahrer und könne die Freude der vielen Pendler, die hier durchfahren, über die jetzt „freie Fahrt“ verstehen. Doch eine lange vierspurige Straße durch ein Wohngebiet, auf der die Autofahrer das vorgegebene Tempo 50 größtenteils deutlich überschritten, und dann oft noch überholt würden, sei nicht mehr zeitgemäß.

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„Was den Brombeerweg betrifft, macht sich offenbar niemand Gedanken über Radwege, gute Bedingungen für Fußgänger, Feinstaubbelastung und Tempo 30. Vielmehr hält man ihn wohl absichtlich als Nadelöhr frei“, vermutet Ulrich K. Damit meint er nicht nur die Funktion als Umleitungsstrecke, sondern spielt auch darauf an, dass es auf dem benachbarten Straßenzug Hummelsbüttler Landstraße/Hummelsbüttler Hauptstraße einige Tempo-30-Zonen gibt.

Wie gefährlich die jetzige Situation ist, kann Ulrich K. nicht nur aus Sicht eines Fußgängers beurteilen. Als er neulich mit dem Auto auf dem Heimweg war, lief ihm auf Höhe Fliederweg plötzlich ein Pärchen mit Kinderwagen vors Auto. Nur dank Vollbremsung konnte er einen schlimmen Unfall verhindern.