Hamburg. Angelo und Jasmin Giampietro schließen Pizzeria an der Hegestraße und Lokal am Lehmweg. Liegt es auch an einer neuen Art von Gästen?

In den vergangenen 23 Jahren ist das Da Remo in Eppendorf zu einer Institution geworden. Das gemütliche italienische Restaurant an der Hegestraße wurde von Familien, Paaren und zahlreichen Größen des Hamburger Fußballs besucht. Seit einiger Zeit aber stehen die Gäste vor verschlossenen Türen: Angelo Giampietro und seine Frau Jasmin haben das zuletzt als Pizzeria betriebene Lokal im Juni geschlossen.

Auch der erst vor einem Jahr eröffnete Ableger des Restaurants, ein schick renovierter Eckladen am Lehmweg, ist seitdem zu. Den Grund dafür erfährt man auf der Website des Da Remo: „Nach 23 wundervollen Jahren und zwei Generationen, die unser italienisches Restaurant geprägt haben, haben wir beschlossen, das Kapitel unseres geliebten Ristorante Da Remo zu schließen“, heißt es dort. 

Restaurant in Hamburg: Da Remo geschlossen – „sehnen uns nach anderem Lebensrhythmus“

In den vergangenen Jahren hätten sich nicht nur die Zeiten, sondern auch ihre persönlichen Ansichten und Einstellungen verändert, schreibt das Paar weiter. „Die Anforderungen und Rhythmen der Abendgastronomie haben uns viele schöne Momente und wertvolle Begegnungen geschenkt, doch nun sehnen wir uns nach einer neuen Richtung und einem anderen Lebensrhythmus.“

Da Remo
Angelo und Jasmin Giampietro in ihrem Ristorante Da Remo in Eppendorf, das sie jetzt geschlossen haben. © Giampietro/ Ristorante Da Remo | Friederike Ulrich

„Wir möchten die zweite Hälfte unseres Lebens außerhalb der Abendgastronomie verbringen“, sagt Jasmin Gomes da Silva Giampietro. Die Entscheidung, das Restaurant und die Pizzeria aufzugeben, sei auch gefallen, „um ein Stück Familienleben zurückzubekommen“, sagt die Mutter einer 16-jährigen Tochter. „Als Gastronomie noch Spaß gemacht hat, haben wir gerne gearbeitet. Aber sie macht keine Freude mehr. Dafür wollen wir unser Leben nicht opfern.“

Eppendorfer Ristorante Da Remo: Personal in Gastronomie will nur noch wenig arbeiten

Dass ihnen die Lust an ihrer Arbeit vergangen sei, habe mehrere Gründe, so die Gastronomin mit brasilianischen Wurzeln. Von den älteren Stammgästen, die fast 90 Prozent ihrer Gäste ausmachten, seien in den vergangenen Jahren viele verstorben. Die übrigen – auch wohlhabende Eppendorfer – achteten jetzt mehr aufs Geld. Insgesamt seien alle seit Corona zurückhaltender geworden. „Die herzlichen Zeiten, in denen man sich mit Küsschen links und rechts begrüßte, sind vorbei.“

Stattdessen gebe es eine neue Art von Gästen. „Denen geht es nicht um die Qualität von Speisen, Ausstattung und Service. Sie wollen nur schnell essen, schöne Fotos davon machen und dann zum nächsten Event“, beschreibt die Wirtin diese Klientel.

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Und auch mit dem Personal sei es schwierig geworden. „Die Anreize, zu arbeiten, sind durch das Bürgergeld deutlich zurückgegangen. Und wenn jemand arbeiten will, dann reichen ihm nur zwei- bis dreimal pro Woche jeweils vier Stunden.“ Das sei dem Mindestlohn geschuldet, der ja auch gerechtfertigt sei. „Aber für selbstständige Gastronomen bleibt dadurch zu wenig übrig. Italienische Köche verdienen mittlerweile mehr als ihr Chef.“

Restaurants in Hamburg: Betreiber vom Da Remo bleiben Gastronomie treu

Das sei keine ganz neue Entwicklung. Doch durch die Mehrwertsteuersenkung habe man sie vorübergehend ausgleichen können. „Seit wir Gastronomen wieder 19 Prozent zahlen müssen, ist es deutlich schwieriger geworden.“ Das sei eine von der Politik gemachte Ungerechtigkeit, denn: „Für die Hotellerie gelten nach wie vor sieben Prozent.“

Doch so bitter das alles auch klingt: Das Herz von Angelo und Jasmin Giampietro schlägt weiterhin für die Gastronomie. Und sie werden sich nicht endgültig von ihr verabschieden. „Wir haben bereits konkrete Pläne“, verrät die Gastronomin, „und werden sehr bald schon mit einem neuen Gastrokonzept in Eppendorf starten.“ Wo und was genau geplant ist, sagt sie nicht. Nur so viel: „Wer uns kennt, wird wissen, was ihn erwartet.“