Hamburg. Gruselige Überraschung für Passanten rund um den Eppendorfer Mühlenteich: Einzelne Gewächse sind derzeit in weiße Netze eingewebt.
Fahrradfahrer halten an, Kinder zeigen mit dem Finger darauf, Handyfotos werden gemacht: Rund um den Eppendorfer Mühlenteich und die Mündung in die Tarpenbek in Eppendorf und Groß Borstel sind derzeit ungewöhnliche Bäume und Sträucher zu sehen. Einzelne Gewächse wurden völlig eingesponnen und mit dichten Netzen überzogen – und damit ähneln sie dem grau-weißen Haarschopf von Greisen.
Doch diese „Greisenbäume“ sind nicht alt, nur befallen. Die Gespinstmotte hat sie als Wirt gewählt. Die Raupen spinnen die seidigen Schleier, um sich vor Fressfeinden wie Vögeln oder Witterungseinflüssen wie Regen zu schützen. Unter dem schützenden Werk fressen sie dann bis Mitte Juni den befallenen Baum.
Eppendorfer Mühlenteich: Rätsel über völlig eingepuppte Bäume
Dies führt dann zum kompletten Kahlfraß der Gehölze – für den Menschen ist die Gespinstmotte jedoch völlig ungefährlich. Sie ist nicht mit dem allergieauslösenden Eichenprozessionsspinner zu verwechseln, was leicht passieren kann, da auch beim Befall dieses Tieres Netze entstehen.
„Die Raupen der Gespinstmotten sind hellgrau und tragen je nach Art unterschiedlich viele Reihen schwarzer Punkte. Sie haben keine Haare. Die Raupen leben sehr gesellig in hellen, schleierartigen Gespinsten, die mit der Zeit ganze Büsche oder Bäume überziehen können. Sie kommen an vielen verschiedenen Gehölzen vor“, wie die Umweltbehörde Hamburg mitteilt. „Im Gegensatz dazu tritt der Eichenprozessionsspinner nur an Eichen auf!“
Gespinstartige Netze an Sträuchern und Baumkronen
So können im Mai und Juni eines Jahres an Weiß- und Rotdorn, an der Traubenkirsche, an verschiedenen Obstgehölzen und am Pfaffenhut diese gespinstartigen Netze in Sträuchern und Baumkronen zu finden sein.
David Kappenberg, Pressesprecher der Umweltbehörde, erklärt: „Die Gespinstmotte ist ebenso wie der Frostspanner und der Wickler für den Menschen harmlos. Das Erscheinungsbild ist aber natürlich beeindruckend.“
Schädlinge in Hamburg: Eichenprozessionsspinner und Gespinstmotten
Die Gespinstmotte an sich zählt zu den Nachtfaltern und ist, fertig entwickelt, ein etwa zehn Millimeter großer, sehr schlanker Schmetterling. Ihre Eier legen die Motten überwiegend in den Monaten Juli und August an dünnen Zweigen ab. Die Raupen schlüpfen im Herbst und überwintern unter einer Sekretschicht.
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Ungefähr ab April beginnen sie, am austreibenden Laub zu fressen. Anfang Mai bauen sie dann ihre gespinstartigen Netze.
Nabu: Bäume überstehen Befall von Raupen und Motten
Laut Naturschutzbund (Nabu) solle man die Raupen und Motten nicht mit Mitteln zur Schädlingsbekämpfung behandeln, da die Bäume und Sträucher den Befall zumeist schadlos überstünden und gar im selben Jahr erneut austreiben.