Hamburg. Rindertatar und Steak auf Champions League-Niveau, dazu köstliche Tapas und Sushi – Rindchens Geheimtipp ist aber ein Gemüsegericht.
Die schön gelegene Location am Poelchaukamp hatte ich noch als Schrauberwerkstatt für klassische englische Karossen in Erinnerung. Aber, Tempi passati, heute befindet sich hier ein edel gestaltetes, luftiges Lokal mit erfreulich guter Küche.
Das freundliche, aufmerksame Team um Geschäftsführer Kifah Saba hat sich konzeptionell gut auf die umliegende Klientel eingestellt, will heißen: Die Preise sind teilweise auf die kumulierte Kaufkraft an Rondeelteich oder Schöner Aussicht abgestimmt, aber was auf den Teller kommt, ob Tapas, Sushi oder Hauptgericht, ist durchweg zwischen gut und herausragend und basiert auf Lebensmitteln allererster Güte.
Restaurant Hamburg: Hobby-Gourmets lieben das Patio in Winterhude
Die Hanseaten, die ja in den letzten Jahrzehnten kulinarisch flügge geworden sind, honorieren das mit regem Zuspruch und so ist das Lokal stets gut gefüllt mit einem bunten Mix aus Hobby-Gourmets, gediegenen Silberrücken samt charmanter Begleitung und ausgehfreudigen jungen Erben in spe. Im Patio kann man sich ausgesprochen gut aus der abwechslungsreichen und kundig zusammengestellten Tapas-Karte versorgen.
Sehr beachtlich ist das Rindertatar: Eine faire Portion, perfekt gewürzt und appetitlich auf gerösteten Brotchips angerichtet, dazu eine aromenintensive hausgemachte Trüffelmayonnaise, die dankenswerterweise ohne chemisches Trüffelöl auskommt – das ist Champions League zum Normalopreis (17,90 Euro). Ein Hidden Hero ist der hervorragend abgeschmeckte, gebackene Blumenkohl, sinnensatt ruhend auf einer beglückend perfekten Tahini-Sauce (11,90 Euro).
Cocktails, Champagner, Wein – die Bar spielt eine große Rolle im Patio
Hier merkt man, dass der Küchenchef Hassan seine kulinarischen Wurzeln in der syrisch-libanesischen Genusswelt hat, was dem Essen ausnehmend gut bekommt. Auch Chorizo mit Couscous und Minzjoghurt (13,90 Euro), Gambas al Ajillo (12,90 Euro), die diversen Sushi-Variationen und das sehr fein abgestimmte Ceviche vom Tuna (16,90 Euro) vermögen voll zu überzeugen.
Bei den Hauptgerichten lockt eine kleine Sensation: Das 300 Gramm schwere Australische Dry Aged Ribeye zählt zu den besten Steaks, die ich bislang bekommen habe, allerdings muss man tapfer sein: Stolze 45,90 Euro sind dafür zu berappen und Beilagen wie die Amazing Fries (6,90 Euro) oder die Pimentos de Padron (7,90 Euro) kommen obendruff.
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Groß und prominent platziert im Patio ist die Cocktail-Auswahl – die Bar spielt eine große Rolle, und auch die sattsam bekannten Markenchampagner à la Moet & Chandon (129 Euro) dürfen nicht fehlen. Tipp: Wenn schon Schampus, dann 10 Euro mehr ausgeben und den guten Ruinart genießen.
Restaurant Hamburg: Das Patio kann zusätzlich mit Live-Musik und schöner Terrasse punkten
Die beherzt kalkulierte Weinauswahl ist überschaubar und wartet primär mit Bekanntem auf. Ein paar Trouvaillen zu noch akzeptablen Preisen finden sich dennoch, wie der stahlig-markante Sauvignon vom brillanten Pfälzer Shootingstar Stephan Schwedhelm (44 Euro), oder der vibrierend lebendige Albarino „Genio e Figura“ (45 Euro).
Und wenn zur Abendstund’ im Patio der Saxophonist die genussfreudige Schar mit Live-Musik verwöhnt und munteres Summen und Brummen die Räume erfüllt – dann freut man sich auf die ersten warmen Tage, an denen man das Ribeye-Steak draußen auf der schönen Terrasse genießen kann. Muss man halt ein bisschen drauf sparen.
Poelchaukamp 33, Tel. 41 49 88 42, Mo-Sa 16–1, So 11–23 Uhr, patio.hamburg