Hamburg. Aus familiären Gründen mussten die Cherchis ihren Betrieb schließen. Nach Monaten des Leerstand öffnet nun ein neuer Familienbetrieb.
Mehr als fünf Jahrzehnte beglückte der Sarde Paolo „Paolino“ Cherchi die Hamburger mit seinen besten italienischen Gerichten, seinem Charme und Zigarrenrauch: Zuerst kellnerte er bei den Cuneos auf St. Pauli, dann wurde er mit seinem Restaurant in Bestlage direkt an der Alster Kult: Die Prominenz, ob hanseatisch oder zu Besuch in der Stadt, pilgerte zu Paolino, dem gedrungenen Wirt vom gleichnamigen Restaurant am Alsterufer 2.
2008, nach knapp 30 Jahren, wurde der Pachtvertrag nicht verlängert, eine Institution musste schließen. Nach Wellen der Empörung und vielen Tränen wagte Cherchi dann den Neuanfang. Etwas unaufgeregter die Location an der Hudtwalckerstraße 16: ein Eckhaus zur Sierichstraße hin ohne nennenswerte Terrasse, dafür mit bester Anbindung im Herzen von Winterhude. „Paolino La Sardegna“, so der Name, der alles verband, was wichtig war.
Restaurant Paolinos in Winterhude hatte prominente Stammgäste
Für den Geruch von Ossobuco und Ravioli war im Familienbetrieb sein Neffe Lorenzo zuständig, der mit ihm kochte, Sohn Raffaele kellnerte, die Töchter Maria Elena und Gianna halfen häufig, ebenso wie Nesthäkchen Leonardo.
Doch schlussendlich zog es Paolino dann wieder zurück in seine italienische Heimat Sardinien. Seine Tochter Maria Elena übernahm 2017 und führte das Restaurant weiter. Die Stammgäste wie Stararchitekt Hadi Teherani, Künstler Bruno Bruni oder Fernsehmann Ulrich Wickert oder Angelika Jahr – sie alle kamen immer wieder.
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Doch im Leben der jungen Frau veränderte sich etwas, Cherchi wurde Mutter, und der Gastronomie-Vollzeitjob war nicht mehr mit einem Kleinstkind vereinbar – und auch ihr Partner arbeitete im Restaurant mit. Schweren Herzens schloss die Familie deshalb vergangenen November – und erst jetzt wird klar, wie es mit dem Ladengeschäft weitergeht: Heute startet eine vietnamesische Familie hier durch, mit einem soft Opening begrüßen sie im „ham ăn“ – das bedeutet übersetzt übrigens so viel wie „Schlemmerei“.
In dem neuen Familienbetrieb werden dann Spezialitäten und Klassiker wie die beliebte Nudelsuppe Pho, Goi Cuon Tom Thit (frische Frühlingsrollen mit Reispapier) und Fischgerichte serviert.