Hamburg. Das prächtige Haus auf der Uhlenhorst wurde zum Teil abgerissen und nach Plänen von 1887 wiederhergestellt. Was es einmalig macht.
Noch vor vier Jahren war die Villa an der Fährhausstraße auf der Uhlenhorst eine der vielen vernachlässigten Immobilien in Hamburger Bestlage. Sie bot einen jämmerlichen Anblick – Fassade und Dach marode, der Vorgarten eine Brachfläche, der hübsche Springbrunnen und der gemauerte Zaun abgerissen, viele Eiben gefällt. Dann kam ein Bagger, riss einen Teil der Villa ab, danach verschwand sie hinter Bauplanen.
Die sind mittlerweile gefallen. Und die einst schmuddelige Villa an der Alster in Hamburg ist nicht wiederzuerkennen. Stolz erhebt sie sich mit strahlend weißer Fassade über einer imposanten Freitreppe. Das Dach ist neu gedeckt, zwischen den Mansarden zieht eine von zwei Kugeln gekrönte Balustrade die Blicke auf sich.
Immobilien Hamburg: Villa an der Alster mit Schmuckelementen verziert
Der untere Teil der Fassade ist horizontal gegliedert, Dachgesims und Fensterleibungen mit Ornamenten verziert. „Bevor die Villa eingehüllt wurde, habe ich alle Schmuckelemente mit einer Drohne abfotografiert und sie originalgetreu nachbauen lassen“, sagt der Eigentümer der Villa, der aus Osnabrück kommt, aber nicht genannt werden will.
Er gewährt dem Abendblatt eine Führung durch das Gebäude, das seit dem Frühjahr 2021 aufwendig saniert wird und in Teilen neu erbaut wurde. Bis dahin war es ein weiter Weg. „Ich habe mich beim Vorbeifahren in die Villa verliebt“, so der Bauherr. Und das, obwohl sie schon damals recht vernachlässigt aussah.
Alstervilla: Bis zur Baugenehmigung des Bezirks dauerte es sieben Jahre
Nach mehreren Anläufen gelang es ihm 2014, die Immobilie zu kaufen. Dann folgten nervenaufreibende sieben Jahre. Zunächst ließ er Haus und Grundstück untersuchen, um herauszufinden, was dort möglich ist. Ein Neubau war ausgeschlossen: Zwar ist die Villa nicht denkmalgeschützt, doch für das Areal gelten eine städtebauliche Erhaltungsverordnung sowie eine an der Außenalster festgelegte Gestaltungsverordnung.
Aber der Eigentümer wollte die Villa ja auch gar nicht abreißen. „Ich wollte sie originalgetreu instand setzen und sie gemäß der modernsten technischen Anforderungen ausrüsten.“ Zunächst aber ließ er alles entfernen, was bei den Untersuchungen hinderlich war: Sanitäranlagen und Leitungen, den Springbrunnen vor dem Haus, den Gartenzaun und etliche Eiben. Dadurch hatten Nachbarn den Eindruck, das Haus solle absichtlich unbewohnbar gemacht werden, um einen Abriss zu erwirken – und gründeten eine Bürgerinitiative.
Villa an der Außenalster wurde nach Bauplänen von 1887 wiederhergestellt
Das Abendblatt erfuhr Ende 2020 vom damaligen Bauleiter, dass tatsächlich ein Teilabriss geplant war, die Villa aber anschließend saniert und schöner aufgebaut werden sollte, als sie jemals war. Tatsächlich hatte der Eigentümer aus dem Archiv des Bauamts originale Bauzeichnungen aus dem Jahr 1887 erhalten. Diese zeigen eine deutlich prächtigere Villa als die, die wenig später gebaut wurde – unter anderem mit der Balustrade und Fahnenmast, aber auch mit einem terrassenförmig angelegten Vordergrundstück
Darunter sollte eine Tiefgarage entstehen. Ein aufwendiges Unterfangen, das viele Planungen und Absprachen mit dem Bezirksamt Hamburg-Nord erforderten. Sieben Jahre dauerte es, bis der Eigentümer die Baugenehmigung in der Hand hielt. Anfang 2021 konnte der spektakuläre Umbau dann beginnen.
Immobilien Hamburg: Villa entspricht KfW-55-Standard eines Neubaus
Jetzt, vier Jahre später, ist ein in Hamburg wohl einzigartiges Gebäude entstanden: eine hochherrschaftliche Villa mit dem Erscheinungsbild von 1887, die bezüglich ihrer Energieeffizienz dem Standard eines KfW55-Neubaus entspricht. „Wir werden Windenergie von der Nordsee beziehen, die in einem Batteriespeicher im Keller auch an windstillen Tagen zur Verfügung steht“, so der Bauherr. „Außerdem werden Wärmepumpen und Solarpaneele auf dem Dach installiert.“
Auch eine Wetterstation wird auf der Villa, die rundherum gedämmt wurde, montiert. Die steuert an Sonnentagen die Lamellenjalousien, die in den Fensterlaibungen der nach Süden ausgerichteten Villa versteckt sind – und bei Bedarf automatisch heruntergefahren werden, um ein Aufheizen der Räume zu verhindern.
Alster: Wie luxuriös die vier Wohnungen werden, ist deutlich zu sehen
Noch ist das Haus innen ein Rohbau. Doch wie luxuriös die vier Wohnungen werden, die hier entstehen, ist schon deutlich zu erkennen. Jede wird mehr als 200 Quadratmeter groß und in allen Räumen – egal ob Küche, Wohn- und Essbereich, Schlaf- und Gästezimmer oder Bäder – sehr viel Platz bieten. Darüber hinaus gibt es verschiedene Austritte nach draußen: zur Erdgeschosswohnung wird der Garten hinter dem Haus gehören, zur Belle Etage eine seitliche Terrasse und eine vor dem Haus, die über die mondäne Freitreppe betretbar ist.
Die Wohnung im zweiten Stock verfügt über einen großen, gerundeten Balkon mit gemauerter Balustrade, das Penthouse über seitliche Terrassen. Beide haben zudem je einen nach vorne liegenden Balkon mit auffälligem Geländer („Kein Eisen, das rosten kann, sondern schwarz lackierter Edelstahl“). Darüber hinaus gibt es eine Art Terrassenturm, der allen vier Wohnungen einen weiteren großzügigen Freiraum bietet.
Alstervilla: Im Garten werden zahlreiche 20 Jahre alte Bäume gepflanzt
Die Innenausstattung wird nach Wünschen der Käufer vorgenommen, ab Juli soll die prächtige Villa in die Vermarktung gehen. Bis dahin wird das Penthouse als Musterwohnung fertiggestellt und die Außenanlagen weitestgehend gestaltet sein. Wie genau es um das Gebäude herum aussehen wird, steht noch nicht konkret fest – weshalb der Eigentümer auch keine Visualisierung zur Verfügung stellen möchte.
Er verrät nur so viel: „Wir werden rund 15 Bäume pflanzen, die mindestens 20 Jahre alt und entsprechend gut fürs Klima sind. Im Vorgarten, auf dem unteren der beiden Plateaus, wird es einen Springbrunnen geben und Bänke, die allen Bewohnern zur Verfügung stehen.“ Die ehemalige Remise hinter dem Haus wird als Garage für Fahrräder und Roller ausgebaut – mit ausreichend E-Lademöglichkeiten.
Immobilien Hamburg: Bauherr der Alstervilla mit „Herz und Leidenschaft“ dabei
Mit E-Säulen wird auch jeder der 13 Stellplätze in der Tiefgarage ausgerüstet. Diese ist ausschließlich über einen Fahrstuhl an der nördlichen Grundstücksgrenze erreichbar, was Platz spart und für Bewohner und Nachbarn weniger störend sein soll als eine Rampe. Apropos Nachbarn: Sollten die künftigen Bewohner der vier Wohnungen nicht alle 13 Stellplätze benötigen, hätten Nachbarn die Chance, einen der Plätze zu erwerben.
„Was die Anforderungen an E-Mobilität, Ökostrom, Effizienz und CO2-Bilanz betrifft, dürfte dieser modernisierte Altbau einen neuen Standard für Hamburg schaffen“, so der Eigentümer selbstbewusst. Und fügt hinzu: „Ich baue dieses Haus mit Herz und Leidenschaft. Am Ende werde ich sehen, wie es bei den Interessenten ankommt.“