Hamburg. Unbekannte beschmierten die Grabstätte von Helmut und Loki Schmidt auf dem Ohlsdorfer Friedhof. Der Staatsschutz ermittelt.

Am 23. Dezember wäre der im Jahr 2015 verstorbene Hamburger Altkanzler Helmut Schmidt 105 Jahre alt geworden. Einen Tag vor seinem Ehrentag ist jetzt sein Grab auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg-Nord mit Farbe beschmiert worden, wie ein Polizeisprecher auf Abendblatt-Anfrage bestätigte.

Polizei Hamburg reinigt Grab von Helmut Schmidt auf Ohlsdorfer Friedhof

Drei orangefarbene Hakenkreuze prangten auf dem in den Boden eingelassenen Grabstein der Eheleute Helmut und Hannelore „Loki“ Schmidt. Auch die Grünpflanzen um das Grab herum blieben nicht verschont. Der Stein als solcher wurde dabei allerdings nicht beschädigt. Innenministerin Nancy Faeser verurteilte den Farbangriff bei X (vormals Twitter): „Was für eine abscheuliche und geschichtsvergessene Tat. Helmut und Loki Schmidt standen immer gegen Menschenverachtung, Rassismus und Antisemitismus ein - im Bewusstsein unserer Geschichte.“, erklärte die SPD-Politikerin.

Am frühen Freitagabend wurde die Schmiererei entdeckt. Anschließend reinigten Einsatzkräfte der Polizei das Grabmal, sicherten Spuren und entfernten die Farbe. Wie am Sonnabend bekannt wurde, ermittelt nun der Staatsschutz in dieser Sache.

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Bei dem Grab handelt es sich um ein Familiengrab. Dort liegt unter anderem Heinrich Koch, der Vater von Ludovika Schmidt, der Mutter von Helmut Schmidt. Das Familiengrab umfasst sechs Sarg-Grabstellen. Der originale Grabbrief trägt die Nummer 87371 und ist im Nachlass von Helmut Schmidt überliefert.

Die beschmierte Grabstätte der Familien Schmidt und Koch auf dem Ohlsdorfer Friedhof.
Die beschmierte Grabstätte der Familien Schmidt und Koch auf dem Ohlsdorfer Friedhof. © Lenthe-Medien | André Lenthe

Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung verurteilt den Vandalismus aufs Schärfste

Am Sonnabend, dem Geburtstag von Helmut Schmidt, veröffentlichten die Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung, die „Helmut und Loki Schmidt-Stiftung“ und die „Loki Schmidt Stiftung“ eine gemeinsame Stellungnahme, in der sie die Schmierereien auf das Schärfste verurteilen.

Dieser „geistlose Vandalismus“ sei ein massiver Versuch, das Andenken der beiden zu beschädigen, heißt es in der Erklärung. Und: „Sowohl Loki als auch Helmut Schmidt haben sich stets für Freiheit, Demokratie und Völkerverständigung eingesetzt. Menschenverachtende Gewaltherrschaft und Antisemitismus lehnten sie entschieden ab.“

Hakenkreuze auf Schmidt-Grab sind eine Verfassungswidrigkeit

Das Hakenkreuz ist in Deutschland untrennbar mit dem Nationalsozialismus verbunden. Wer es heute verwendet, spricht sich daher gegen die Menschenwürde und alle hierzulande gesetzlich verankerten Grundrechte aus. Gemäß Paragraf § 86a Strafgesetzbuch handelt es sich um eine Straftat wegen „Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen“.

Darin heißt es wörtlich: „(1) Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer im Inland Kennzeichen einer der in § 86 Abs. 1 Nr. 1, 2 und 4 oder Absatz 2 bezeichneten Parteien oder Vereinigungen verbreitet oder öffentlich, in einer Versammlung oder in einem von ihm verbreiteten Inhalt (§ 11 Absatz 3) verwendet oder einen Inhalt (§ 11 Absatz 3), der ein derartiges Kennzeichen darstellt oder enthält, zur Verbreitung oder Verwendung im Inland oder Ausland in der in Nummer 1 bezeichneten Art und Weise herstellt, vorrätig hält, einführt oder ausführt.“