Hamburg. Hotel am Flughafen bringt die gestrandeten Menschen unter. Eine IT-Panne sorgt für Spannungen im Radisson Blu. DRK unterstützt.

Man kann die geänderte Stimmung am Hamburger Flughafen fast mit Händen greifen. Nicht nur die unzähligen Einsatzkräfte, die seit vielen Stunden im Dienst sind, atmen auf, als die Geiselnahme unblutig beendet wird, auch im Radisson Blu sind Hunderte Menschen erleichtert.

In dem Hotel sind viele untergekommen, die eigentlich am Sonnabend wegfliegen wollten, aber dann am Flughafen strandeten. Zunächst wurden sie für eine Nacht einquartiert, aber bis der Flughafenbetrieb sich wieder normalisiert, wird es noch dauern.

Flughafen Hamburg: Was die Fluggäste im Radisson Blu erleben

Kurz vor Mittag ist in der Lobby des Radisson Blu die Situation unruhig. Zu allem Überfluss gibt es in dem Hotel nämlich ein IT-Problem, was dazu führt, dass alle Zimmerkarten neu freigeschaltet werden mussten, denn die Karten waren nur für eine Übernachtung programmiert. Annica Carstensen ist mit ihrem Mann nur mal kurz vor die Tür gegangen und nun kommen sie nicht zurück in ihr Zimmer.

In der Lobby ist es brechend voll, die unfreiwilligen Hotelgäste verlangen Informationen. Mit einer lauten Durchsage verschafft sich eine Mitarbeiterin des Hotels schließlich Gehör. Man arbeite an dem Problem, versichert sie und jeder bekomme sein Zimmer wieder. Und niemand müsse sich um die Bezahlung Gedanken machen. Dann bittet sie die gestrandeten Passagiere um Geduld. „Wir sind auch nur Menschen. Jedem wird geholfen, jeder bekommt eine Zimmerkarte“, sagt sie,

Passagiere sorgen sich um ihre Weiterreise am Zielort

Annica Carstensen von der Insel Föhr wollte mit ihrem Mann auf die Kanaren fliegen, um dort zu einer Kreuzfahrt zu starten.
Annica Carstensen von der Insel Föhr wollte mit ihrem Mann auf die Kanaren fliegen, um dort zu einer Kreuzfahrt zu starten. © Funke Foto Services | Thorsten Ahlf

Annica Carstensen von der Insel Föhr wollte mit ihrem Mann Norbert am Sonntagmorgen um 7 Uhr den Flieger nach Gran Canaria nehmen, um eine Kreuzfahrt anzutreten. Deshalb hatte das Ehepaar am Sonnabendabend den Vorabend-Check-in genutzt und wegen des frühen Abflugs im Radisson Blu übernachtet.

Was sich in ihrer unmittelbaren Nähe ereignete, bekamen sie am Sonnabendabend eher zufällig mit. „Ich hatte schon geschlafen, und als ich aufwachte, weil mir zu warm war und ich das Fenster öffnen wollte, habe ich die vielen Nachrichten von Freunden auf dem Handy gesehen.“ Und dann habe sie auch den Polizeihubschrauber gehört. Nun hoffen sie und ihr Mann, dass sie am Montagfrüh nach Lanzarote fliegen und sozusagen eine Station später doch noch auf das Schiff kommen. „Unsere Sorge ist aber, dass unsere Koffer nicht in Lanzarote ankommen. Eine Woche Kreuzfahrt ohne Gepäck wäre schwierig“, sagt Carstensen.

Flughafen geschlossen: Ein Paar aus dem Landkreis Harburg sagt Reise ab

Birgit Bioletti wollte von Kreta aus eine Kreuzfahrt nach Dubai beginnen. Auch sie verpasst das Ablegen des Schiffs.
Birgit Bioletti wollte von Kreta aus eine Kreuzfahrt nach Dubai beginnen. Auch sie verpasst das Ablegen des Schiffs. © Funke Foto Services | Thorsten Ahlf

Ähnlich ergeht es Birgit Bioletti aus Lübeck. Sie hat für diesen Sonntag um 11.30 Uhr einen Flug nach Kreta gebucht, um von dort auf ein Kreuzfahrtschiff in Richtung Dubai zu gehen. „Wir hoffen, dass wir am Dienstag in Alexandria auf das Schiff kommen“, sagte die Urlauberin dem Abendblatt.

Manche Passagiere sorgen sich, was mit ihren eingecheckten Koffern passiert

Für ein Paar aus dem Landkreis Harburg hat sich der Urlaub am Sonntagmittag erledigt, sie brechen ihre geplante Reise ab. Am Sonnabend saßen die beiden bereits in der Maschine, die um 20.30 Uhr nach Málaga abheben sollte, als der Pilot von „Problemen“ sprach. „Wir saßen dann knapp drei Stunden im Flugzeug, ehe wir wieder aussteigen mussten.“ Die Harburger wurden daraufhin im Radisson Blu untergebracht. Ihre Koffer befinden sich unterdessen noch im Flugzeug.

Der Österreicher Arian Ghoddousi muss zurück nach Graz. Notfalls macht er am Montag Homeoffice in Hamburg.
Der Österreicher Arian Ghoddousi muss zurück nach Graz. Notfalls macht er am Montag Homeoffice in Hamburg. © Funke Foto Services | Thorsten Ahlf

Weniger dramatisch empfindet Arian Ghoddousi die Situation. Der Wiener, der in Graz lebt, hat einen Freund in Hamburg besucht und hat regulär im Flughafenhotel eingecheckt. Er rechnet nicht damit, dass sein geplanter Flug in die steirische Landeshauptstadt am Sonntag um 18 Uhr tatsächlich noch stattfindet. Vorsorglich hat der Österreicher deshalb seinen Arbeitgeber informiert, dass er womöglich am Montag von aus Hamburg im Homeoffice arbeiten wird.

Erleichterung auch bei den Reisenden über den unblutigen Ausgang

Was wohl viele der unfreiwilligen Hotelgäste neben ihrem verpatzten Start in den Urlaub die ganze Zeit über ebenso bewegt hat, bringt Annica Carstensen am Nachmittag auf den Punkt: „Es ist ein Glück, dass dem Kind nichts passiert ist.“

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Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) Hamburg hatte die gestrandeten Fluggäste im Hotel unterstützt. In den Räumen des Hotels richteten die DRK-Kräfte nach eigenen Angaben eine Notunterkunft ein, bauten zahlreiche Feldbetten auf, leisteten medizinische Soforthilfe und verteilten Getränke. Rund 250 Passagiere, die wegen der Situation und des stillgelegten Betriebs am Hamburger Flughafen nicht weiterreisen können, verbrachten dort die Nacht.

Mehr als 20 DRK-Kräfte der DRK mediservice und des DRK-Landesverbandes Hamburg, Ehrenamtliche des DRK-Kreisverbandes Hamburg-Nordost sowie vom DRK Hamburg Altona und Mitte waren deshalb seit dem gestrigen Abend im Einsatz. Zudem war das DRK-Kriseninterventionsteam vom DRK Hamburg-Harburg mit mehreren Kräften vor Ort, um Menschen auch psychologisch zu betreuen.