Hamburg. Der Täter erschoss einen Hells Angel und dann sich selbst. Wurde die Waffe auch für andere Verbrechen benutzt?
Nach dem tödlichen Streit um Schulden im Rockermilieu in Langenhorn soll jetzt geklärt werden, ob die Tatwaffe, mit der der 42-jährige Hells Angel Danny A. am Sonnabend erschossen wurde, bereits bei anderen Verbrechen benutzt worden ist. Die Waffe soll aus dem ehemaligen Jugoslawien stammen und illegal nach Deutschland gebracht worden sein.
Mittlerweile wurde weitere Details der Tat bekannt. Danach hatte Danny A. offenbar mehr als zehn Jahre darauf gewartet, „Schulden“ einzutreiben. 2009 war er im Zusammenhang mit einem Tötungsdelikt festgenommen und 2010 in Kaiserslautern verurteilt worden. Damals tobte dort ein Rockerkrieg zwischen den Hells Angels und den Outlaws.
Hells Angels: In Hamburg erschossener Rocker gerade erst aus Haft entlassen
Nach einer Schlägerei, bei der ein Hells Angel unterlag, weil dieser mit der Kutte seines Club in eine von den Outlaws frequentierte Kneipe gegangen war, kam es zu einer Racheaktion. Hells Angels verfolgten Dirk O. – den Präsidenten des dortigen Outlaws-Chapters „Donnersberg“ – in einem Auto, bremsten sein Motorrad aus, prügelten ihn mit einem Schlagstock zu Boden und töteten den 45-Jährigen durch sieben Messerstiche unter anderem in den Rücken.
Zum Prozess in Kaiserslautern waren damals rund 1000 Anhänger beider Clubs angereist. Die Polizei hielt sie mit einem Großaufgebot in Schach und auseinander. Die Richter verhandelten hinter einer Schutzwand aus kugelsicherem Glas. 2010 fiel das Urteil. Es lautete auf Körperverletzung mit Todesfolge. Die tödlichen Stiche selbst hatte ein dritter „Höllenengel“, der später ermittelt wurde, durchgeführt. Er war zunächst untergetaucht und hatte sich 2011 im deutschen Konsulat in Palma gestellt.
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Hells Angels: Rockermord in Hamburg – Sohn des Täters war auch am Tatort
Erst vor wenigen Tagen, am 24. März, war der Rocker Danny A., der im Gefängnis noch ein Drogendelikt begangen hatte, aus der Haft entlassen worden. Nach Abendblatt-Informationen soll er sich dann schnurstracks mit Harry F. (50) in Verbindung gesetzt haben – dem Mann, der nach Erkenntnissen der Hamburger Mordkommission erst mehrere Schüsse auf Danny A. abgab und sich anschließend selbst durch einen Kopfschuss tötete.
Sein Sohn, der wiederum Danny A. in die Straße Reeborn begleitet hatte, blieb unverletzt. Harry F. wohnte in der Straße in einem Mehrfamilienhaus. Kurios: Harry F., der ebenfalls dem Rockermilieu angehörte, soll gar nicht der Mann gewesen sein, der sich bei dem 42-Jährigen Geld geliehen hatte. Der Bruder des 50-Jährigen soll von Danny A. 9000 Euro bekommen haben, die in der Kryptowährung Bitcoin angelegt werden sollten.
Hells Angels: Bruder des Täters hatte sich Geld von dem Hells Angel geliehen
So weise die Anlage des Rockers war – der Bitcoin war 2009 gerade auf den Markt gekommen und zu Spottpreisen zu haben –, so schlecht lief es in der Praxis ab. Statt den Betrag zu investieren, soll sich der Mann mit dem Geld nach Dubai abgesetzt haben. Heute ist ein Bitcoin mehr als 26.000 Euro wert.
Danny A. soll sich ausgerechnet haben, was er an Geld wiederbekommen müsste. Die Angaben gehen auseinander. Bei der Polizei spricht man von einem „fünfstelligen Betrag“, Insider reden von mehreren Hunderttausend Euro.