Hamburg. Das Bezirksamt will für Transparenz sorgen und hat als erstes in Hamburg eine eigene Energiebilanz erstellt. Die Ergebnisse.
Die größten Klimasünder beim Bezirksamt Nord – verantwortlich für die meisten Emissionen – sind die Heizungen sowie die Mitarbeiter. Der Bezirk hat sich nämlich einen Überblick darüber verschafft, in welchen Bereichen der Organisation wie viele Treibhausgase entstehen. „Das Bezirksamt Hamburg-Nord ist das einzige Bezirksamt, das eine detaillierte CO2-Bilanz des Bezirksamtes als Organisation nach dem Prinzip des Corporate Carbon Footprints bzw. Greenhouse Gas Protocols – wie für Unternehmen üblich – erstellt hat“, sagte Larissa Robitzsch dem Abendblatt. Am Mittwochabend wurden die Informationen im Ausschuss für Klimaschutz, Umwelt und Mobilität vorgestellt.
Energiebilanz: Die größten Klimasünder beim Bezirksamt Hamburg-Nord
Bei der Bilanzierung nach dem international anerkannten Standard wurde laut Robitzsch unter anderem untersucht, „wie viele CO2-Emissionen der eigene Fuhrpark verursacht, wie viele Treibhausgase durch das Pendeln der Mitarbeitenden zwischen Wohnort und Arbeitsplatz entstehen und wie viele durch das Beheizen der Arbeitsgebäude produziert werden“. Dabei habe sich herausgestellt, dass insbesondere das Heizen sowie die Pendleremissionen für einen Großteil der Treibhausgase verantwortlich sind.
Laut Robitzsch kommt ein Drittel der 1300 Beschäftigten mit dem Auto zur Arbeit, bereits ein Drittel allerdings auch mit dem Fahrrad. Zum Fuhrpark des Bezirksamts zählen Dienst-(E)-Autos, geleaste Autos, Diensträder und Nutzfahrzeuge (Lastwagen, Anhänger, Arbeitsmaschinen). Bezirksamtsleiter Michael Werner-Boelz (Grüne) selbst hat keinen Dienstwagen.
So soll zukünftig CO2 im Bezirksamt eingespart werden
Aus der ersten Bestandsaufnahme werden laut Bezirkssprecherin jetzt Maßnahmen entwickelt, an welchen Stellen zukünftig CO2 im Bezirksamt eingespart werden kann. So werde bereits ein betriebliches Mobilitätskonzept für einen klimafreundlichen Fuhrpark erarbeitet.
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Eine wichtige Rolle spielt laut Robitzsch auch der Neubau des Bezirksamts Hamburg-Nord am Wiesendamm in Barmbek. Durch den direkten Anschluss an die U-Bahn Station Saarlandstraße sowie die vielen Fahrradparkplätze werde es dort künftig nur noch wenige Stellplätze für Autos geben. Das sei ein erster Schritt in Richtung CO2-Reduzierung und mehr Klimafreundlichkeit. Bereits heute verwende das Bezirksamt ausschließlich Ökostrom.
„Allein dies reduziert die Treibhausgase um 1000 Tonnen CO2“, so die Sprecherin. Allerdings werde das Gebäude nicht vor 2027 bezugsfertig sein, und das bestehende Bezirksamt in Eppendorf mit rund 22.000 Quadratmetern Fläche gilt als energetisch sehr ungünstig. Um bis zum Umzug Emissionen einzusparen, wurden laut Robitzsch die vier Heizzentralen am Hauptstandort bereits besichtigt. In Kürze erfolge eine weitere qualifizierte Begutachtung zweier Zentralen. Geringfügige Investitionen in Sofortmaßnahmen sollen zu Einsparungen führen – etwa durch den Austausch von Leuchtmitteln und Thermostatventilen.
Statt einer Gasheizung soll eine Wärmepumpe genutzt werden
Noch ist unklar, was mit dem denkmalgeschützten Ensemble nach dem Auszug des Bezirksamts geschieht. „Bezüglich der Nachnutzung der Gebäude in der Kümmellstraße sind der Eigentümer, das Denkmalschutzamt sowie das Bezirksamt im Austausch hinsichtlich Sanierung und eines künftigen Nutzungskonzepts“, so die Sprecherin.
Das Bezirksamt lasse in diesem Jahr zudem energetische Sanierungsfahrpläne für neun bezirkliche Liegenschaften erstellen. Bei Neubauten und Sanierungen im Bezirk, wie zum Beispiel den Häusern der Jugend, werden künftig regelhaft Möglichkeiten für Fotovoltaikanlagen und Gründächer bzw. Fassadengrün geprüft. So soll das Haus der Jugend Barmbek eine Grünfassade bekommen.
Für die Wärmeversorgung des Gebäudes soll statt einer Gasheizung eine Wärmepumpe genutzt werden. Bezirksamtsleiter Michael Werner-Boelz sagt: „Um klimafreundlicher zu werden, müssen wir wissen, wie viel CO2 wir ausstoßen. Viele Unternehmen erstellen bereits eine jährliche CO2-Bilanz – aber auch die staatlichen Institutionen müssen dazu beitragen, die Emissionen zu verringern. Das Bezirksamt Hamburg-Nord möchte als Vorbild vorangehen und für Transparenz sorgen. Nur gemeinsam können wir an der Klimawende arbeiten – die Zeit drängt!“
Bezirksamt Hamburg-Nord möchte als Vorbild vorangehen
Klimaschutzleiterin Solveig Schröder sagt: „Wir möchten Klimaschutz von der abstrakten Zielsetzung in die praktische Umsetzung bringen. Mit dem CO2-Fußabdruck unseres Bezirksamts können wir direkt sehen, wie unser Handeln – also z.B. wie viel wir drucken, wie wir zur Arbeit kommen und wie wir lüften – die Emissionen prägt und an welche Stellen wir mit Maßnahmen ansetzen können.“
Die CO2-Bilanz wurde im Rahmen des integrierten Klimaschutzkonzeptes für den Bezirk Hamburg-Nord berechnet. Das fertige Klimaschutzkonzept soll im Winter 2022 vorliegen.