Hamburg. Goldfarbene Platte vor Villa erinnerte an Paula Jacobsen, die Opfer des Naziregimes wurde. Bezirkspolitiker beschließen Neuverlegung.

Erst am 16. Oktober dieses Jahres war der Stolperstein, der an die Jüdin Paula Jacobsen erinnern sollte, vor der Villa am Leinpfad 20A in Winterhude verlegt worden.

Irgendjemanden muss diese kleine, goldfarbene, in den Gehweg eingelassene Gedenktafel sehr gestört haben. Der Stolperstein wurde entfernt und mitsamt der Pflastersteine darum durch eine gewöhnliche Gehwegplatte ersetzt, sodass sein Fehlen zunächst gar nicht auffällt.

Gestohlener Stolperstein: Bezirksversammlung reagiert entschlossen

Auf diese Tat hat jetzt die Bezirksversammlung Hamburg-Nord reagiert. Der Hauptausschuss hat am Dienstagabend einstimmig einen Antrag verabschiedet, mit dem der Diebstahl des Stolpersteins für Paula Jacobson verurteilt wird. Gleichzeitig sicherten die Fraktionen die Finanzierung der Neuverlegung des Stolpersteins zu. Die Politikerinnen und Politiker der Fraktionen von Grünen, SPD, CDU, Die Linke und FDP hatten den Antrag gemeinsam zur Abstimmung gestellt.

Die Vorsitzenden der Fraktionen erklären gemeinsam: „Wir verurteilen den Diebstahl des Stolpersteins auf das Schärfste. Wenn mit der Entfernung des Steins das Ziel verfolgt wurde, die Erinnerung an die verstorbene Jüdin Paula Jacobson auszulöschen: Das schlägt fehl: Jetzt erst recht wird Hamburg sich an ihr Schicksal und an das vieler anderer Nazi-Verfolgter erinnern. Die Täter*innen lassen wir wissen: Ihr seid allein. Ihr repräsentiert bei weitem keine Mehrheit in der Bevölkerung! Uns ist wichtig, dass nun so schnell wie möglich wieder ein Stolperstein an Ort und Stelle verlegt wird. Die Kosten dafür trägt die Bezirksversammlung gerne. Denn das dezentrale Denkmal der ‚Stolpersteine‘ stärkt unsere Demokratie, indem es uns alle täglich mahnt, es nie wieder so weit kommen zu lassen. Nach wie vor gilt: ‚Wehret den Anfängen!‘"

Projekt des Künstlers Demnig: 6192 Stolpersteine in Hamburg


Seit 1995 erinnert der Kölner Künstler Gunter Demnig mit seinem Projekt Stolpersteine durch kleine Gedenktafeln europaweit an Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft vor deren früheren Wohnorten – seit 2002 auch in Hamburg. In der Hansestadt wurden bis heute 6193 Stolpersteine verlegt.

Stolpersteine erinnern an einzelne, konkrete Opfer des NS-Terrors. Sie sind in den Gehweg vor deren letztem frei gewählten Wohnort eingelassen und verdeutlichen so, dass viele Menschen aus der Mitte der Gesellschaft unter Verfolgung litten.

Der gestohlene Stolperstein wies diese Inschrift auf:

HIER WOHNTE / PAULA JACOBSON / GEB. FRIEDHEIM / JG. 1899 GEDEMÜTIGT / ENTRECHTET / FLUCHT IN DEN TOD / 19.9.1934

Hamburger sollen Blumen am Leinpfad niederlegen

Für Donnerstag, 25. November, 16 Uhr lädt das Erinnerungs-Projekt „Stolpersteine in Hamburg" dazu ein, am Tatort (Leinpfad 20A) Blumen in Gedenken an Paula Jacobson niederzulegen.

Vor fast genau einem Jahr war es zur Beschädigung mehrerer Stolpersteine in Barmbek gekommen. Damals konnten keine Täter oder Täterinnen ermittelt werden.