Hamburg. Yvonne Nische gibt auf, Interims-Nachfolger benannt. In der Ticket-Affäre um die Rolling Stones gibt es bereits eine Anklage.

Jetzt ist auch die Nachfolgerin von Harald Rösler weg: Yvonne Nische (SPD), gewählte neue Bezirksamtsleiterin in Hamburg Nord, verzichtet wegen der Affäre um die Tickets für das Konzert der Rolling Stones im September 2017 im Stadtpark auf ihr Amt. "Ich stehe nicht mehr zur Verfügung", sagte Nische am Donnerstagabend in der Bezirksversammlung. Sie möchte weitere Belastungen für das Amt und die Familie durch die langen Ermittlungen vermeiden, sagte sie. Sie war bislang noch nicht offiziell ernannt worden.

Nische betrat pünktlich um 18 Uhr den Sitzungssal in der Robert-Koch-Straße in Eppendorf – bepackt mit einer großen Handtasche und einem dicken Aktenordner. Doch gleich nach dem Tagesordnungpunkt Bürgerfragestunde gab es zwei persönliche Erklärung. Zuerst bedankte sich ein Bezirksabgeordneter, der im Dezember in der Sitzung einen Schlaganfall erlitten hatte, für die tatkräftige Hilfe.

"Das Amt und die Familie belastet"

Danach übernahm Yvonne Nische das Wort: Die Staatsanwaltschaft ermittele auch gegen sie wegen der Ticket-Affäre. Sie habe die Geschäfte der Bezirksamtsleitung neben ihrer Arbeit als Sozialdezernention ausgeübt. Doch ihre Hoffnung, dass die Ermittlungen rasch abgeschlossen werden, habe sich zerschlagen. "Nach wie vor bin ich überzeugt, die gegen mich persönlich erhobenen Vorwürfe vollständig ausräumen zu können. Und ich trage mit allen mir zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zur Aufklärung bei.“ Und Nische ergänzte: „Ich möchte vermeiden, dass der Zustand der Unklarheit das Amt und meine Familie belastet.“

Wie die für Bezirke zuständige Finanzbehörde am Abend mitteilte, werde kommissarisch Ralf Staack, derzeit noch Dezernent und stellvertretender Leiter des Bezirksamts Eimsbüttel, die Leitung des Bezirksamts Nord übernehmen.

Interims-Nachfolger für Hamburg-Nord gefunden

„Wir haben die heutige Erklärung von Yvonne Nische mit Bedauern und Respekt zur Kenntnis genommen“, sagte Finanz- und Bezirkssenator Andreas Dressel (SPD). „Ich danke Yvonne Nische für ihren Einsatz insbesondere in den letzten Wochen unter nicht ganz einfachen Rahmenbedingungen. Mit der Abordnung des sehr erfahrenen und kompetenten Kollegen Ralf Staack ins Bezirksamt Nord sorgen wir dafür, dass die Handlungsfähigkeit des Bezirksamtes auf der Leitungsebene weiter sichergestellt wird.“

Die Staatsanwaltschaft Hamburg ermittelt wegen der Affäre gegen mehrere Personen. Anklage wurde bereits gegen Elke Badde erhoben. Die ehemalige Staatsrätin der Finanz- und der Gesundheitsbehörde soll als Dienstvorgesetzte des damaligen Bezirksamtsleiters Harald Rösler zwei vom regulären Verkauf ausgenommene Tribünenkarten einschließlich vergünstigter Gebühren für 357,50 Euro von Rösler gekauft haben.

Vorwurf bei Bezirksamtschef: Bestechung und Bestechlichkeit

Röslers Karten-Deal mit dem Veranstalter wird derzeit von der Staatsanwaltschaft untersucht. Er ist mittlerweile in den Ruhestand gegangen. Badde soll auch ein Schreiben für eine Erlaubnis zu Röslers Konzertbesuch nachträglich rückdatiert haben.

Der Hauptvorwurf bei Rösler lautet, dass er im Gegenzug für die Konzerterlaubnis vom Veranstalter FKP Scorpio 100 Freikarten für das Bezirksamt und 300 Vorzugskarten verlangt habe. Bestechung und Bestechlichkeit stehen im Raum, für die betroffenen Beamten auch Vorteilsnahme.