Hamburg. Der Festakt mit Olaf Scholz und Schmidts Tochter war dem favorisierten Stil Helmut Schmidts angepasst: bodenständig, bescheiden.

Wer künftig in Fuhlsbüttel startet, hebt auf Helmut Schmidt ab – zumindest die Bezeichnung des Flughafens betreffend. Dieser trägt seit Donnerstag den Namen des genau ein Jahr zuvor verstorbenen Staatsmanns: Hamburg Airport Helmut Schmidt. In Anwesenheit seiner Tochter Susanne Schmidt, politischer Prominenz und langjähriger Weggefährten wurde die Namensergänzung mit einem Festakt zelebriert.

Die Würdigung im hoch gelegenen Dock des Terminals 2 war dem favorisierten Stil des Paten angepasst: bescheiden, bodenständig, hanseatisch. „Wenn Helmut Schmidt als Hamburger dies zu Lebzeiten gesehen hätte, wäre er von Zufriedenheit und einem gewissen Stolz erfüllt gewesen“, vermutete sein früherer Leibarzt und Vertrauter Professor Heiner Greten. Gemeint war nicht nur der Festakt an sich, sondern auch eine Dauerausstellung auf der Galerieebene, die dem ehemaligen Bundeskanzler gewidmet ist. Ab sofort kann sie von jedermann besucht werden.

Ein Denkmal ohne pompöse Büste

Damit ist ein Paket geschnürt, das dem Ehrenbürger an markanter Stelle seiner Heimatstadt ein Denkmal setzt und dabei ohne eine pompöse Büste auskommt. So etwas wäre partout nicht nach Schmidts Geschmack gewesen. 85 Zentimeter hohe Buchstaben an der südlichen Pier sind das Höchstmaß der Gefühle. Zwei Verkehrsschilder auf den Zufahrtswegen zeigen den Patron des Flughafens so, wie ihn die Hamburger in Erinnerung haben: selbstbewusst, mit Haifischlachen und Helgoländer Lotsenmütze.

Aufkleber an den Ein- und Ausgängen der Terminals sowie Tafeln in der Airport Lounge erinnern an den Politiker und Vielflieger. Dagegen ist eine Fotobox in Terminal 1 nur für zwei Wochen aufgestellt. Wer sich darin ablichten lässt, sitzt quasi im Inneren von Helmut Schmidts Büro. Dies ist die einzige Spielerei in der ansonsten staatstragenden Dokumentation zu Ehren des Verstorbenen.

Scholz: Helmut Schmidt war "Vordenker der Globalisierung"

„Es erfüllt mich mit großer Freude, den Namenszug Helmut Schmidts an unserem Flughafen zu sehen“, sagte Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) zu Beginn der Feststunde. „Wie ein guter Freund wird er uns Reisende nun fortan verabschieden und begrüßen.“ Kurz und knapp schilderte Scholz das visionäre Wirken des Verkehrsdezernenten Schmidt für den Luftfahrtstandort Hamburg.

Genüsslich zitierte er den seinerzeit 30-jährigen Amtsleiter: „Außer dem Hafen und den Freudenhäusern gehörte alles andere mir.“ Wie so oft sei nicht ganz klar gewesen, wie viel davon ernst oder ironisch gemeint war. Als „Vordenker der Globalisierung“ habe Helmut Schmidt die Entwicklung des Flughafens bereits in den 1950er-Jahren vorausgesehen. Bürgerschafts-Vizepräsidentin Barbara Duden (SPD) und der parteilose Wirtschaftssenator Frank Horch spendeten ebenso Beifall wie die Fraktionsvorsitzenden von SPD und CDU, Andreas Dressel und André Trepoll.

Schmidts Freund Professor Manfred Lahnstein, früher Minister in Bonn, fügte augenzwinkernd hinzu: „Helmut hätte es gefreut, dass der Vorschlag zur Namensergänzung von den Jusos kam – weil damit früher nicht zu rechnen war.“ Einstmals hatte sich Schmidt heftige Scharmützel mit den jungen Wilden in seiner Partei geliefert.

„Mit der Ausstellung würdigen wir das Lebenswerk von Helmut und Loki Schmidt“, sprach Flughafen-Chef Michael Eggenschwiler ins Mikrofon, „und geben auch unseren Passagieren und Besuchern einen Platz, um dieser beiden großen Hanseaten zu gedenken.“ Als Nachbarn aus dem Neubergerweg in Langenhorn zählte das Ehepaar zu den Nutzern und Förderern des nahegelegenen Airports.

Der Mann im Hintergrund kannte Schmidt am besten

Nach diesen Worten enthüllten Olaf Scholz und Michael Eggenschwiler zwei überdimensional große Portraitfotos der geehrten Persönlichkeit, die am Geländer der Galerie in Terminal 2 den Weg zur Ausstellung und in die Restaurants weisen. Beide sind Schwarzweiß und kontrastreich. Ein Bild zeigt Helmut Schmidt energiegeladen im Jahr 1960, das andere den Mann mit Mütze von 1983, also kurz nach Ende seiner Kanzlerschaft. Gut getroffen.

Die Ausstellung selbst besteht aus vier großformatigen Säulen seines Lebens. Sie beschreiben Helmut Schmidt als Staatsmann, Flughafennachbarn, Freund der Luftfahrt und Hamburger Bürger. Zu sehen sind Fotos, handschriftliche Dokumente (verfasst mit grünem Filzstift, versteht sich!) sowie Zeitungsausschnitte aus einer bewegenden Ära deutscher Geschichte. An zwei Stehpulten aus Stahl können Besucher in Alben blättern. Susanne Schmidt, die mit Ehemann Brian Kennedy nach Hamburg geflogen war, fand sich auf Motiven aus früheren Jahren wider.

Als es sodann ans Büffet mit Labskaus, Frikadellen und Leberwurststullen ging, stand ein Mann dezent im Hintergrund: Ernst-Otto „Otti“ Heuer. Der pensionierte Kriminalhauptkommissar hatte Helmut Schmidt 26 Jahre als Leibwächter gedient und anschließend bis zum Tod des Altkanzlers in dessen Hausbar („Kneipe“) gearbeitet – unter anderem bei 180 legendären Freitagsgesellschaften. Niemand weiß besser als „Otti“, warum Helmut Schmidt so inbrünstig auf seinen Flughafen abfuhr.