Hamburg. Veranstalter zieht Vergleich zum Eppendorfer Landstraßenfest und beklagt, es werde mit “zweierlei Maß“ gemessen.
Es sollte die Wiederbelebung eines Straßenfestes werden. Lange hatten sich Anwohner und Gewerbetreibende in Winterhude auf das diesjährige Mühlenkamp-Fest vorbereitet. Geplant war ein buntes Programm aus Musik und Tanz, Flohmarkt, Gastronomie und Kunsthandwerkmarkt, das zum ersten Mal seit neun Jahren wieder zwischen Semperstraße und Körnerstraße sowie in den Nebenstraßen stattfinden sollte. Doch knapp zwei Monate vor dem Termin am 10. und 11. September hat der Veranstalter das Mühlenkamp-Fest nun abgesagt.
Grund dafür sind behördliche Auflagen. "Die Polizei hat dem Konzept nicht zugestimmt", sagt Bernd Kroll, erster Vorsitzender der "Interessengemeinschaft rund um den Mühlenkamp". Zwar habe das Bezirksamt Nord dem Veranstalter bei der Vorlage des Konzeptes vor einigen Monaten grünes Licht signalisiert. Die Verkehrsabteilung des für die Prüfung zuständigen Polizeikommissariats 33 sah das allerdings anders. So müsste für das Fest der gesamte Mühlenkamp gesperrt werden. "Wichtige Fluchtwege wären nicht gegeben", sagt Polizeisprecherin Tanja von der Ahé. Der Durchgangsverkehr vom Poelchaukamp zur Semperstraße müsste umgeleitet werden, ebenso der Busverkehr des HVV und der Stadtrundfahrten. "Durch die Sperrung würden außerdem etwa 400 Parkplätze entfallen", so von der Ahé. Diese müsste der Veranstalter Anwohnern und Besuchern des Straßenfestes aber bereitstellen.
"Warum an der Eppendorfer Landstraße möglich?"
"Die Forderungen sind für uns völlig unverständlich und nicht umsetzbar", sagt Kroll. Die Enttäuschung im Quartier sei groß. So habe der Veranstalter unter anderem etwa ein geplantes Kinderballett absagen müssen. Zudem bleibe man auf bereits entstandenen Kosten sitzen. "Wir haben nicht mit neuen Spielregeln der Polizei gerechnet", sagt Kroll, der selbst Unternehmer am Mühlenkamp ist. Das Fest habe an gleicher Stelle bereits in der Vergangenheit erfolgreich über Jahre stattgefunden. "Nie gab es von den Behörden etwas daran auszusetzen." Eine von der Polizei vorgeschlagene Alternative, das Straßenfest in die Gertigstraße zu verlegen, lehnt die Interessengemeinschaft ab. "Zum einen reicht der Platz dort nicht aus, zum anderen würde die Verlegung für Unfrieden unter Anwohnern und auch Gewerbetreibenden sorgen", sagt Kroll.
"Es wird hier mit zweierlei Maß gemessen"
Was den Verein besonders ärgert: "An anderen Standorten wie der Langen Reihe oder der Eppendorfer Landstraße finden Straßenfeste auch auf der gesamten Länge statt", sagt Kroll. Polizeisprecherin von der Ahé hat dafür keine Erklärung: "Wahrscheinlich sind die Gegebenheiten dort anders." Doch das will die Winterhuder Interessengemeinschaft nicht hinnehmen. "Es kann nicht sein, dass hier mit zweierlei Maß gemessen wird", sagt Kroll. Das Bezirksamt konnte auf Abendblatt-Anfrage zunächst keine Auskunft dazu geben.
IG droht mit Verwaltungsgericht
In zwei Jahren wird der Mühlenkamp 300 Jahre alt. Spätestens zu diesem Anlass soll es ein Mühlenkamp-Fest geben, sagt Kroll. Bereits nach der diesjährigen Sommerpause will die Interessengemeinschaft ihren Antrag für 2018 einreichen – und ihre Pläne dann notfalls auch beim Verwaltungsgericht durchsetzen.