Hamburg. 40 Millionen Euro wurden allein in die Verwaltung investiert. Doch nicht alles war sorgenfrei bei der Eröffnung und Weihnachtsparty.
1897 erfand der Hamburger Forscher E. Lindemann einen mit „feinem Kupferdrahtgeflecht“ ausgekleideten Schlauch und führte ihn vorsichtig in die Eingeweide seiner Patienten ein. Dem Hanseaten gelangen so die ersten Aufnahmen des Magens. Gut 20 Jahre später übernahm Philips die Firma C.H.F. Müller in Fuhlsbüttel, einen Pionier für Röntgengeräte. Mit diesem Zukauf begründete der Glühbirnenhersteller seine weltweiten Erfolge in der Medizintechnik.
1000 Mitarbeiter finden in dem Glasbau Platz – ohne Schreibtisch
Am Donnerstag schrieben die Niederländer diese Geschichte in Hamburg fort – sie eröffneten ihre neue Deutschland-Zentrale an der Röntgenstraße. Ein Glasbau bietet hier Platz für 1000 Mitarbeiter, die nun direkt neben dem traditionsreichen Medizingerätewerk in moderne Büros einziehen. Zuvor war der Sitz der Verwaltung in St. Georg, der Mietvertrag läuft im laufenden Jahr aus. „Jedes Jahr meldet Philips in Hamburg mehr als 100 Patente an und produziert hier Bauteile und Geräte für die ganze Welt“, würdigte Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) das Unternehmen, das 40 Millionen Euro in seine Verwaltung investiert hat.
So sehen die neuen Büros bei Philips aus
Philips übernimmt den Bau von Entwickler ECE und hat mit der Projektgesellschaft einen Mietvertrag über 15 Jahre abgeschlossen. Auch in die bisherigen Gebäude der knapp 100 Jahre alten Fabrik hat Philips investiert. Zehn Millionen Euro flossen in eine modernere Kantine, eine Konferenzetage und ein Parkhaus für 500 Fahrzeuge. Die Büroräume verfolgen das Konzept, dass die Mitarbeiter keinen eigenen Schreibtisch mehr haben und selbst der Chef auf ein eigenes Büro verzichtet. So will Philips die Kommunikation zwischen den Abteilungen fördern. Zugleich bieten Rückzugsbereiche Platz zum entspannten Arbeiten. Sie sind typisch hamburgisch eingerichtet, mit Strandkörben, bunten Fassaden wie auf dem Kiez und Relaxzonen wie im Stadtpark. „Wir haben hier die ganze Stadt in einem Gebäude“, sagt Peter Vullinghs, Deutschland-Chef von Philips.
Hunderte Beschäftigte der Lichtsparte bangen um ihren Job
Zur Feier des Tages waren am Morgen nicht nur eine Reihe geladener Gäste in das sechsstöckige Gebäude gekommen. Am Nachmittag feierten 1800 Mitarbeiter am Standort mit einer Weihnachtsparty ihre neue gemeinsame Heimat. Hunderte Beschäftigte der Lichtsparte blicken derweil sorgenvoll in die Zukunft: Philips spaltet den Bereich ab. Die Sparte könnte verkauft werden oder an die Börse gehen.