Eppendorf. Saunameister Sascha Hoffmann liefert Top-Aufgüsse inklusive Spruchfeuerwerk. Jetzt fährt er zur WM, sein (nackter) Chef ist begeistert.

Zu Beginn der dritten Runde hält es den beleibten Herrn in der obersten Reihe nicht mehr. „Sascha, du bist ein Saunagott“, stößt er wohlig hervor. In seiner Meditationspose erinnert er jetzt wie viele der schwitzenden Gäste auf den Holzbänken an eine selig lächelnde Buddha-Figur. „Mien Jung, mien Jung“, wehrt Sascha Hoffmann, Saunameister im traditionsreichen Eppendorfer Holthusenbad, auf Plattdeutsch kopfschüttelnd ab – und fächert mit seinem selbst genähten Wachelhandtuch dem Herrn eine Extraportion heiße Luft zu.

Als Saunagott würde sich Hoffmann, der in jungen Jahren als Animateur auf Kreta tätig war, nie bezeichnen. Lieber als „lustigen Hamburger Vogel, der bei der Sauna-Weltmeisterschaft in der Eifel mitmachen darf“. Die Qualifikation für die WM an diesem Wochenende gelang ihm bei den Deutschen Meisterschaften im September an dem Ort, zu dem er nun erneut aufbricht: der Eifel-Therme Zikkurat in Mechernich.

Bäderland ist begeistert

Sein Arbeitgeber Bäderland hatte von der Veranstaltung gehört und startete betriebsintern einen Vorwett­bewerb. Zehn Angestellte zelebrierten vor der eigenen Fachjury ihre Aufgusskünste. Hoffmann, seit neun Jahren bei Bäderland angestellt, siegte. „Das war das erste Mal, dass ich meinen Geschäftsführer nackt gesehen habe“, sagt Hoffmann lachend. „Es war für uns alle eine wirklich witzige Aktion.“

In der Eifel landete Hoffmann dann einen Überraschungscoup. Er begeisterte die Saunafans und die Fachjury mit seinem hanseatischen Auftritt. Als Matrose verkleidet, brachte er die Gäste beim Elbduft-Aufguss auf einer simulierten Hafenrundfahrt mit Hans Albers und Heidi Kabel zum Schunkeln, schüttete einem vorlauten Gast, der ihn mit einem Eisstück beworfen hatte, zur Freude des Publikums einen Eimer Wasser über den Kopf („Du hast Pech mit mir. Einen echten Hamburger bewirft man nicht, ohne dass was zurückkommt“), verteilte kleine Enten und Schlüsselanhänger, brannte ein wahres Sprüchefeuerwerk ab und entließ die verzückten Mechernicher nicht, ohne jeden mit einem selbst belegten Fischbrötchen zu verköstigen. Sein Lohn: Rang drei in der Gesamtwertung und der Titel des besten deutschen Entertainers.

Konkurrenz aus 45 Nationen

„Wir sind sehr stolz auf Sascha. Er ist ein hervorragender Kollege und toller Aufgießer. Er reagiert spontan auf die Leute, ist witzig und vergisst nie den medizinischen Teil. Er macht den Menschen Freude und tut etwas für ihre Gesundheit. Für die WM drücken wir ihm alle die Daumen“, sagt Julie Kowollik, Saunabeauftragte im Holthusenbad.

Dort wird sich Hoffmann der Konkurrenz von Aufgießern aus 45 Nationen erwehren müssen. Schon bei den Deutschen Meisterschaften staunte er nicht schlecht. „Disco-Aufguss mit Nebelmaschine und Powerwedeln, Eis­königinnen-Aufguss mit Schwarzlicht, Der-mit-dem-Wolf-tanzt-Aufguss – es ist unglaublich, was es alles gibt. Den dreifachen Weltmeister Dirk van Offel aus Belgien habe ich mir im Netz angesehen. Der wedelt mit Handtüchern wie ein Pizzabäcker und macht dabei fast noch Handstand. Eine perfekte Choreografie.“ An den Titelgewinn glaubt Hoffmann deshalb nicht: „Ich mache das aus dem Bauch, möchte Spaß haben und den Leuten was Gutes tun.“ So wie im Holthusenbad.