Hamburg. Gewerkschaft erklärt Ausstand für beendet. In Fuhlsbüttel sind 27 von 32 geplanten Flügen ausgefallen. 7000 Passagiere betroffen.

Nach dem Abbruch des Pilotenstreiks bei der Lufthansa sollen die Flüge der Airline auf dem Hamburger Flughafen von heute an wieder planmäßig abgewickelt werden. Die Lufthansa erklärte am Mittwoch, sie werde am Donnerstag den Flugplan zu nahezu 100 Prozent erfüllen.

Am Mittwoch fanden wegen des Ausstandes der Piloten auf den Kurz-und Mittelstrecken nur drei der 18 ursprünglich geplanten Hin- und Rückflüge zwischen Hamburg und Frankfurt statt. Zwischen Hamburg und München flog das Unternehmen nur zwei Mal, für gewöhnlich gibt es wochentags 14 Hin- und Rückflüge. Betroffen waren nach Angaben der Lufthansa allein in Hamburg etwa 7000 Passagiere.

Vor den Lufthansa-Schaltern in Fuhlsbüttel versammelten sich am Mittwochmorgen jedoch nur wenige Passagiere. „Die Kunden wurden über den Streik informiert“, sagte ein Lufthansa-Sprecher. Weil für gestrichene Flüge keine Start-, Lande- und Passagiergebühren fällig werden, wirkt sich der Ausstand auch auf die Betreibergesellschaft des Flughafens aus. „Ein Streik wie am Mittwoch bei der Lufthansa bedeutet für uns eine Umsatzeinbuße von etwa 80.000 bis 100.000 Euro“, sagte Hamburg-Airport-Sprecherin Stefanie Harder dem Abendblatt.

140.000 Passagiere bundesweit vom Streik betroffen

Obwohl das Landesarbeitsgericht Hessen den Streik der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) bereits am Mittag für rechtswidrig erklärt hatte und VC ihn kurz darauf für beendet erklärte, blieb die Lufthansa bei ihrem vorbereiteten Notflugplan. Bundesweit fielen etwa 1000 von 1520 geplanten Flügen aus. Ein Unternehmenssprecher sagte, die Crews könnten nicht rechtzeitig zusammengeholt werden. Deutschlandweit waren etwa 140.000 Passagiere betroffen.

Das Landesarbeitsgericht Hessen gab einem Eilantrag der Lufthansa auf eine einstweilige Verfügung gegen den Streik statt. Das Arbeitsgericht Frankfurt hatte das am Abend zuvor noch abgelehnt. Die nächsthöhere Instanz aber folgte der Argumentation des Konzerns, dass der Streik nicht in erster Linie bessere Bedingungen der Piloten zum Ziel habe, sondern sich auch gegen den geplanten Billigflieger Eurowings richte. Das sei jedoch eine unternehmerische Entscheidung und nicht Gegenstand von Tarifverhandlungen.

Die Lufthansa erwägt nun, einen höheren Schadenersatz von der Gewerkschaft zu fordern. Der Konzern prüfe, die bestehende Klage auf 60 Millionen Euro Schadenersatz zu erweitern, sagte Konzernpersonalchefin Bettina Volkens. Zugleich bot sie die Rückkehr an den Verhandlungstisch an: „Die Lufthansa ist jederzeit bereit, die Tarifverhandlungen mit der Vereinigung Cockpit wieder aufzunehmen.“

Berufung gegen Urteil ist nicht zugelassen

„Wir sind vollkommen überrascht“, sagte VC-Sprecher Markus Wahl. „Wir müssen zunächst die schriftlichen Urteilsgründe analysieren und schauen, was das für uns bedeutet.“ Einen zeitlichen Rahmen dafür nannte er nicht, so das unklar ist, ob und wann erneut zu einem Streik aufgerufen wird.

In dem Urteil wird der Streik als „evident rechtswidrig“ bezeichnet, Berufung ist nicht zugelassen. Knackpunkt für den Richter war vor allem die VC-Forderung nach einem Stopp der Verlagerung von Arbeitsplätzen im Zuge des neuen Eurowings-Konzepts als Vorbedingung für Gespräche zu den eigentlichen Tarifthemen. Es sei davon auszugehen, dass auch für eine Mitbestimmung beim „Wings“-Konzept gestreikt werde, erklärte das Gericht. Dies sei kein tariflich regelbares Ziel.

Aus Sicht der Lufthansa-Spitze ist der rasche Ausbau der Tochter Eurowings überlebenswichtig, um den Vormarsch der Billigrivalen wie Ryanair und Easyjet zu stoppen. Bei Eurowings werden Piloten deutlich weniger verdienen als bei der Lufthansa.