Schüler des Heilwig-Gymnasiums in Alsterdorf befragten bei der Diskussionsreihe zur Bürgerschaftswahl fünf Nachwuchspolitiker. Statt um Inklusion und die Frauenquote ging es vor allem um Drogen.

Hamburg. Es sollte auch um Inklusion gehen, um die Frauenquote und um Gleichberechtigung – um die offene Gesellschaft. Bei der Podiumsdiskussion gestern Morgen in der Aula des Heilwig-Gymnasiums in Alsterdorf bissen die rund 150 Schüler sich aber an der Frage fest, ob der Konsum von Cannabis erlaubt sein sollte. „Man wird ja nicht vom Veganer gleich zum Crystal-Meth-Konsumenten“, hatte Steven von Bargen von den Jungen Sozialdemokraten gesagt. Er war gemeinsam mit vier Nachwuchspolitikern der anderen Parteien auf dem Podium, um sich der Diskussion mit den Schülern zu stellen. Mit der Bürgerschaftskampagne „It’s your choice“ tourt die Agentur DSA youngstars durch Hamburger Schulen. Ziel ist es, die wahlberechtigten Schüler zu bewegen, am 15. Februar zur Bürgerschaftswahl zu gehen.

Die vegane Ernährung im Zusammenhang mit harten Drogen wie Crystal Meth zu erwähnen, kam bei den Schülern gar nicht gut an. Mit seinem wohl unbeabsichtigten aber dennoch unglücklichen Vergleich sorgte Steven von Bargen für Empörung bei den Elft- und Zwölfklässlern. Was der 28-Jährige deutlich machen wollte: Er spricht sich klar gegen die Legalisierung von Cannabis aus, weil diese für ihn eine Einstiegsdroge ist. „Wenn Cannabis in speziellen Drogenläden verkauft wird, ist der Jugendschutz nicht gewährleistet“, sagte er. „Dann kauft eben der ältere Bruder für den jüngeren ein, so wie das bei Alkohol und Zigaretten der Fall ist.“

Das sehen Zaklin Nastic (Linksjugend), Sebastian Naujoks (Junge Liberale) und Maximilian Bierbaum (Grüne Jugend) anders, deren Parteien für die Freigabe von Cannabis sind: „Wir setzen uns für die Legalisierung ein. Solange du das Zeug auf dem Schwarzmarkt bekommst, besteht die Gefahr, dass du auch schneller an andere härtere Drogen kommst“, sagte Bierbaum. Er fordert die kontrollierte Abgabe von Cannabis. Verbote brächten nichts. Er nennt die USA als Beispiel: Dort ist der Verkauf von Alkohol an junge Erwachsene unter 21 Jahren verboten, „dadurch bekommt er aber einen so hohen Stellenwert, dass die trotz des Verbotes saufen“, sagt der 23-Jährige. Das habe er in den USA erlebt. Für die Einführung nicht kommerzieller Cannabis- Clubs tritt Zaklin Nastic ein.

Für Robin, 18 Jahre, aus der 12. Klasse könnte Cannabis eine Pufferfunktion übernehmen zu härteren Drogen. „Sehen Sie das auch so?“, wollte er von den Politikern auf dem Podium wissen. Tobias Lücke von der Jungen Union hält Cannabis für eine gefährliche Einstiegsdroge und ist gegen die Legalisierung. „Das erleichtert den Weg zu härteren Drogen“, sagte er. „In meiner Schulzeit haben sich Schulkameraden das Gehirn weggekifft und das Abi nicht geschafft.“

Etwas mehr wissenschaftlich fundierte Kenntnisse und weniger persönliche Erfahrungsberichte haben sich die Schüler von den Nachwuchspolitikern bei der Frage nach der Gefährlichkeit von Cannabis gewünscht. „Wo bleibt die Wissenschaft, was haben Meinungen hier zu suchen? Kann mich ein Politiker wirklich mehr überzeugen als ein Wissenschaftler?“, fragte Nick, 18, aus der 12. Klasse. Bjarne, 17: „Warum kann Cannabis nicht auf medizinischer Basis als Schmerzmittel legalisiert werden?“ Und Henry, 17, wollte wissen: „Müssten nicht auch Alkohol und Tabak in speziellen Drogen-Geschäften angeboten werden?“ Wo sei denn der Unterschied zwischen einer illegalen Droge wie Cannabis und den legalen Drogen wie Alkohol und Zigaretten? Tobias Lücke, Junge Union: „Ich halte es für falsch, Alkohol, Cannabis und Nikotin gleichzusetzen. Ich halte Cannabis für gefährlicher als Tabak und Alkohol, Cannabis darf nicht verharmlost werden.“

Für das Thema Frauenquote blieb wenig Zeit. „Ich bin gegen die Frauenquote“, sagte Johanna. „Es soll darum gehen, wer den Job am besten macht.“ Diese Auffassung teilt sie mit Junge-Union-Mann Lücke: „Es kommt auf die Qualifizierung an, nicht auf das Geschlecht. Wir lehnen die Quote ab.“ Die Vertreter der Grünen und der Linken dagegen halten die Frauenquote für notwendig, um die alten Strukturen aufzubrechen. „Der große Mythos ist die Gleichberechtigung“, sagte Zaklin Nastic (Linksjugend). „Frauen haben bessere Abschlüsse und trotzdem sind sie seltener in Führungspositionen.“