Aussichtsplattform nach Dachsanierung neu eröffnet. Umbau und Erweiterung des Gebäudes kosten 7,5 Millionen Euro. Doch Baubeginn ist ungewiss.
Hamburg. Der Chef macht noch ein paar Handyfotos. So oft kommt selbst Thomas Kraupe nicht hier hoch. Doch jetzt, da der erste Schritt auf dem Weg zur Sanierung des Planetariums gemacht und das neue Kupferdach komplett ist, war die Gelegenheit günstig. „Stimmungsvolle Bilder“, habe der Geschäftsführer des Planetariums aus 60 Meter Höhe vom Hamburger Panorama gemacht. „Sind schön geworden.“
Schön geworden ist auch das neue Dach seines Hauses, das Kraupe am Mittwoch präsentierte. Zumal die darunter liegende Aussichtsplattform nun auch wieder für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Über der Plattform sind 600 Quadratmeter Außenkuppel nach fast sechs Monaten Bauzeit in frisches Kupfer gehüllt. 800 maßgebogene Einzelplatten mussten dafür angebracht werden. Das Ganze war 1,15 Millionen Euro teuer. „Aber wir sind bei dieser Einzelmaßnahme im Kosten- und Zeitrahmen geblieben“, sagt Michael Jenke, kaufmännischer Leiter des Planetariums. Bis das Kupfer die charakteristische Patina ansetzt, dauere es allerdings einige Jahre.
„Wir freuen uns, dass diese notwendigen Arbeiten abgeschlossen sind“, sagt Planetariumschef Thomas Kraupe. Das alte Dach war mit der Zeit undicht geworden, das beliebte Ausflugsziel drohte feuchte Wände zu bekommen. „Für die Zukunft des Planetariums war das ganz wichtig“, sagt Kraupe, denn die Kuppel war nur der Anfang.
Die 80 Jahre alte städtische Einrichtung hat sich in den vergangenen Jahren zur erfolgreichsten ihrer Art in Deutschland entwickelt. Laut Kraupe werde dringend mehr Platz für eine zeitgemäße Präsentation benötigt, um den deutschen Spitzenplatz vor dem Bochumer Planetarium mit jährlich etwa 200.000 Besuchern zu festigen. Im Jahr 2015, nach den Feiern zum 100-jährigen Bestehen des Stadtparks, soll deshalb weiter ausgebaut werden. Gut 1700 Quadratmeter Fläche und ein zusätzliches Geschoss sollen dann im Sockel des Turms hinzukommen.
Unter anderem wird eine neue Gastronomie mit Außenfläche einziehen. Ein eigener Seminarraum ist geplant und ein größerer Shop. Kurz: Alles, woran es bisher mangelte. Kraupe: „Wenn man uns mit anderen Planetarien oder Museen vergleicht, ist etwa der Eingangsbereich nicht mehr auf dem Stand der Zeit.“ Das beginne bei der nicht gewährleisteten Barrierefreiheit und ende bei den Büros der Mitarbeiter. „Das ist alles eine Grundvoraussetzung, um weiter erfolgreich bestehen zu können“, sagt Thomas Kraupe. Bisher erwirtschaftet das Planetarium mit mehr als 300.000 Besuchern jährlich eine hohe Kostendeckung von rund 90 Prozent.
Entgegen der ersten Ankündigung musste das Planetarium während der Dachsanierung nicht komplett schließen, lediglich die Aussichtsplattform war nicht zugänglich. Der Knackpunkt der weiteren Sanierung ist allerdings eine Kostensteigerung. Im November musste Kultursenatorin Barbara Kisseler (parteilos) gegenüber der Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (SPD) zugeben, dass die Sanierung des Sockels um mehr als die Hälfte teurer werden könnte. Statt 4,9 werde nun mit 7,5 Millionen Euro gerechnet. Unter anderem sei bei der Planung vergessen worden, einen Halt für den Aufzug im Foyer einzuplanen. Auch bei der Lüftungsanlage und bei dem Umzug der Planetariumstechnik, der fast eine Million Euro kostet, musste nachgebessert werden.
Enno Isermann, Sprecher der Kulturbehörde, sagte: „Die Gründe sind zuvor nicht ausreichend berücksichtigte technische Anforderungen, die sich insbesondere aus der historischen Bausubstanz des Planetariums ergeben.“ Möglicherweise könne aber mit dem Sanierungsfonds ausgeholfen werden, kündigte die regierende SPD an. Der Sanierungsfonds Hamburg 2020 wurde im Juli um weitere 90 Millionen Euro auf nun 180 Millionen Euro erhöht.
Wann genau der weitere Umbau beginnt, ist noch offen. Dabei ist er bei Weitem nicht der erste: Ursprünglich war das Planetarium im westlichen Teil des Stadtparks 1910 von Baudirektor Fritz Schumacher als optisch-markanter Wasserturm geplant worden. Schon 1924 musste das Gebäude wegen zu geringen Wasserdrucks außer Dienst gestellt werden. Inspiriert vom Zeiss-Planetarium in Jena wurde 1930 das Planetarium darin eröffnet. Bereits 1931 kamen mehr als 100.000 Besucher. Zuletzt wurde das Planetarium 2002 für einen Umbau geschlossen – vor allem, um neue Technik zu installieren.